Oberstudienrat Franke aus Püttelkow
Von
cinque
Samstag 13.12.2025, 10:32
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Oberstudienrat Franke genießt seinen Ruhestand in Püttelkow, er lebt allein, mit sich und der Welt im Einklang. Er schätzt die Ruhe und Beschaulichkeit der späten Jahre. Er liebt seine Bibliothek, seinen Flügel, er liebt den Blick aus dem Fenster auf den belebten Markt. Er schaut öfter in Metas Antiquariat, gönnt sich einen Cappuccino in der Konditorei und isst hin und wieder in der Pizzeria bei Giovanni. Dort ist auch Giovannis Mama, Roberta, die sich einfühlsam und intensiv nach allem erkundigt und Franke dann klar macht, er braucht jemanden, der sich um ihn kümmert. Außerdem, ein Mann allein, welche Verschwendung.
Roberta kommt nun zweimal in der Woche und bringt seine geliebte, so heimelige Unordnung temperamentvoll in Ordnung. Das stört ein wenig an Roberta, sonst findet er die Vormittage sehr unterhaltsam.
Ende November lädt Franke Freunde und Bekannte zu einem adventlichen Literatur- und Musikabend ein. Roberta findet das fantastico, nimmt die Organisation in die Hand und ordert bei Giovanni Wein und Appetitliches und ist vor Ort beim Eintreffen der alten Freunde. Ein gelungener Abend, den Franke mit der letzten halben Flasche Giovanni-Wein ausklingen lässt.
Tage vergehen, die Adventszeit geht auf Weihnachten zu. Heilig Abend geht Franke zur Kirche, am 1. Feiertag ist er bei Roberta und ganze Familie eingeladen, großes Familienessen – Geschenke? Oh! An ein Geschenk hat er nicht gedacht. Tja, und nun? Mit Roberta esse gehen, vielleicht bei Giovanni, geht gar nicht. Ein Buch noch weniger, Florentine hat geschlossen. Franke fasst allen Mut zusammen, klingelt bei seiner Nachbarin, wünscht ein frohes Fest und klagt seine Verzweiflung.
Ach, Herr Franke, kein Problem. Die Nachbarin hat einen zauberhaften Blumenstrauß am Heiligen Abend bekommen, den kann er gerne nehmen, braucht doch niemand zu wissen, bleibt großes Geheimnis. Franke fällt ein Stein vom Herzen. Er eilt zur Familien-Weihnachtsfeier. Roberta strahlt, die herrlichen Blumen und diese schöne Vase. Ziemlich spät kehrt Franke beschwingt nach Hause.
Nach den Feiertagen klingelt die Nachbarin bei Franke, erkundigt sich, ob die Blumen gefallen hätten und möchte doch gern die Vase zurück, war noch ein Geschenk von zu Hause. Oh, oh, Franke verspricht es, hat aber keine Ahnung wie er es Roberta sagen soll, zumal ihr die Vase so gut gefallen hatte.
Armer, armer Oberstudienrat Franke a.D., was nun? Vielleicht lacht Roberta in ihrer etwas lauten, doch so erfrischend herzlichen Art darüber. Wünschen wir es ihm.