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Weihnachtsbrief R. M. Rilke

Von Feierabend-Mitglied Donnerstag 21.12.2023, 17:41

Westerwede bei Worpswede 21. Dez. 1901

Liebe Mama,

Weihnachten! Ich möchte Dir gern einen großen Weihnachtsbrief schreiben, aber in meiner neuen recht beneidenswerten Eigenschaft als Vater hab ich so viele Pflichten, dass ich Dir nur wenige innige Worte senden kann. Ich glaube, diesmal wirst Du es nicht so traurig und bange empfinden, dass ich zum 24. nicht nach Prag gekommen bin, da Du weißt, dass ich ein eignes Haus und eine liebe Frau und ein kleines Kindchen habe, für die ich wohl einen Christbaum schmücken darf. Ich bin nicht mehr allein! Das sagt alles! -

Ich werde um die Bescherungsstunde im Geiste bei Dir sein! Ich selber muß mit leeren Händen kommen, denn es geht nicht an, dass ich das kleine Buch "Die Letzten" als Gabe anrechne. Möchte es Dich ein wenig freuen, liebe Mama! Ausserdem folgen 2 Bilder von uns, die Du Dir gewünscht hast: so sind wir in diesen Stunden auch im Bilde um Dich und Du siehst uns, ein Stück unseres Hauses und unseres Landes wieder. Wie schön zu denken, dass Du das alles kennst.

Wir werden sobald es dämmert Bescherung machen und Clara wird dann schon im Zimmer herumgehen und unser liebes kleines Kindchen zum Christbaum tragen können.

Hab Dank für alles, alles Liebe! Wir denken innig Dein, liebe gute Mama! Herzlich küsst Dich

Dein dankbarer René

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