Katzen gewinnen immer, aber Hunde ... (4)
Von
tastifix
17.09.2023, 16:47
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tastifix
17.09.2023, 16:47
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„Los, rauf mit Euch!!“, übt sich Bengel als Hundefeldwebel.
Herrchen Eins, Zwei, Drei und Vier stolpern gezwungenermaßen hoch auf die Podeste. Pfiffs Vorgesetzter, ist tatsächlich noch so unverschämt, nach der Seite hin entwischen zu wollen, was aber erstens die Leine, zweitens die Fußfesseln und drittens vor allem Winzelns kneifende Zähne bestens zu verhindern wissen. So nimmt auch er den ihm vorbestimmten Platz ein.
Der Kleber pappt ausgezeichnet. Nicht mal das die-Füße-nur-ein-wenig-Anheben klappt noch. Stumm und regungslos stehen die Zweibeiner dort.
„Gleich wird es erst richtig interessant!“, flüstert Pfiff seinen Freunden zu.
Und schon spazieren die ersten Messebesucher an dem kunterbunten Quartett vorbei, lachen laut und machen gehässige Bemerkungen. Aber es sind nicht etwa Menschen, die jene Vier anstarren, sondern eine Riesenmeute von Vierbeinern aller Rassen und Nichtrassen.
„Die sehen aus wie Kasperlefiguren, hihi!“
„Wie bekloppt die wirken, mit diesen Drehdingern im Fell!“
„Geschieht denen ganz recht!!“, knurren Einige.
„Oh: ´Frauchens Liebling`!! - Hat sie Dich so untergebuttert?“
Mindestens eine halbe Stunde lang geht es so. Den vier Statuen werden allmählich die Beine lahm. Ihre Hunde lässt es ziemlich kalt.
„Dauert ja nur noch ne halbe Stunde!“, tröstet Pfiff spöttisch.
Allein wütende Blicke treffen ihn, mehr ist ja nicht drin.
Doch die Zweibeiner sollen noch mehr ertragen müssen. Kurz darauf naht eine edle Pudeldame mit ihrem zahlreichen Nachwuchs, alle in vornehmes Silber gekleidet.
„Seht mal!“, spricht sie zu den Kleinen.
„Waulewau, quietsch! Was ist denn mit denen los, Mama?“
„Haben die mit ´nem Farbeimer gespielt und sind rein geplumpst?“
„Mama, will auch so ne Quietschpuppe!“
Die Pudelwelpen kringeln sich fast vor Spaß. Aber dann entdeckt einer von ihnen, Plim mit Namen, die Fesseln und die Leine:
„Warum sind die denn angeleint?“
So etwas kennt er eigentlich nur von Hunden und genau deshalb grübelt er scharf nach:
„Mama, waren die böse?“
„Keine Ahnung! Jedenfalls habe ich so etwas auch noch nie gesehen!“
Prompt werden Plims Geschwister neugierig.
„Vielleicht haben die ja ...“
„Oder die sind ...“
Wieder ist es dann Plim, dem das wohl Beste überhaupt einfällt:
„Ob die etwa dreist das Hundefutter weggefr ... ?“
„Plim!!!“
„Aber, falls doch ...“, bleibt Plim hartnäckig.
„Menschen fressen nicht. Die essen!“, verbessert ihn sein älterer Bruder Plum.
„Stimmt gar nicht: Manche von denen fressen!“
Bevor ihre fantasiebegabten Kleinen noch weitaus deftigere verbale Schnitzer von sich geben können, sucht die ums Ansehen der guten Welpenstube besorgte Pudeldame mit den Minis schleunigst das Weite.
Softy, Pfiff, Bengel und Winzel haben freudig erregt zugehört. Ihre Herrchen dagegen schäumen vor Wut, besonders deshalb, weil sie sich nicht wehren konnten, nicht mal mit deftigen Flüchen. Hilflos sind sie der Lächerlichkeit preisgegeben. Verzweifelt rucken sie auf den Podesten hin und her, doch der Kleber hält, was er versprochen hat und all die Mühe ist vergeblich. Immer bleicher um die stehen die vier Menschen dort leicht vorgebeugt mit krummen Rücken vor Schwäche und schicken flehende Blicke zuerst zu der einst so sanften Softy, dann auch zu Pfiff.
Prüfend mustert die Dogge ihr Herrchen:
„Schrecklich, wie groggy der aussieht!“, regt sich in ihr das Mitleid. „Und die anderen Drei ebenfalls!“
„Du, Pfiff!“, meint sie, „sollen wir sie nicht so allmählich erlösen?“
Pfiff streift die menschlichen Jammerlappen mit einem verächtlichen Blick:
„Hm, Bengel, Winzel, was sagt ihr?“
„Etwa jetzt schon ... !?“, bellt Bengel bengelig zurück.
„Ich mein`, dass Softy vielleicht doch Recht haben könnte ...“, meldet sich Winzel zögerlich zu Wort.
Verunsichert deshalb, ob sein ´Vielleicht` für die Ohren seines Herrchens eventuell wie eine Frechheit geklungen hat, guckt der Chihuahua sicherheitshalber anderswohin.
„Eigentlich hätten sie es verdient, sich noch länger die Beine in den Bauch stehen zu müssen. Aber so fix und fertig, wie die aussehen, kippen sie uns gleich noch um, was wir nicht riskieren dürfen. Schließlich steht unser guter Ruf als anständige Hunde auf dem Spiel!“
„Oh je!“
„Daran habe ich ja noch gar nicht gedacht!“, gibt sich selbst Bengel erschrocken geschlagen.
Wenn er sich vorstellt, dass er sich dann im Jagdklub nicht mehr sehen lassen dürfte ...
„Mich würden meine hoch adligen Verwandten keines ´Wuffs` mehr würdigen“, schließt sich Softy an.
„Und unter Garantie bekäme ich abends nie mehr mein Super-einschlaf-Leckerchen!“, klagt Winzel.
Das fehlte der kleinen Schleckerschnute noch gerade.
„Nun“, setzt Pfiff mit entschiedener Miene zu dem selbstverständlich noch entschiedeneren Entschlussbellen an, „wir sind uns also einig geworden, oder?“
Die drei Kumpanen wedeln Zustimmung.
Winzel kaut so lange auf der Leine, an der die vier Chefs hängen, herum, bis sie reißt. Bengel schleppt den Schlüssel für die Fesseln herbei, übergibt diesen an Pfiff, der daraufhin die Arme und Beine ihrer Herrchen von deren schändlichem Schmuck befreit. Softy schleckt währenddessen pausenlos an den schmählichen Pinsel-Tatoos herum, bis diese allmählich verblassen. Zum Schluss verschwindet sogar ´Frauchens Liebling`. Und als Größte der Vier übernimmt sie noch eine weitere wichtige Aufgabe: Sie schnappt sich einen Eimer, rast zur Besucher-Toilette, deren Tür praktischerweise offen steht, macht vor dem Waschtisch Männchen, dreht mit der Pfote den Hahn auf und füllt den Eimer bis zum Rand mit heißem Nass.
„Uff, ist der jetzt schwer!“, stöhnt sie.
Zurück geht es deshalb nicht ganz so fix. Bei ihren Kameraden angekommen, stellt sie den Eimer vor Pfiff hin. Der läuft von Herrchen zu Herrchen und zieht jedem das Klebeband vom Mund ab. Dabei schaut er die Zweibeiner streng an:
„Versprecht Ihr, uns in Zukunft mit all diesem Mist in Ruhe zu lassen und uns wie normale Hunde zu behandeln, ohne Lockenwickler, Spray oder gar Trachtenlook?“
„Ja, alles was Ihr wollt und noch viel mehr, wenn Ihr uns nur endlich befreit!“, wimmern die im Chor.
„Ja, da wäre noch etwas", keift Pfiff ungerührt dagegen an. „Keine Zeitung mehr auf den Po und erst recht keinen Klaps mit der Hand!"
„Bestimmt nicht. Nie mehr wieder!"
„Okay!"
Ohne dann deren schrilles Wehgeschrei zu beachten, schüttet er ihnen mit Schwung das heiße Wasser über die Schuhe.
„Au!“
„Seid Ihr bekloppt?“
„Anders geht es leider nicht!“, erklärt Pfiff.
Es dauert nur noch kurz und die Vier sind frei. Vom langen Stehen steif geworden, steigen sie ungelenk von den Stufen.
„Sicher ist sicher!“, denkt Bengel und hopst leise knurrend um sie herum: ´Nicht, dass die noch auf dumme Gedanken kommen!“
Aber da darf er völlig getrost sein. Nichts liegt denen ferner als dies. Schlapp und ohne einen jeden Widerspruch trotten sie brav wie die Hunde neben ihren Hunden her, jeder zurück zu seinem Haus. Pfiff, Bengel, Winzel und vor allem Softy registrieren es hocherfreut. Von nun an wird alles anders ...
Sie behalten Recht damit, nur völlig anders, als sie es sich in hündischer Gutgläubigkeit erträumt haben. Bereits am nächsten Morgen haben sich ihre Chefs von der Schmach erholt und beweisen den Tieren, wer letztendlich denn das Oberwasser hat. Die üblichen Streicheleinheiten und die zusätzlichen Leckerbissen fallen weg. Stattdessen gibt es ausschließlich äußerst strenge Kommandos und schon beim geringsten Fehlverhalten gemeine Strafen.
„Aber sie haben es doch versprochen ... !?"
Von dem gemeinen Vertrauensbruch ihrer Menschen bitterlich enttäuscht und den neuen Umständen schrecklich frustriert wünschen sich Softy, Pfiff, Bengel und Winzel dann zunehmend sehnlicher die Zeit der Sprays, der Lockenwickler und gar des Trachtenlooks zurück.