Vor virtuellen Katzen hat es keine Angst ...

Meisi weiß, was sich geziemt

Meisi hielt sich meist draußen auf. Wie alle Meisen hüpfte es ohne Schuhe herum, auch im Regen und durch Pfützen und davon hätte es auch niemand abbringen können. Weil es aber nicht tropfnass im Nest landen wollte, trug es stets ein Handtuch bei sich, fast so groß wie es selber.

Eines Tages verletzte es sich am Bein und musste zum Arzt. Es tat sehr weh und so trocknete sich das Kleine nicht bereits vor der Praxis ab.
„Mach` ich drinnen, muss mich dann nicht so schlimm bücken!`
Leicht tröpfelnd flatterte Meisi mühsam die Treppen hoch, wobei es aufpasste, ja nicht übers Handtuch zu stolpern und sich eventuell dann gar noch am anderen Bein zu verletzen. Es stupste gegen die Wartezimmertür, die zum Glück nur angelehnt war, flatterte auf einen freien Stuhl, streckte trotz der verblüfften, vielsagenden Blicke der Mitpatienten erst die eine, dann die andere Kralle vor und begann, beide gründlich abzutrocknen.

Es war gerade mit seinem letzten Krallennagel beschäftigt, als die Arzthelferin eintrat:
„Der Näch...“
Der Rest blieb ihr im Hals stecken. Sie sah aufs riesige Handtuch und entdeckte dahinter das Meisenkind.
„Ich geh doch nicht mit pitschnassen Krallen zum Doktor!“, piepte Meisi selbstbewusst.
„“S..Sehr l..löblich!“, stotterte die verdutzte Helferin.
Wegen des großen Lobes noch mutiger, flog Meisi samt seines Handtuches auf ihre Schulter. Gerührt streichelte diese es und trug es zur Belohnung bis vor den Behandlungsstuhl, in dem Meisi dann brav Platz nahm.

Zum Glück hatte das Bein nur einen kleinen Kratzer abbekommen und kurz danach zierte es ein winziges Pflaster, auf dem einige leckere Körnchen abgebildet waren. Meisi war begeistert von diesem tollen Schmuck und weil es ein pfiffiges Meisenkind war, überlegte es prompt, ob es sich vielleicht am anderen Bein auch noch …
Aber dazu war es denn doch zu pfiffig.