Konrad Adenauer und Israel
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Samstag 20.09.2025, 07:57
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Im Februar 1946 schrieb Adenauer in einem Brief an einen katholischen Geistlichen in Bonn:
„Nach meiner Meinung trägt das deutsche Volk und tragen auch die Bischöfe und der Klerus eine große Schuld an den Vorgängen in den Konzentrationslagern. Richtig ist, daß nachher vielleicht nicht viel mehr zu machen war. Die Schuld liegt früher. Das deutsche Volk, auch Bischöfe und Klerus zum großen Teil, sind auf die nationalsozialistische Agitation eingegangen. Es hat sich fast widerstandslos, ja zum Teil mit Begeisterung gleichschalten lassen. Darin liegt seine Schuld.“
Adenauer bemühte sich auch tatkräftig um die Versöhnung mit den Juden. Ein anfänglicher, gemeinsam mit Hermann Josef Abs entwickelter Plan wurde wieder verworfen, da dieser eine Spende von zehn Millionen DM als ausreichend betrachtet und die Errichtung eines Krankenhauses in Israel als Entschädigung für angemessen gehalten hat.
1952 erfolgte das Luxemburger Abkommen mit dem gegründeten Staat Israel und war eine erste Geste der öffentlichen Entschuldigung. Und Adenauer setzt eine Wiedergutmachung von Milliarden voraus gegen den Widerstand des damaligen Finanzministers Fritz Schäffer, später erfolgten zudem noch Reparationszahlungen.
Im März 1960 traf sich Adenauer mit dem israelischen Ministerpräsidenten David Ben-Gurion und half bei der Integration in das Bündnis westlicher Staaten. Nach Aufnahme diplomatischer Beziehungen zu Israel reiste er als erster hochrangiger deutscher Politiker nach dem Holocaust nach Israel.
Diese Bemühungen mußte Adenauer fast mit seinem Leben bezahlen, am 27. März 1952 explodierte ein an ihn adressiertes Päckchen im Polizeipräsidium München, dabei wurde ein Polizeibeamter getötet. Dieser Tod war ursprünglich Adenauer zugedacht. Ermittlungen führten zu Splittergruppen der 1948 aufgelösten jüdischen Partisanen und Untergrundorganisation Irgun Zwai Leumi. Man beschloss allerdings das Beweismaterial geheim zu halten um keine antisemitischen Reaktionen in der Öffentlichkeit zu provozieren. Dafür war Ben-Gurion zeitlebens Adenauer dankbar und blieb ihm freundschaftlich verbunden.
1964 besuchte Paul VI als erster Papst nach dem Holocaust Israel und bezeichnete seinen Besuch als eine „spirituelle, demütige Pilgerreise“ ins Heilige Land.