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Konrad der deutsche Riese

Von Grunewaldturm Donnerstag 12.06.2025, 11:20

Irgendwann äußerte Mariannes Schwester den Wunsch auch ein Haustier haben zu wollen. Sie wollte aber keinen Hund und auch keine Katze, sie wollte ein Kaninchen. Marianne und ich fuhren mit ihr hinaus nach Lübars, denn ich wusste das wir in diesem Dorf sicher etwas Passendes für sie finden würden.
Das war auch der Fall und sie suchte sich ein kleines weißes Kaninchen aus. Bei dieser Prozedur war natürlich auch unser Andy dabei. Er interessierte sich ebenfalls intensiv für ein solches Jungtier. Aber ihm interessierte ein graues, eines das einmal ein deutscher Riese werden sollte. Wir nahmen beide mit nach Hause und Andy hatte ab sofort jemanden zu dem er in dessen Hütte ins Heu kriechen konnte, wenn wir vom Regenspaziergang nach Hause kamen.
Weil Andy nun seine Leine und sein Leibchen nicht mehr brauchte, legten wir es unseren deutschen Riesen an, den wir inzwischen Konrad getauft hatten, und nahmen ihn mit, wenn wir bei schönem Wetter auf irgendeiner Wiese auf unserer Decke lagen. Während Andy entweder bei uns lag oder im Umkreis spazieren ging, hatte Konrad die Möglichkeit an einer langen Schnur, die ich mit einem Hering am Boden befestigt hatte, frisches Grün zu fressen.
Unsere Idylle wurde einmal von der lauten Stimme einer Frau gestört, die uns zurief wir sollten unseren Hasen in Sicherheit bringen. Sie hatte einen Schäferhund dabei der schon in langen Sätzen in Richtung Konrad unterwegs war. Ich hätte, sollte die Situation tatsächlich für Konrad gefährlich werden, jederzeit die Möglichkeit ihn mit der Schnur zu mir in Sicherheit zu bringen, also beobachtete ich nur gespannt was tatsächlich geschah.
Je näher der Schäferhund unseren Kaninchen kam umso unsicherer wurde er. Natürlich war er gewohnt das solche Tiere vor ihm immer weglaufen und sehr irritiert, dass dieser Kerl sich ganz anders verhielt. Er nahm von dem heranstürmenden Hund keinerlei Notiz.
Was den Schäferhund schließlich immer langsamer und vorsichtiger werden ließ. In ca. anderthalb Meter Entfernung von diesem merkwürdigen Wesen blieb er schließlich stehen. Konrad ignorierte ihn noch immer. Der Schäferhund machte noch einen Schritt und begann dann sich vorzubeugen. Das hätte er wohl besser nicht tun sollen. Denn als er für Konrad dicht genug heran war sprang der ihn mit einem lauten Grunzen und mit ausgefahrenen Krallen direkt ins Gesicht. Worauf der kühne Hasenjäger jaulend und mit eingezogenem Schwanz zu seinem Frauchen zurücklief.
Marianne und ich amüsierten uns köstlich über das Gesicht der Hundehalterin, dem deutlich anzusehen war wie verwirrt, ja geradezu beleidigt sie über das unwürdige Verhalten Ihres Hundes war. Für sie musste eine Welt zusammengebrochen sein. Sie ahnte ja nicht das unser Konrad ein Stallkaninchen und kein Wildtier war. Und dass er viel zu kurzsichtig war um die nahende Gefahr überhaupt wahrzunehmen.
Als die Dame weit genug von uns entfernt und außer Hörweite war, konnten wir unserer Freude über unseren mutigen Hausgenossen durch lautes Gelächter freien Lauf lassen.
Wenn ich von meiner Taxifahrt, so gegen 6:30 Uhr nach Hause kam und mich ins Bett legte, hatte sich Konrad angewöhnt, zu mir ins Bett zu kommen, sich auf meinen Bauch zu legen und mir meinen Hals abzulecken. Dabei ließ er bequem seine Pfoten rechts und links von meinem Körper herabhängen und er verließ mich erst dann wieder, wenn ich eingeschlafen war.

Als wir vorhatten, in ca. drei Wochen nach Niedersachsen zu ziehen, nahmen wir auch Konrad mit, um ihn bei der Mutter Mariannes so lange in Pension zu geben, bis wir den Umzug abgewickelt hatten. Ich baute ihm in deren Garten eine Holzhütte, umgab sie mit einem Zaun, und wir waren alle sicher, dass er sich dort wohlfühlen würde. Da hatten wir uns leider geirrt. Obwohl Mariannes Mutter sich täglich rührend um sein Futter kümmerte und ihm auch, wie von mir aufgetragen, Streicheleinheiten zukommen ließ, starb er in seinem neuen Domizil nach zehn Tagen einen völlig unerwarteten plötzlichen Tod. Meine Nachforschungen ergaben, dass normale Stallhasen, die von Menschen in der Familie als Haustier gehalten wurden, die Trennung von ihren Menschen und ihrer häuslichen Umgebung nicht überleben.

Das Foto von ihm in seiner neuen Umgebung machte ich als wir wieder nach Berlin zurückfuhren, ohne zu ahnen, dass dies ein Abschied für immer sein würde.

So war ich, in meinem Bestreben, nur das Beste für unseren Konrad zu tun, zu guter Letzt für seinen Tod verantwortlich …

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