Der ehrliche Weihnachsmann

Ein leicht gestresster Mittdreißiger sitzt mit einem Glühwein allein auf dem Balkon und murmelt: „Wenn es den Weihnachtsmann wirklich gäbe, würde er mir jetzt sagen, wie ich mein Leben auf die Reihe kriege.“
Plötzlich knarzt es, und ein ziemlich abgearbeiteter Weihnachtsmann mit Thermobecher steht am Balkongeländer.

„Du wolltest mich sprechen“, sagt der Weihnachtsmann und nibbelt an seinem Kaffee.
Der Mann blinzelt: „Du trinkst Kaffee?“
Weihnachtsmann: „Nach 400 Jahren Nachtschicht, was denkst du denn?“

Der Mann schüttet ihm sein Herz aus: Jobstress, zu wenig Zeit, zu viele Erwartungen, zu viel Weihnachten.
Am Ende fragt er: „Also… was soll ich mir wünschen?“

Der Weihnachtsmann schaut auf sein Tablet, scrollt genervt: „Die Hälfte deiner Nachbarn wünscht sich mehr Geld, die andere Hälfte wünscht sich weniger Besuche von der Verwandtschaft. Du bist der Erste, der sich eine Anleitung fürs Leben wünscht.“
Der Mann: „Und, gibt’s eine?“

Der Weihnachtsmann zuckt mit den Schultern: „Wenn es eine gäbe, wäre ich der Erste, der sie liest. Meinst du, ich arbeite freiwillig jedes Jahr mit derselben roten Jacke?“
Dann tippt er kurz aufs Tablet: „So, ich schenke dir jetzt etwas: Ab morgen verbiete ich dir, perfekt sein zu wollen. Mehr ist im Budget nicht drin.“

Der Mann: „Das war’s?“
Weihnachtsmann: „Ja. Du glaubst gar nicht, wie viel ruhiger Weihnachten wird, wenn du nicht versuchst, ein Werbespot zu sein.“
Er klettert übers Geländer, bleibt kurz stehen und dreht sich um: „Ach, und Glühwein auf dem Balkon zählt offiziell als Selbstfürsorge.“