Wie alles anfing
Von
Grunewaldturm
Samstag 13.09.2025, 11:18
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Das Schicksal des Volkes Israel ist von jeher – wie das keines anderen – vom Erfolg oder Misserfolg seiner Spionage abhängig gewesen.
Schon als Moses – nach dem Auszug aus Ägypten – 40 Jahre lang durch die Wüste irrte und dann hoffnungslos stecken blieb, gab ihm Jehova den Rat, Kundschafter nach Kanaan zu senden. Moses schickte sie mit den Worten: »zieht hinauf ins Mittagsland und geht in das Gebirge, sehet das Land, wie es ist, und das Volk, das drinnen wohnt, ob stark oder schwach, wenig oder viel ist. Und was es für ein Land sei, ob … »
Die zwölf Spione – je einer von jedem Stamm Israels – kehrten zurück und berichteten von einem Land, in dem Milch und Honig fließen.
Israels Kinder zogen nach Palästina, und die heutige, politische Lage zwischen Jordan und Suez kann als unmittelbare Folge des Berichtes angesehen werden, den Moses Kundschafter einst erstatteten.
Der Anführer der Kundschafter, Josua, wurde später Heeresführer der Israeliten. Er ist in den Fall des Mädchens Rahab verwickelt, dass die Stadt Jericho verriet. Es ist zugleich der erste überlieferte Bericht über eine Dirne, die Spionin war.
Heute wissen wir nicht mehr, ob es tatsächlich Posaunen waren, mit denen Josua die Mauern von Jericho ins Wanken brachte, oder ob ihm ein zufälliges Erdbeben zu Hilfe kam. Eins ist sicher, so steht es zumindest in der Bibel, Josua eroberte die Stadt und lässt sie einäschern. Aber er hält sich an das Versprechen seiner Geheimdienstler: Rahab und die Ihren werden aus dem Gemetzel gerettet.
Später soll Rahab sogar einen der beiden Spione geheiratet haben. So ist sie auch eine Ahnmutter von König David und Jesus Christus.
Doch fließen in Gottes eigenem Land nicht nur Milch und Honig, sondern viel mehr Blut und Tränen. Es wird nicht das Paradies, sondern das Fegefeuer für das auserwählte Volk: die assyrischen Nachbarn verschleppen die Juden, die Babylonier werfen sie in Gefangenschaft. Um das Jahr 1000 vor Christi Geburt vereinigt König David die zerstrittenen Semitischen Stämme zu einem Reich. Sein Sohn, der kluge Salomon, vollendet die Staatsgründung, aber das große jüdische Reich besteht nicht einmal 100 Jahre. Nach Salomons Tod zerfällt es. Stämme und Sektenbefehl den sich gegenseitig und werden von immer neuen Eroberern unterjocht, bis es an einem Sabbat, im Herbst des Jahres 63 vor Chr., dem römischen Heer unter Pompejus gelingt, eine Bresche in die Mauer des Tempelberges von Jerusalem zu schlagen: nach dreimonatiger Belagerung, nachdem die römischen Pioniere einen hohen Wall aufgeschüttet und mit eiligst aus Tyros herbeigeschafften, monströsen Wurfmaschinen die Befestigungen zerschlagen haben. Keine Notiz von den in den Tempeln stürmenden Römern nehmend, versehen die Priester weiterhin ihren Dienst und lassen sich widerstandslos niedermetzeln. Von dieser Stunde an bestimmte Rom das weitere Schicksal des Landes. Das ganze Judäa wird dem Protektorat Roms unterstellt und tributpflichtig. Lediglich eine schmale Autonomie bleibt erhalten.
Im Mai 66 nach Chr. ist die Geduld des gedemütigten Volkes erschöpft. Die Forderung des neuen römischen Statthalters, einen Teil des Tempelschatzes auszuliefern wird abgelehnt, worauf dieser mit seinen Legionen gegen Jerusalem zieht. Dies ist für die Juden das Signal zum Aufstand. In einer Reihe erfolgreicher Schlachten werden Judäa und Galiläa von der Besatzung befreit. Kaiser Nero beordert, als er die Nachricht von der Niederlage der römischen Truppen erhält, seinen besten Befehlshaber, Titus Flavius Vespasianus, der sich bei der Eroberung Britanniens als Heerführer ausgezeichnet hatte, an den Schauplatz des Geschehens. Im Jahre 68 – das ganze Land ist wieder von römischen Truppen besetzt, nur Jerusalem wehrt sich verzweifelt – stirbt Nero. Vespasianus wird als Kaiser ausgerufen und eilt nach Rom. Sein Sohn Titus soll das Werk des Vaters vollenden. Im Frühjahr 70 bezieht erneut ein gewaltiges Heer mit seinen Belagerungsmaschinenstellung um die Heilige Stadt. Der Kampf um Jerusalem beginnt. Seine Einwohner – durch drei Wälle und mächtige Mauern geschützt – verteidigen sich zäh gegen die kampferprobten Elitetruppen der Römer mit ihren vernichtenden Kriegsgerät. Trotz Hunger und blutiger Parteienkämpfe unter den Verteidigern selbst gelingt es Titus erst Anfang August mit seinen Legionären über Berge von Trümmern und Toten in den prachtvollen Tempel einzudringen, fast genau am Jahrestag der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier. Noch vier Wochen hält sich die Oberstadt, dann fällt ganz Jerusalem in Schutt und Asche. Vier Jahre dauert der Freiheitskampf des kleinen Volkes gegen das größte Heer der damaligen Welt. Eine Million Juden finden dabei den Tod, eine weitere Million überlebt und wird in alle Winde vertrieben.
Im nächsten Jahr – 71 – zieht Kaiser Titus im Triumph durch Rom. Der Schatz aus dem Tempel von Jerusalem wird als Trophäe mitgeführt: der riesige siebenarmige Leuchter aus purem Gold, ein kostbarer Schaubottich und die Thora Rolle. Vorangehende Kriegsgefangene in Ketten, hinter ihnen der mit Lorbeer begrenzte Titus, umgeben von Senatoren und Truppen. Auf dem über der Stadt thronenden Capitol machte der Zug halt. Als Symbol des Sieges wird der Anführer der Juden, der Verteidiger der Oberstadt von Jerusalem, Simon bar Giora, unter dem Jubel des Volkes vom steilen Fels des Kapitols in die Tiefe gestoßen.
Doch während die Römer im Siegesrausch durch die Straßen ihrer Hauptstadt taumeln, kämpft im fernen Judäa die Festung macht Fahrer – auf einem Bergplateau. 520 m über dem Toten Meer – wie ein einsames Bollwerk gegen die Besatzer. Unter Eleazar ben Jai stehen fast 1000 Juden mit ihren Frauen und Kindern in verzweifelten Widerstand. Auf längst verlorenen Posten haben sie geschworen, bis zum Ende zu kämpfen. Florius Silva, der römische Feldherr und Statthalter von Judäa, lässt von weit her jede verfügbare Belagerungsmaschine herbeischleppen. Seine ruhmreiche Zehnte Legionen soll das Rebellennest ausheben. Auch aber die Schar der aufständischen trotz der römischen Militärmacht noch volle drei Jahre lang.
Die Nachricht, was dann geschah, verdanken wir dem jüdischen Geschichtsschreiber Flavius Josephus, der vor dem Fall Jerusalem zum Feind überlief und römischer Bürger wurde. Er schreibt: »es war der erste Passahtag des Jahres 73. Eleazar ben Jai rief die eingeschlossenen zusammen und schilderte, was sie von den Feinden erwartet, falls sie in ihre Hände fielen. »Lasst uns sterben, bevor wir Knechte unserer Feinde werden, möge unser Sterbekleid der Ruhm sein:
Sie haben sich die Freiheit nicht rauben lassen!«
Eleazar hatte nicht unrecht, sie waren die ersten die gegen die Römer rebellierten und sind auch die letzten, die noch gegen sie kämpften. Sie hatten wahrhaftig nichts Gutes von den aufgebrachten Legionären zu erwarten. Von Eleazars Worten tief bewegt, gelobten seine Gefährten, dass sie freiwillig in den Tod gehen würden. Und so tötete jedermann seine Angehörigen, nachdem er von ihnen Abschied genommen hatte. Dann warfen die Männer ihre Habe auf einen Haufen und verbrannten sie. »Nur unsere Vorräte mögen unberührt bleiben, denn diese werden nach unserem Tod Zeugnis dafür ablegen, dass wir nicht aus Mangel unterlegen sind.«
Durch das Los wurden zehn Männer bestimmt die die anderen erschlagen sollten. Als diese zehn alle enthauptet hatten, losten sie einen unter sich aus der die übrigen töten musste. Der letzte Überlebende zündete den Königspalast der Festung an und stürzte sich in sein Schwert.
Bei Sonnenaufgang stürmten die Römer die Masada. Als sie durch die Brände ins Innere der Festung gelangten, fanden die Legionäre statt erbitterten Widerstandes schwelende Trümmer und eine unheimliche Stille vor nur der Wind heute wie immer auf dem Plateau, und das Feuer prasselte. Im Qualm gehüllt lagen leblose Körper, die letzten Kämpfer des jüdischen Krieges.«
Im Frühjahr 1964 leitete Dr. Yigael Yadin, Professor der Archäologie an der hebräischen Universität in Jerusalem – seinerzeit der Welt jüngster Generalstabschef – eine Expedition zur Freilegung der Ruinen von Masada. Auf den Stufen, die zu einem Bassin in Herodes Badehaus führten, fanden sie drei Skelette.
Eines waren das eines Mannes von etwa 20 Jahren, daneben Reste eines Schuppenpanzers, zahllose Pfeile und Stücke eines Gebetsbuches. Ein paar Schritte weiter lagen die Gebeine einer jungen Frau, deren Haar in dem extrem trocknen Klima unversehrt geblieben war. Die dunklen, vollen Flechten sahen aus, als seien sie eben erst frisiert worden. Das dritte Skelett war das eines Kindes...«
Heute leisten dort die jungen Offiziere der israelischen Armee ihren Eid und schwören: »Massa der wird nie wieder fallen.«
Aber, vergessen wir nicht, es sind fast 2000 Jahre vergangen, ehe die Juden zu diesem Ort zurückkehren konnten!