Dialog Handwerker/ Kunde
Von tastifix Samstag 01.02.2025, 09:39
Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten
Von tastifix Samstag 01.02.2025, 09:39
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Die Küche soll abgebaut werden. Für 9.00 Uhr haben sich die Handwerker angemeldet, um 11.00 Uhr treffen sie endlich ein. Wieso überhaupt ´sie`? Zunächst mal nur einer. Der Zweite kommt erst eine halbe Stunde später.
Ich bittt ihn herein.
Handwerker:
„Ja, wo ist denn nu die Küche?“
Ich:
„Kommen Sie mit.“
Handwerker mustert verunsichert den Flur:
„Die Diele ist aber lang.“
(Es hieße ´schleppen`).
Ich schäme mich bereits etwas. Wie hatten wir uns nur eine solche Diele …?
Dann betritt er die Küche.
„Die ist aber groß.“
(Noch mehr zu schleppen!!)
Ich stottere:
„Aber, d...die im Küchenstudio s..sagten uns, die Küche sei zwar nicht kl..klein, aber auch nicht richtig g..groß.“
Ich schäme mich noch mehr.
Nicht allein der Gedanke an unsere Unverschämtheit, einen langen Flur anzulegen, macht mir zunehmend zu schaffen, sondern erst recht das mehr als kecke Unterfangen, uns zusätzlich noch keine nur winzige Küche einzurichten. Frech dies.
Handwerker guckt beleidigt:
„Doch, die ist groß!“
´Ist gar nicht wahr!`, liegt es mir auf der Zunge zu widersprechen, doch eingeschüchtert bleibe ich stumm.
Handwerker macht eine all umfassende Geste mit den Armen, nur bin ich mir sicher, dass jetzt nicht etwa der Papstsegen folgen wird. Ich behalte Recht.
Handwerker:
„Es wäre besser gewesen, Frau X von Firma Y hätte vermerkt, dass es sich um eine große Küche handelt.“
Der Papa meiner Kinder rafft den letzten Rest Mut zusammen:
„Wir hatten miteinander telefoniert. Da hätten Sie ja diesbezüglich nachfragen können.“
Die Miene unseres Handwerkers verrät nicht Gutes:
„Und diese Decken hohen Schänke! Es bedeutet viel Holz. Viel Holz zu entsorgen ist teurer als wenig Holz beiseite zu schaffen.“
(Seine armen Arme!!)
Wir staunen und schweigen.
Inzwischen ist auch sein Kollege eingetroffen, begrüßt mich ebenfalls freundlich, guckt beim Anblick unserer Räumlichkeiten gleichfalls leicht indigniert, überläßt aber das Meckern Handwerker Nr. Eins. Dieser hat sich inzwischen wieder ein wenig gefasst und dann damit angefangen, die Schubläden eine nach der anderen vor die Haustür zu tragen. Selbstverständlich jede einzeln. Vielleicht steht dies für seine Auffassung von Fitnesstraining.
Eine kurze Zeit später: Es ist mir zu doof, nur dabei zu stehen und ich packe mit an, was mir einen anerkennenden Blick von Nr. Eins einträgt. Ich fühle mich geschmeichelt und trage als nächstes eine der hohen Schranktüren nach draußen. Das Lächeln von Nr. Eins wird breiter:
„Aber, Frau S., das ist doch nicht nötig.“
Ich denke:
´Nanu, was sind denn das plötzlich für Töne?“
Anstatt mich zum Nichtstun zu verleiten, spornt es mich dermaßen an, dass ich anschließend die halbe Küche selber raus schleppe und der arme Handwerker beinahe arbeitslos und deswegen ein wenig verschämt an einigen noch fest sitzenden Schrauben herum fummelt. Er scheint sich mittlerweile so sehr zu schämen, dass er sogar auch noch welche bearbeitet, die gar nicht vorhanden sind.
Handwerker übt sich Im-netten-Gespräch-zustande-bringen:
„Frau S., viele wählen auch noch neue Fliesen.“
Regelrecht fürsorglich schaut er mich an.
Ich:
„Will ich aber nicht. Ich finde diese Fliesen nach wie vor sehr schön. Sie sind zeitlos und trotzdem nicht langweilig.“
(Sie sind weiß mit schwarzem Linienrand).
„Ich find` sie eigentlich auch schön. - Wissen Sie, ich hab` nen Kunden gehabt, der hat sich die Wand bis zur Decke fliesen lassen. Ist heute gar nicht mehr in.“
Ich:
„Mag ja sein, aber auf jeden Fall praktisch.“
Er:
„Ja, da gebe ich Ihnen Recht. Ja, da gebe ich Ihnen unbedingt Recht. Sie haben Recht!“
Ich denke:
´Das macht ´Recht haben` hoch drei. Einfach toll!`
Vor Dankbarkeit wegen so viel der Zustimmung greife ich mir die letzten Küchenelemente und befördere sie vor die Tür, wo Handwerker Nr. Zwei sie gnädig entgegen nimmt.
Handwerker Eins und Handwerker Zwei begegnen sich in der Diele.
Handwerker Eins:
„Du, findeste nicht auch ... So sportliche Kunden haben wa nich oft, nüch?“
´Puuh: Er hat uns vergeben!“, atme ich erleichtert auf.
Nun ist die Küche leer, alle Möbelstücke weg. Was keinesfalls weg ist, sind die - zig Winzigschrauben in den Fliesenfugen (damit man prima drüber fallen kann) und genauso wenig der Dreck und der ist beeindruckend. Es gab mal Zeiten, zu denen baten Handwerker um Besen, Schrubber, Aufnehmer und putzten alles blitzblank, reagierten sogar beinahe erbost, wenn die Hausfrau etwa dabei helfen wollte. Heutzutage muss man ihnen dankbar sein, wenn sie ihren Auftrag überhaupt noch selber erledigen.
Wiiee - der Kunde ist König???