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1945: VATERS HEIMKEHR AUS DEM KRIEG

Von Heideelke Donnerstag 16.11.2023, 22:58

Es muss ein Sommertag im Jahr 1945 gewesen sein, und zwar ein Sonntag. An diesem Sonntagnachmittag gingen meine Mutter und ihre drei Schwestern mit uns Kindern auf der Landstrasse von Heidelsheim nach Helmsheim (im Badischen) spazieren. Angeblich hatten die Frauen erfahren, dass es in diesem Nachbarort in einem Restaurant ein Bierchen geben soll, was ja damals etwas ganz Besonderes war (so hat es mir wenigstens mal meine Mutter erzählt). Als wir da so auf der Strasse gingen, sagte meine Tante Hilde plötzlich zu meiner Mutter: „Ich glaube, da vorne kommt dein Mann“, und kurz darauf rief ein Mann in Uniform auch schon meinen Namen: „Heide! Heide!“, und die andern auch sagten zu mir: „Heide, das ist dein Papa.“ Wir Kinder liefen dem für uns fremden Mann in Uniform entgegen, und es war wirklich mein Papa, der vom Krieg nach Hause kam.
Aber ich kann mich noch gut erinnern (ich war damals 4 Jahre alt), dass ich mit diesem Mann nicht viel anfangen konnte, ich kannte ihn ja gar nicht. Jetzt lebte da plötzlich ein anderer und fremder Mensch mit uns in der Wohnung, mit dem ich die Aufmerksamkeit meiner Mutter teilen musste, wo ich doch seit meiner Geburt allein mit Mama war und wir zwei alleine durch den Krieg gekommen
sind. Ich war eifersüchtig, das weiss ich noch gut. Aber ich hatte das Glück, dass Papa dann bald wieder seine alte Stelle im Württembergischen, wo er vor dem Krieg gearbeitet hat, antreten konnte. So war er unter der Woche nicht da und kam nur am Wochenende nach Hause. Aber das gab mir auch die Gelegenheit, mich langsam an meinen Vater zu gewöhnen. Mit der Zeit hatten wir dann ein sehr gutes Verhältnis zueinander.
Ich muss dazu sagen, ich hatte meinen Papa vorher nie gesehen, wenigstens nicht wissentlich. Er hatte nur einmal Fronturlaub, und da besuchte er uns, jedoch war ich noch zu klein, um mich später daran erinnern zu können.
Ich glaube, dass ich bei seinem Besuch schon einen grossen Eindruck bei ihm hinterlassen habe, denn er schrieb mir vom Schwarzen Meer, wo er stationiert war, ein wundervolles, sehr liebes Gedicht, das ich heute noch besitze. Während seiner Soldatenzeit entstanden noch mehrere Gedichte, wenn er grosses Heimweh nach seiner Frau und seinem Kind hatte. Auch heute noch
bin ich jedesmal sehr gerührt, wenn ich sie lese, und ich bin sehr stolz und froh, einen so lieben Papa gehabt zu haben.

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