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Rache und Widerstand nach dem Holocaust

Von Grunewaldturm Dienstag 07.10.2025, 07:05

In diesem Blogbeitrag werfe ich einen Blick auf die israelischen Brigaden, die im Zweiten Weltkrieg auf Seiten der Alliierten kämpften und denen dadurch ein unmittelbarer Eindruck von den Gräueltaten der Nazis an ihrem Volke vermittelt wurde. Dadurch muss in denen das Gefühl Rache nehmen zu wollen entstanden sein und so gründeten sie zu diesem Zweck eine Geheimorganisation, die sie Nakam (Rache; eigentlich Dam Yehudi Nakam, auf deutsch etwa – Das jüdische Blut wird gerächt werden) nannten.
Ihr Hauptziel war es, Rache für die unvorstellbaren Verbrechen des Holocaust zu üben und die Täter zur Rechenschaft zu ziehen.

Hier folgt ein kurzer Bericht von drei jüdischen Männern, die von einer solchen Racheaktion berichten.

„Bei der Aktion in Wien fuhren wir einen Wagen der Jüdischen Brigade, der wir angehörten. Statt des Davidsterns an den Uniformen trugen wir Armbinden der britischen Militärpolizei.“

Chaim Miller erzählt das mit fester Stimme, als falle es ihm nicht schwer, sich zu erinnern. Dabei ist das alles mehr als 60 Jahre her. Chaim Miller ist 76 Jahre alt und lebt in einem Kibbuz in der Nähe von Jerusalem; er arbeitet als Verwalter in einer Stahlfabrik. Alle Arbeiter des Unternehmens sind in seinem Alter – und Überlebende des Holocaust.

Sein Kamerad Dov Shenkal, 73, war damals, nach dem Krieg, in Wien dabei. Er erzählt: „Als wir zu dem Haus kamen, umstellten wir es. Und natürlich überprüften wir, ob es Hinterausgänge hatte. Dann sicherten wir die Eingänge und die Fenster.“

Wie Chaim Miller lebt Dov Shenkal in einem Kibbuz; anders als Chaim ist er ein eher introvertierter Mensch. Obwohl er perfekt Deutsch spricht, weigert er sich, die Sprache der Feinde zu benutzen.

Die Mission, die die Männer verband, nannten sie „Nakam“, was auf Hebräisch Rache heißt – es war ihr Wort für die Rache der Juden an Nazis in Österreich und Deutschland.

In jener Nacht im Juni 1945 kommt sie über einen Vorort von Wien. Dort suchen die Männer einen Nazi, von dem sie zu wissen glauben, dass er Mitverantwortung trägt an der Shoah, der Vernichtung der Juden. Als Soldaten der Jüdischen Brigade sind sie Teil der britischen Besatzungsarmee. Sie vertrauen auf die Autorität ihrer Uniform, um wenigstens einige der Gräuel zu sühnen, die die Nazis ihrem Volk angetan haben. Sie tun das nachts und illegal, ohne das Wissen ihrer Vorgesetzten.

Auch der dritte Mann der Rächergruppe lebt heute unbehelligt in Israel: Schmuel „Olie“ Giveon ist 74 Jahre alt und eine eigenartige Mischung aus Kommißkopf und Künstler. Der Reserveoffizier im Rang eines Brigadegenerals, Veteran des Sechstagekriegs, leitet ein Dada-Museum in der Wüste. Seine gesamte Familie wurde von den Nazis umgebracht, wie die Familien seiner Freunde.
„Ich habe den Nazi mit Gewalt aus der Wohnung holen müssen“, erinnert sich Olie Giveon. „Anscheinend ahnte er, dass wir nicht wirklich Militärpolizisten waren.“
Die drei Männer schafften den Gefangenen mit dem Auto in einen nahen Wald. „Wir mussten uns beeilen, denn wir hatten Angst, dass wir vom englischen Militär erwischt würden. Wir unterhielten uns mit dem Mann etwa eine halbe Stunde. Ich sagte: Im Namen des jüdischen Volkes ist es bestimmt, dass du das Leben verlierst.‘ Dann haben wir ihn erschossen.“

Ein Urteil wurde vollstreckt. Der Delinquent war schuldig gesprochen worden, wegen Teilnahme am Holocaust. Seine drei selbsternannten Ankläger, Richter und Vollstrecker mussten sich nie für ihre Tat verantworten. Sie gingen nach Israel zurück, wo sie seit 1939 gelebt hatten und führten ein Leben als unbescholtene Bürger.

Ein zentrales Ereignis in der Geschichte der Nakam war der Anschlag auf das Internierungslager Langwasser bei Nürnberg am 14. April 1946. Bei diesem Attentat wurden die Brote für bis zu 15.000 Internierte, vorwiegend SS-Angehörige, mit Arsen vergiftet. Obwohl viele Insassen erkrankten, blieb die Dosis schwach genug, um tödliche Folgen zu vermeiden.

Abba Kovner, der führende Kopf der Organisation, hatte radikale Pläne, die Millionen von Deutschen durch das Vergiften des Trinkwassers in großen Städten töten sollten. Diese Pläne wurden jedoch aufgrund unklarer Umstände letztendlich verhindert.

Ich persönlich habe volles Verständnis für die Überzeugungen Kovners, die ihn dazu trieben, Rache in einem Ausmaß zu suchen, das dem Massenmord an den Juden entsprechen sollte.

Abba Kovner, wollte sich an der Nation rächen, die er für die Ermordung von sechs Millionen Juden verantwortlich machte. Die Welt sollte sehen, dass jüdisches Blut nicht ungestraft vergossen werden dürfe.

Diese Einstellung war immer fester Bestandteil der Meinung der israelischen Bürger und die ihrer Regierungen und das erklärt vielleicht auch, warum Benjamin Netanjahu, neben anderen Gründen, auch an seiner starren Haltung gegenüber den palästinensischen Führern festhält...

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