Bratkartoffeln??
Von
tastifix
Dienstag 24.06.2025, 06:52
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tastifix
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Geschmäcker sind verschieden, was ich bei meinen vier Töchtern bereits sehr früh feststellte. Leider während der Schulzeit nicht allein bezüglich der Mode. Mit Grausen erinnere ich mich deren Jeans mit eingebauter Klimaanlage, an die Löcher in Kniehöhe sowie an die Ausgucklöcher für die Waden. Sogar die schienen neugierig auf die Welt zu sein.
Nicht mal dann, wenn der Nachwuchs zur Schule abmarschierte, war es mir vergönnt, jenen Anblick zu vergessen. So hing in meiner Küche ein großes Sieb, mit noch mehr Löchern. Es fungierte sozusagen als metallene Hosenvertretung, die meinen Beinkleiderfrust einfach ignorierte.Weil mein Leben sich hauptsäcghlich in der Küche abspielte, konnte ich dem Siebrendezvous auch nicht ausweichen. Als engagierter Mutterwar mir eben das leibliche Wohl der Kinder sehr wichtig.
Sowieso empfand ich es als größtes Glück, sie von vorne bis hinten und möglichst rund um die Uhr zu bedienen. Mir der damit verbundenen Verantwortung bewusst, wertete ich es als fast noch zu wenig der Zuneigung. Darum also wurde ich zur emsigen Köchin. Dummerweise mochte die Älteste keine Tomaten, die Zweite keinen Käse, die Dritte keine Eier und die Vierte so rfast ein gar nichts. Dafür war ich sehr dankbar, denn Reingarnichts wäre eigentlich äusserst praktisch, arbeitssparend und hätte nach extrem kurzer Zubereitungszeit, nämlich gar keiner, auf dem liebevoll gedeckten Tisch gestanden. Aber auf die dann schwer wütenden Blicke der anderen Töchter wollte ich lieber verzichten. Denn ich mag keinen Streit.
Deshalb nahm ich frustriert Abschied von jener traumhaften Illusion und fahndete nach einerm Gericht, dass dann allen schmeckte! Ich kaufte sämtliche Kochbuchbestände Düsseldorfs auf und hoffte verzweifelt, sie würden mir Mahlzeiten ohne Tomaten, Kaise und Eier präsentieren. Doch selbst die berühmten Köche dieser Welt standen meinem Problem offensichtlich ratlos gegenüber. Ich sah dagegen auf ausgesprochen attracktive Tomaten-, Käse- und Eiergerichte.. Der Not gehorchend flitzte ich in die Stadt, erstand ein zusätzliches Küchenregal, verstaute all die tollen Fotos und vergaß sie tunlich.
Alle paar Wochen gönnte ich mir doch mal Urlaub von der Küche und einen ausgiebigen Stadtbummel. - auch kreuz und quer durch Supermärkte und blätterte ganz viele dicke Illustrierten dueh, die Zeit dafür hatte ich ja ausnahmsweise. Wahlos griff ich mir eines der Hefte. Leider erwischte ich ausgeerechnet die Elternzeitschrift, die hartnäckig darauf bestand, an allen Schwierigkeiten mit dem Nachwuchs trügen allein die Eltern die Schuld und sie quasi für Irre im Geiste erklärte. Die armen Kleinen und auch die etwas Älteren dürften noch nicht mal ausgeschimpft werden, weil jene bedauernswerten Wesen ein Trauma fürs ganze Leben davontragen könnten. Hm, wenn ich so bedachte, wie oft ein solch geplagter Teenager so gar nicht tief betroffen dann ein bestimtmes unflätigies Wort hören ließ, wunderte une enrzürnte mich diese Aussage extrem und ich beschloss, solche Ratgeber, hätte ich ihn aus Vershen doch mal erstanden, daheim sofort in den Papierkorb wandern zu lassen. Den Erziehungsberechtigten musste eigentlich deren Berechtigung zum Erziehen entzogen und jene den Kindern übertragen werden, damit diese dann die Chance hätten, noch seelisch gesund zu bleiben.
Und doch blättere ich weiter. Zunächst total eprplex, dann immer froher und schließlich innerlich jubelnd überflog ich mehrere Rezepte ohne Tomaten, Käse. Eier und betrachtete fasziniert die wunderschönen Fotos. Kartoffelgerichte!
´Bratkartoffeln!!`, schoss mir durch den Sinn.
Die mochten alle Kinder. Zu denen könnte ich selbst Töchterchen Fast-Reingarnichts überreden.
Frohgemut tänzelte ich heim, marschierte leichten Herzens in meine geliebte Küche. Ich kochte gleich drei Kilo Kartoffeln, schnitt sie in Scheiben, mischte Zwiebelwürfel darunter, gab alles in die Pfanne und streute noch Gewürze darüber. Es bruzzelte. Schnell zog der tolle Bratkartoffeldurft durchs ganze Haus.
Gespannt wartete ich, es klingelte. Die Vier trafen gleichzeitig ein, die gemütliche gemeinsame Mittagsrunde konnte also starten. Sie entdeckten die Bratkartoffeln. Statt strahlender Gesichter urplötzlich beleidigt-finstere Mienen. Die Älteste:
"Ich mag die nicht!"
Ihre jüngere Schwester schloss sich an.
" Ich auch nicht!"
Meine noch jüngeren Zwillinge plapperten nach, was die Großen gesagt hatten. Die Vier waren ausnahmsweise ein- und derselben Meinung:
"Bääh!""
Die dampfenden Teller blieben unberührt, das Besteck wurde frech zur Seite geschoben.
Ich stand dort mit der Pfanne in der Hand und kämpfte mit aufkommender Wut. Nein, so nicht mehr! Ganz langsam kehrte ich meinem Nachwuchs den Rücken zu, drehte mich zur Spüle. Mir kam zur Rettung des eigenen Seelenheils der rettende Einfall. Mit einem denn doch ziemlich uneleganten Schwung riss ich die Pfanne hoch wie den Schläger zum Aufschlag beim Tennis und beförderte sie mit lautem Knall ins Spülbecken.
Meine Minis mucksten sich nicht mehr. Stille! So etwas kannten sie von mir nicht. Das hatte ihre Mama noch nie gemacht. Langsam wandte ich mich ihnen wieder zu. Fassungslose Gesichter, offen stehende Münder.
"Es reicht mir jetzt!", bemerkte ich mit gefährlicher Ruhe in der Stimme.
Noch am selben Tage erklärten meine Töchter die Bratkartoffeln zur Lieblingsspeise!