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Abschiedsgruß

Von Feierabend-Mitglied Montag 03.06.2019, 21:23 – geändert Montag 03.06.2019, 21:27

Vor vielen, vielen Jahren ergab es sich, dass ich meine Heimat verlassen habe. Nein, nein, nicht aus der Fremde in die Fremde, ich bin schon im eigenen Land geblieben, aber ich habe meinen Heimatort verlassen und bin nach Aachen gezogen.
Zu Hause war es mir nicht mehr friedlich genug; familiäre Probleme, der Arbeitsplatz war unruhig, Unfälle und Brände die mich pö-a-pö verschreckten und mir die Überzeugung brachten: "Man will mich mit aller Gewalt verscheuchen!"
Wer das war? Das Schicksal, der Lebenslauf, die geistige Welt, eine höhere Macht, Gott...oder wer oder was auch immer.
Also nahm ich mein bisschen Mut zusammen und entschied mich nach Aachen zu ziehen. Gelegentliche Besuche bei Bekannten hatten mir diese schöne Stadt näher gebracht.
Oft waren wir auch abends mit dem Bus gefahren, und dann konnte man die hell erleuchteten Zimmerdecken sehen, wo es noch tolle Stuckarbeiten gab, wie lange Tropfen die herunterhingen.
An jeder zweiten Wegverzweigung war entweder eine toll begrünte Verkehrs-Insel oder gar ein Park zu finden. Diese Stadt war begrünt, das war wirklich toll, und ist es auch noch heute.
Ich fand eine Wohnung außerhalb von der Stadt, wo ich nur eine Nebenstraße gehen musste und ich war auf dem freien Feld, und der Weg führte zu einem Wald; wirklich schön gelegen.
Nachdem alles geplant und getan war, der Umzug beendet und ich noch zurück fuhr um die alte Wohnung ordentlich zu übergeben, überlegte ich zum Abschied einige Wege zu gehen und zu fahren, die ich seit meiner Kindheit kannte.
Ich komme aus einem Ort der Titularstadt, Luftkur- und Wallfahrtsort ist. Rundherum kann man wandern und mit dem Fahrrad, sogenannte Pädtkesfahrten machen.
Ich fuhr also die Plätze meiner Kindheit ab und landete schließlich auf der alten Betonstraße, die ich schon gesehen habe, wie sie gebaut wurde. Von dort hatte ich einen Blick auf das alte Heuerlings-Häuschen, in dem wir mal gelebt haben.
Und als ich so weiter ging, sah ich auch über die große Wiese die hinter dem Haus war, sie blühte in hellem grün und gelb. Es wuchsen lauter Butterblumen - Sumpfdotterblume - auf der feuchten Wiese, als wollten sie mir zum Abschied eine Freude machen. Dies sah so schön aus, dass mir die Tränen in den Augen lagen und ich mich fragte, ob ich auch das Richtige tue.
Inzwischen ist dies über 23 Jahre her, und vieles hat sich ereignet, aber diese gelben Butterblumen, die vergesse ich nicht so schnell.

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