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Antworten die keine waren

Von Grunewaldturm Dienstag 09.12.2025, 08:28


Wer sich gestern Abend vor den Fernseher setzte, musste starke Nerven haben.
Um zu erfahren, was Bundeskanzler Friedrich Merz seinen Zuschauern im Studio und vor den Fernsehschirmen zu sagen hatte, wurde man gezwungen, etwas zu ertragen, das wie Information und eine demokratische Diskussion aussehen sollte, es aber in keiner Weise war.

Ich hoffe inständig, dass sehr viele von denen, die in ihrer heimischen Umgebung vor dem Gerät saßen und nicht von der persönlichen Nähe des Herrn Merz beeinflusst waren, sehr wohl unterscheiden konnten, was konstruktive Antworten und was leere ›Phrasendrescherei‹ war.

Gestern Abend wurde uns im Ersten Deutschen Fernsehen wieder einmal vor Augen geführt, wie schwer es ist, in Deutschland ehrliche Politik vorgesetzt zu bekommen.

Vor den Kameras saßen viele Menschen, die mit seriösen Anliegen gekommen waren, um ihre Fragen an den Bundeskanzler zu richten. Und wie nicht anders zu erwarten war, gab sich Friedrich Merz alle Mühe besonders eloquent zu wirken und seinen Gästen zu vermitteln, dass er auf jede einzelne Frage ehrlich antwortet.

Das ist für mich persönlich schon ein Widerspruch in sich. Ein Politiker, der in einem Auditorium steht und auf Fragen antwortet, kann schon deswegen nicht ehrlich sprechen, da er ja den Eindruck vermitteln will, von allem ein fundiertes Wissen zu besitzen. Er möchte persönlich wiedergewählt werden und dazu braucht er nicht zuletzt die Zustimmung aller Fernsehzuschauer.

Nun ja, er gab sich gestern Abend in Niederkassel am Rhein alle Mühe selbstkritisch zu wirken. Immerhin betonte er es immer wieder. Als er aber von einem Weinbauern aus Worms gefragt – wurde, weil er einmal seinen Vorgänger Olaf Scholz als „Klempner der Macht“ bezeichnet hatte, – „mit welchem Handwerker er sich vergleichen würde?“ Kam der sonst so schlagfertige Merz sofort ins Grübeln.
“Maurer? Gärtner? Sinnierte er“ und entschloss ich dann für den Maurer.

Danach legte er noch einen zu und sagte:“ wenn ich das mit dem Maurer sage, dann meine ich es fast ein bisschen ernst, das Fundament ist da, aber wir müssen wesentliche Teile des Hauses neu bauen.“

Und so ging es dann tatsächlich 1 Stunde lang weiter.

Um was es den Zuschauern auch immer ging: Krieg und Frieden, Wehrpflicht, die Situation von Gastronomen oder Hebammen, fehlende Landärzte oder die Rente – er hatte zwar nicht auf alle Fragen eine abschließende Antwort, wurde aber sehr nachdenklich, als ein Bürger aus Mecklenburg – Vorpommern ihm sagte: “Also ich würde mir wünschen, dass Sie mehr Mut haben, die Dinge deutlich zu machen, Ihre Ziele zu nennen und uns wirklich auch mal etwas zuzumuten mit der Perspektive, dass es dann wieder besser wird und nicht nur auf Partikularinteressen zu achten.“

Jemand fragte: Was ist ihr Zielbild, wie stellen sie sich unsere Gesellschaft vor? Auch hier gab es vom Kanzler eine seiner typischen Antworten: "Wir müssen eine leistungsfähige, demokratische, rechtsstaatliche Gesellschaft sein, wieder werden und bleiben. Das ist für mich sozusagen nach innen betrachtet. Nach außen betrachtet ein Land, das seine Freiheit und seinen Frieden verteidigt." »Geradezu unglaublich nichtssagend!«
Es wurden viele Fragen gestellt, auf die er mehr oder weniger immer die gleichen mehrdeutigen Antworten gab.

Er ist eben ein Politikprofi, ein Mann, der es gelernt hat, seine Zuhörer schon mit wenigen Worten zum Nicken zu bringen. Ob alle, nachdem sie den Saal verlassen hatten, immer noch glaubten, von ihm mit befriedigenden Informationen versorgt worden zu sein, wage ich zu bezweifeln. Er hat auf jeden Fall der Mehrheit der Zuschauer in Stadt und Land den Eindruck vermittelt, ein eloquenter Mann zu sein, der alles im Griff hat.

Das ist für mich keineswegs der Fall. Für mich hat er nur eines im Griff – zu verschweigen, was die eigentliche Ursache dafür ist, dass es, nicht nur zu einer maroden Infrastruktur, der Politikverdrossenheit der meisten Bürger und zu einer rechtsradikalen AfD Partei kam–.

Denn dafür müsste er hauptsächlich seiner eigenen Partei die Verantwortung zuweisen ...

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