Der tolle Mensch - Fr. Nietzsche
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Feierabend-Mitglied
Donnerstag 11.09.2025, 23:59
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Wer kennt nicht Nietzsches Ausruf: „Gott ist tot“. Allerdings wird dieses Zitat aus dem Zusammenhang herausgerissen, denn was Nietzsche damit sagen wollte hat er kurz und bündig in folgendem Text erklärt: Habt ihr nicht von jenem tollen Menschen gehört, der am hellen Vormittag eine Laterne anzündete, auf den Marktplatz lief und unaufhörlich schrie: „Ich suche Gott! Ich suche Gott! – Da dort gerade viele von denen zusammen standen, welche nicht an Gott glaubten, so erregte er ein großes Gelächter. „Ist er denn verloren gegangen?“ sagte der eine. „Hat er sich verlaufen wie ein Kind?“ “Fürchtet er uns?“.
Der „tolle Mensch“ sprang mitten unter sie und durchbohrte sie mit seinen Blicken. „Wohin ist Gott? rief er, „ich will es euch sagen! Wir haben ihn getötet – ihr und ich. Wir alle sind seine Mörder! Aber wie haben wir das gemacht? Wie vermochten wir das Meer auszutrinken? Wer gab uns den Schwamm, um den ganzen Horizont wegzuwischen? … Wohin bewegen wir uns?... Gibt es noch ein Oben und Unten? Kommt nicht immerfort die Nacht? Müssen nicht Laternen am Vormittag angezündet werden? Hören wir noch nichts von dem Lärm der Totengräber, welche Gott begraben? Riechen wir noch nichts von der göttlichen Verwesung? – auch Götter verwesen! Gott ist tot! Gott bleibt tot! Und wir haben ihn getötet. Was sind denn diese Kirchen noch, wenn sie nicht die Grüfte und Grabmäler Gottes sind?“ (Ende des Zitats) Ähnliches warf Jesus der damaligen Geistlichkeit vor: „Weh euch, Schriftgelehrte und Pharisäer, ihr Heuchler, die ihr seid wie die übertünchten Gräber, die von außen hübsch scheinen, aber innen sind sie voller Totengebeine und lauter Unrat!“ (Matth. 23)
Der obige Text lässt zweifelsfrei eine Anklage auch gegen uns erkennen – wir haben Gott "getötet" durch unsere Verneinung und Gleichgültigkeit, ihn aus unserem Leben ausgegrenzt, einfach gestrichen. Der Tod, die Nichtexistenz Gottes, ist die Maxime von Menschen, die ihn ablehnen und unabhängig sein wollen. Heute sehen wir dieses „Töten“ durch die sich immer mehr verbreitende Säkularisierung der Gesellschaft, die selbst vor der Institution „Kirche“ nicht halt macht. Richtlinien, die noch im 19./20. Jahrhundert gültig waren, werden heute als altmodisch abgetan.
Gott ist tot ist ein Trugschluß, denn Gott existiert für alle Ewigkeiten, außerdem hat allein Gott Unsterblichkeit.