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Der lange Schlaf des seins

Von billyblue Freitag 19.12.2025, 20:28

Der lange Schlaf des Seins

Irgendetwas hat sich in der letzten Zeit verändert. Dinge verschwinden und tauchen an den seltsamsten Orten wieder auf. So lag z.B. meine Zahnbürste im Kühlschrank. Wer macht den sowas? Das ist doch unhygienisch. Plötzlich tauchen wildfremde Menschen in meiner Wohnung auf. Der Clou war jedoch, dass eine alte, etwas mollige weibliche Person mit vielen Falten im Gesicht mir klar machen wollte, sie wäre meine Frau. Das ist doch zum Lachen. Ich werde doch wissen, wie meine Frau aussieht. Sie ist jung, schlank und hat lange blonde Haare. Was haben denn die Leute davon mich so plump täuschen zu wollen. Außerdem ist die Wohnungstür dauernd abgeschlossen, auch wenn ich alleine bin.
Heute habe ich so richtig Lust mal raus zu gehen. Die Sonne scheint warm durch das Fenster. Ich versuche es einfach mal. Erstaunlicher weise lässt sich die Tür öffnen und ich gehe auf die Straße. Mit ausbreitenden Armen stehe ich da und atme tief die frische Luft ein. So gestärkt mache ich mich auf und laufe los. Überrascht bin ich schon. Die Baubranche muss wohl fürchterlich verdienen, alles sieht so anders aus, nichts mehr so, wie ich das Stadtbild in Erinnerung habe. Die Gebäude sind nicht wieder zu erkennen. Ein Baulöwe muss ganz strak zugeschlagen haben.
In der Fußgängerzone, die jetzt viel größer schien, habe ich immer Bekannte getroffen, diesmal keine! Ob die alle weggezogen oder gestorben sind? Ich lass mich treiben und da sehe ich doch jemand, den ich kenne. Ich lege ihm die Hand auf die Schulter und begrüße ihn mit „Hallo Klaus-Dieter“ Er schubst meine Hand weg, dreht sich um. Verständnislos schaut er mich an. „Ich glaube Sie verwechseln mich“ und verschwindet in der Menge. Warum soll der mich nicht kennen? Wir waren doch zusammen in der Lehre und er hat sich überhaupt nicht verändert. Es sah noch genau so aus wie damals. Nun ja, manche Menschen sind halt komisch, das muss man eben akzeptieren.
„Hallo Kevin“ höre ich plötzlich. Jetzt fange ich an zu überlegen wer das wohl sein könnte. „Ich bin es doch, der Michael von nebenan“ Ich kann mich zwar nicht an ihn erinnern aber einen Gesprächspartner kann man immer gebrauchen. Er führte mich zu einer Sitzbank in der Nähe, auf der wir uns niederlassen. „Na Kevin, bist du wieder mal ausgerissen?“ Was sollte dieser dämliche Satz? Ich höre gerade noch, dass er meint, ich wäre wohl in Hausschuhen unterwegs. Was soll diese Bemerkung? Natürlich Hausschuhe, ich will doch nach Hause. Von da Ich höre gar nicht mehr hin. Er zieht ein neumodisches Telefon aus der Tasche und sprich hinein. Ich höre noch was von hilfloser Person, die nachhause gebracht werden müsse. Es muss wohl ein Taxi bestellen, aber wer soll diese Person sein? Er redet weiter auf mich ein als ob ich blöde sei. Das muss ich mir nicht weiter antun und höre nicht mehr zu.
Bald darauf kommt das Taxi an. Es sieht richtig schmuck aus, bunt in blauen und gelben Farben. Anscheinend hat sich vieles neues ergeben, welches ich „verschlafen“ hatte. „Na Herr Meyer, haben Sie wieder mal einen Ausflug gemacht“. Was soll das? Was geht das den Taxifahrer an. Nach einer kurzen Fahrt führt er mich an eine Haustür und klingelt. Einen Augenblick später öffnet die mir unbekannte alte Frau. Sie nimmt mich an der Hand und murmelt nur: „Kevin, Kevin, kann man dich nicht einen Augenblick alleine lassen, ohne dass du etwas anstellst?“ Dann führt sie mich in mein Zimmer, setzt mich in einen Sessel und schließt die Tür von außen ab. Da sitze ich wieder, allein wie meist. Von außen höre ich ein Gemurmel und lautes Schluchzen. Warum weint sie. Es gibt doch keinen Grund.
Langsam muss ich mal auf die Toilette aber die Tür ist zu. Es geht auch so. Ich merke wie es warm und breiig an meinem Hintern wird, eigentlich ein schönes Gefühl. Sie konnte ja nachher sauber machen. War ja selbst schuld, sie hat mich doch eingeschlossen.
Langsam werde ich müde. Eine Dunkelheit senkt sich über mich, dann ist alles aus.

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