Die Regenbogenleiter (3)
Von
tastifix
vorgestern, 08:16
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tastifix
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Die Sommerluft firrte vor Hitze. Am wolkenlosen Himmel segelten Vögel und zogen spielend flatternde Kreise umeinander. In den Feldern und Wäldern tobten Jungtiere, sich sicher und geborgen fühlend unter der Obhut der Alten. In der Menschenwelt war es nicht anders. Überall hörte man Kinderlachen und fröhliches Singen. .Ab und zu traf Silvie sogar welche, die noch die Lieder trällerten, die schon sie in der Grundschule gelernt hatte.
Aber auch die Erwachsenen schienen wieder munterer ihrer jeweiligen Beschäftigung nachzugehen. Als Silvie dies alles beobachtete, war das eigene Leid für ein paar Minuten vergessen. Ihr war, als ob alles nur ein böser Traum gewesen war, sie nun endlich von ihm erlöst wäre.
Wieder schaute sie über das Feld. Eine leichte Brise wiegte die zierlichen Halme hin- und her. Kerzengerade gewachsen waren sie un d streckten ihre Ähren der wärmenden Sonne entgegen.
„Wie schön die Welt ist!“, kam es Silvie in den Sinn.
Unwillkürlich lächetle sie. Auch sie empfand die Freude und Danbarkeit wegen all des sie umgebenen Schönen. Ihe Gedanken wurden optimistischer, ihr Schritt leichter. Übermütig schoss sie einen Kieelstein wie einen kleinen Fußball in ein imaginäres Tor. Lachte auf, als er schräg über den Weg kullerte und dann,von einem am Rande des Weges stehenden Grasbüschel aufgehalten, dort liegen blieb. Na ja, so sehr sportlich war sie ja nie gewesen! Wenn sie an die Reckübungen dachte ... Oje!
Auf einmal erinnerte sie sich auch wieder ihrer Clique und dachte über Pläne für gemeinsame Unternehmungen nach.
„Ach ja, richtig!“, murmelte sie, „Karen wollte ich anrufen, ob sie am Freitag mit ins Kino kommt.“
Die schwärmte doch für Krimis. Und ein Hitchcock war immer seine Euro wert.
Doch als Silvie kurz darauf ihr Elternhaus erreichte und ihre Mutter im Garten entdeckte, meldete sich erneut ihr schlechtes Gewissen, aber sie bezwang es energisch:
„Lass mich in Ruhe! Ich kann nicht anders. Sonst fehlt mir die Kraft zu kämpfen!“
Bemüht munter rief sie ihrer Mutter zu:
“Am Freitag gehe ich mit Karen ins Kino. Ich rufe sie gleich ´mal an!“
„Mach das!“ , erwiederte diese, stolz ihre hübsche Tochter betrachtend und daran denkend, wieviel Freude ihr Kind ihr immer gemacht hatte.
Silvie lief die Treppe hoch und verschwand in ihrem Zimmer. Für ein paar Sekunden ergriff sie heftige Beklommenheit. Es drohte sie erneut ins Tal der Verzweiflung zu stoßen. Doch widersetzte sie sich diesem Gefühl. wobei es ihr sehr half, dass nun ihr Hund Mato, der sehnlnich auf sie gewartet hatte, sie jetzt stürmsich begrüsste. Einen Moment lang barg sie den Kopf in sein Fell und streichelte ihn. Mato spürte, dass sein Frauchen traurig war und stand ganz still, seine Art, ihr seine Liebe zu beweisen. Silvie fasste sich wieder, angelte sich das Handy und wählte Karens Nummer. Nach dem dritten Freiton meldete sich die Freundin.
„Klar komme ich mit. Freitag um 18 Uhr,okay?“
Silvis Herz machte einen kleinen Sprung. Dies war das normale Leben, alles Andere nur ein Albtraum.
Bis zum Freitag waren es nur noch wenige Tage. Sie nahm sich bis dann ein volles Programm vor, um ja keine Zeit zum Grübeln zu haben. Am Besten, sie träfe sich jeden Tag mit ihrer Clique. Es war eine sehr lustige, flotte Freundesschar. Stets voller Ideen und zu jedem Blödsinn aufgelegt. Im Zusammensein mit ihnen würde sie ihren Kummer verdrängen können. Und außerdem: In der Medizin gab es oft Fehldianosen. Vielleicht würde es sich ja noch hherausstellen ,dass es in ihrem Fall auch an dem war?
„Ich werde mir das einreden. Dann komme ich besser klar!“, sagte sie sich und entschied, sich jetzt lieber auf die Kameraden zu freuen.
Zwar machte sich Silvie vor, der Selbstbetrug, diese Rolle, die sie Anderen vorspietle, fiele ihr zunehmend leichter, doch jene strenge Disziplin, die sie sich auferlegt hatte, forderte denn doch sehr bald ihren Tribut. Tagsüber gab sie sich heiter, aber abends im Bett kamen die Gewissensbisse zurück wie auch die Gedanken ndaran, was ihr noch bevorstehen könnte. Es machte ihr so arg zu schaffen, dass die Belastung denn zu groß wurde, sie es nicht mehr aushielt und sie sich ihren Eltern anvertraute. Gekränkt, dass Silvie nicht sofort mit ihnen gesprochen hatte, aber noch weitaus geschockter der schlimmen Wahrheit wegen, reagierten Mutter und Vater genaus so, wie es Silvie erwartet hatte. Die Mutter brach in Tränen aus, der Vater saß stimm, ihm fehlten die Worte.
Nach der dann durchwachten Nacht, in der sie sich gegenseitig zu trösten versuchten und sich, ein wenig gefasster, sagten, dass es Silvie als der Betroffenen seelisch noch viel schlechter als ihnen selber ginge, gaben sie sich am nächsten Morgen alle Mühe, nicht ganz so aufgewühlt zu wirken. So fand Silvie die Kraft zu erklären, weshalb sie geschwiegen hätte und bat sie dringlich darum, sie nicht schon jetzt wie eien Schwerkranke zu behandeln, zumal sie doch noch keine Beschwerden habe. Es fiel den Eltern sehr schwer, aber sie verstanden ihre Tochter und richteten sich danach. Silvie fiel ein Stein vom Herzen. Sie müsste nicht meehr lügen, sie dürfte jederzeit zeigen, wie ihr zumute war.
Auch Dr. frank erfuhr, dass Silvie ihr trauriges Geheimnis gelfütet hatte und konnte nun der Familie mit Rat und Tat zur Seite stehen. Der Alltag verlief wie üblich, manchmal mit kleineren Problemen, aber genauso oft mit Stunden voller Freude und Spaß. Die Wochen verstrichen, ohne dass sich etwas Ungewöhnliches ereignet hätte, so dass Silvie und ihre Eltern nicht mehr ausschließlich an Silvies Krankheit dachten ...