Unterschiedliche Wahrnehmungen

Kleine Episode aus dem Buch „Unterwegs notiert“ von Hans A. De Boer. Der Verfasser trifft bei seiner Afrikareise unterwegs einen Arzt mit seiner Frau. Der Arzt ist schon länger im Busch und kennt sich gut aus. Also:

„Kommen Sie“ fordert mich der Arzt auf, „schauen Sie sich einmal einen Pontok (Behausung der Buschleute) an“………
„Nun wie hat es Ihnen gefallen“ fragt mich die Frau des Arztes. Aufatmend wische ich mir den Schweiß von der Stirn. „Ich habe niemals in meinem ganzen Leben geahnt, dass es solchen Gestank überhaupt geben könnte.“
Die beiden wollen sich ausschütten vor Lachen, aber in Mrs. du Preez regt sich bald das Mitleid. Sie kramt aus ihrer Tasche ein Fläschchen Parfüm hervor und hält es unter meine strapazierte Nase. „Da nehmen Sie“. Ich reibe mir reichlich die Stirn ein und schütte ein paar Tropfen auf mein Taschentuch. Spaßeshalber halte ich das Taschentuch der Buschmannfrau hin, die meiner Tätigkeit mit sichtlichem Erstaunen folgt.
„Hier Mutti“, sage ich „riecht das nicht doch besser als das Parfüm deiner Behausung?
Sie bringt vorsichtig ihre Nase in die Nähe des Tuches und murmelt dann irgendetwas vor sich her.
„Was hat sie gesagt?“ frage ich den Arzt.
Der schlägt sich vor Vergnügen auf den Schenkel. „Es tut mir wirklich leid, aber ich muß Dich enttäuschen. Die Dame meinte soeben: Du stinkst!“