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Theodor Storm

Von Feierabend-Mitglied Mittwoch 04.09.2024, 13:32 – geändert Mittwoch 04.09.2024, 13:33

Heiligenstadt, Oktober 1863
Freitag abend nach 5 Uhr

Mir ist dieser Tage mitunter gewesen, als sei etwas von mir gerissen, was zu mir gehörte, und als blute ich aus verschiedenen Wunden. Und doch wird einer von uns einmal seines Genossen beraubt, unkundig, was aus ihm geworden, vielleicht noch lange Jahre und Tage umherwandern müssen. Neues an sich und an der Welt erfahren, wovon der andere vielleicht keine Ahnung gehabt. Möge ich nicht der sein, mein grübelndes Gehirn würde die Fragen nicht aushalten. „Wo ist sie?“ „Ist sie noch?“ Kann sie deiner noch gedenken und gedenkt sie noch?“ „Sehnt sie sich und leidet sie wohl gar?“ „Oder ist sie dir so weit vorausgeflogen, dass du sie nie mehr einzuholen vermagst?“
Ich würde kaum mehr für die Mitlebenden taugen, denn wie schon jetzt im Leben und mit dem Schwinden der Jugend und des Lebens meine Sehnsucht, Dich zu haben und zu halten immer stärker geworden ist, so würde es mich nach Deinem Tode, wenn ich den erleben sollte, wohl ganz dahin nehmen.
Meine geliebte Frau, lass uns unsere Hände fest zusammenschließen, solange sie sich noch erreichen können. Wenn Du es gern hörst, so will ich es Dir auch heut noch sagen: auch diesmal wieder wirst Du wie eine Braut von mir erwartet. Nein, noch weit sehnsüchtiger ....... Der Schluss fehlt.

Storm musste tatsächlich seine Frau zu Grabe tragen, nachdem sie nach der Geburt ihres 7. Kindes an Kindbettfieber gestorben ist. Seine in dieser Zeit verfassten Gedichte sind das Berührendste das er je geschrieben hat.

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