Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

17 9

Glaubenssätze aus der Kindheit

Von Feierabend-Mitglied Samstag 04.05.2024, 15:49

Sonja war ein Schulkind von 8 Jahren. Sie konnte schon schreiben und war stolz darauf. Es was sehr eng zu Hause mit den vielen Geschwistern und immer hatte nur der Vater das Sagen. Er sagte immer solche Sprüche, die Sonja sich merken sollte, aber sie spürte schon früh, das diese Sätze nicht stimmten. Sie waren in ihrem zu Hause Gesetz, Vaters Gesetz, und es gab niemals Widerspruch.
Diese Sätze fielen in ihre kleine Kinderseele und durch die vielen Wiederholungen machten sie ihre Wirkung. Es war wie eine Impfung mit Nebenwirkungen.
Innerlich rebellierte Sonja, reagierte mit Schweigen oder sprach tagelang gar nicht, äußerlich passte sie sich an, um Strafen möglichst zu vermeiden.
Wenn sie die Augen schloss und diese Sätze in ihrer Fantasie in Buchstaben umsetzte, dann wurde sie traurig oder wütend.
Da standen so dumme Sätze:
"Spielen ist Zeitvergeudung, tu was
Vernünftiges!"
" Erst die Arbeit, dann das Vergnügen"
" Dein Vater weiß, was gut für Dich ist"
" Vertraue niemals einem Menschen"
" Halt den Mund, wenn Erwachsene reden"
" Lügen haben kurze Beine"
" Man soll den Tag nicht vor dem Abend loben."
" Es kommen immer erst die Wünsche der
Anderen und du bist zuletzt dran
Wieder einmal verschwand sie aus der Wohnung und versteckte sich in der Ruine, gegenüber in einem Keller, das ein kleines kaputtes Fenster hatte, durch das sie den Himmel und ein paar Sonnenstrahlen sehen konnte. Da kam ihr eine Idee. In ihrer Fantasie blies sie einen Luftballon auf, setzte die Buchstaben vom ersten Satz hinein und pustete den Ballon in den Himmel. Weg war er..... und sie wusste plötzlich: "Spielen ist das Schönste auf der Welt, weil ich alles dabei vergessen kann." Dieses Fantasiespiel machte Spaß, Sonja tauchte einige Wochen in diese Gedanken und ließ die Luftballons mit Begeisterung fliegen
Mit jedem Satz, der auf diese Weise in den Himmel flog wurde sie stärker und durchschaute, warum diese Sätze so dumm waren und nur den Erwachsenen dienten und sie veränderte sie in ihrer kleinen Seele:
"Spielen ist das Schönste auf der Welt, weil ich
alles dabei vergessen kann."
" Wenn ich erst Vergnügen habe geht die Arbeit
hinterher viel leichter"
"" Mein Vater weiß, was gut für Ihn ist."
" Ich will den Menschen vertrauen, sonst bin ich
ganz allein"
" Mein Vater hat Angst, weil ich durchschaue,
warum er solche Dinge sagt"
" Er bringt mich doch immer wieder zum Lügen,
weil ich die schlimmen Strafen fürchte"
" Oft bin ich schon mittags froh, weil es in der
Schule schön ist und meine Lehrerin lieb ist"
" Ich will nicht immer die Letzte sein und sagen
dürfen, was ich mir wünsche"


Wenn diese Sätze wieder vom Vater gesagt wurden, dann war sie traurig oder wütend und flüchtete, wenn möglich in ihren Keller und gab sich dem Spiek mit den Seifenblasen hin
"

So wuchs Sonja heran und überprüfte genau, was die Erwachsenen sagten. Sie erlernte den Beruf der Kindergärtnerin gegen den Willen des Vaters. Sie konnte endlich spielen und gemeinsam mit den Kleinen in deren Welt abtauchen, sie ermutigen , bestätigen und tief mit ihnen verbunden sein. Es war Sonjas Traumberuf und sie hat darin 60 Jahre gelebt, geliebt und Mut gemacht. Auch für Sonja hatte dieser Beruf heilsame Wirkung. Sie durfte lernen, die Welt aus der Sicht eines Kindes zu sehen.

Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten

Mitglieder > Mitgliedergruppen > Kreativ Schreiben > Forum > Glaubenssätze aus der Kindheit