Weihnachtsbrief Maria Wedemeyer an Bonhoeffer
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Feierabend-Mitglied
17.12.2023, 13:23
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1943 schilderte Maria von Wedemeyer in einem Brief an ihren Verlobten (Dietrich Bonhoeffer) in allen Einzelheiten das Pätziger Christfest.
„Wir sind durchs Dorf gezogen und haben den alten Frauen und Männern und solchen, die einen besonderen Kummer hatten, Lieder gesungen und jedem ein Licht gebracht, damit die, die nicht mehr in die Kirche gehen konnten, auch ein Weihnachtsfest hatten. – Als es dann ganz dunkel war, gingen wir alle miteinander durch die große breite Kastanienallee zur Kirche.....
Die Pätziger Christvesper lieben wir alle sehr. Sie ist eigentlich nur die Weihnachtsgeschichte und viele, viele Lieder dazwischen ... Ach wärest Du hier – es wäre alles wieder gut ....
Ich hab, als die andern ins Bett gegangen waren – einen Weg durch den Park gemacht. Es ist tiefe, dunkele Nacht, und die Gedanken wandern weite Wege. Jetzt, da all der Jubel, die Freude, der Kerzenschein und auch die Unruhe und der Lärm des Tages vorbei sind und es still geworden ist, drinnen und draußen, da werden andere Stimmen wach. Stimmen und Klänge werden hörbar, die der Alltag Schweigen macht. Laute, die zu Dir gehen, und solche, die von Dir kommen. Der kühle Nachtwind und das Geheimnis der Dunkelheit kann die Herzen öffnen und läßt Kräfte hervor, die unbegreifbar, aber gut und tröstend sind.
Und noch eins;: weißt Du, dass die Toten die Nacht suchen, um zu den Lebenden zu sprechen. Weißt Du, dass sie wirklich Engel geworden sind, daß das gar kein Kleinkinderglaube ist, ich weiß es ganz sicher und Du mußt es auch wissen. Glaubst Du, dass es eine andere Tageszeit gäbe, die besser für Zwiegespräche geeignet wäre, als die Nacht. Sieh, darum hat auch Christus die Nacht gewählt um zu uns zu kommen – mit seinen Engeln“.