Kasimir
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Feierabend-Mitglied
Donnerstag 05.12.2024, 07:51
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David, 4 Jahre war seit 6 Monaten bei mir im Kindergarten und wir planten die 8 tägige Kinderreise auf einen Bauernhof. Es wurde viel vorbereitet , Bilder gemalt, ein Bauernhof aufgebaut und ein Elternabend angesetzt. Davids Mutter wollte gern, dass ihr Sohn mitkommt, erzählte aber, dass David noch nie woanders geschlafen hat. Er selbst war unsicher, mal Ja, dann wieder Nein, aber je näher die Reise kam und alle Kinder schon ganz aufgeregt waren, desto zwiespältiger war er.
Am Tag vor der Reise sagte die Mutter, sie würde seinen Koffer packen, aber wenn seine Ängste zu groß sind ließe sie ihn zu Hause. Das war für mich und für David eine gute Lösung.
Nach der Arbeit ging ich in ein Geschäft und kaufte einen Heliumluftballon mit einem lustigen Gesicht und einer Schnur am Kopf. Er hatte auch Arme und Beine und wenn man Geldstücke unter die Füße klebte, dann konnte er sogar stehen. Ich schaute dieses Teil an und da kam mir eine Idee und ich kaufte ihn. Ich nannte ihn Kasimir, rief Davids Mutter an und fragte, ob ich mit Kasimir vorbeikommen könnte. Christel war froh und war bereit, alles mitzumachen, wenn ihr Sohn seine Ängste überwinden könnte. Es wäre für seine Entwicklung so gut, er würde an diesem Gemeinschaftserlebnis teilnehmen und es würde ihn eine Stück verselbständigen.
Ich klingelte an der Tür, David öffnete und strahlte, da ich ihn ja noch nie besucht hatte. Dann zog Kasimir die ganze Aufmerksamkeit auf sich. In Gegenwart der Eltern erzählte ich ihm, dass Kasimir so gerne auf die Reise mitkommen möchte, aber solche Angst hat. Und ob er heute Nacht bei ihm schlafen kann und David ihn morgen zum Bahnhof bringt, auf ihn aufpasst und ihm gut zuredet. Und heute Abend könnte er dem Kasimir noch viel von der schönen Reise erzählen. David strahlte und sagte, klar, das mach ich, ich bin doch größer als er.
Am nächsten Morgen standen wir auf dem Bahnhof, alle Kinder mit ihren kleinen Rucksäcken, Abenteuer im Gesicht, aufgeregt und voller Vorfreude, aufgeregter waren die Mütter!
David hatte nur einen Blick für Kasimir, redete ihm gut zu und sagte immer wieder: "Du brauchst keine Angst zu haben, ich bin ja bei dir". Das Abschiednehmen hielten wir kurz, und beim Einsteigen hob David den Kasimir in der Zug, suchte gleich einen Fensterplatz mit seinem neuen Freund und sagte:" Guck mal, da draußen steht Mamma und freut sich". Ich fragte ihn nochmal, willst du wirklich mit uns kommen? Na klar, meinte er, ich kann doch Kasimir nicht allein lassen. Als der Zug losfuhr rief er ganz aufgeregt und voller Stolz:" ich habe es geschafft, ich habe es geschaftt!". Und ich freute mich mit ihm. Durch seine Verantwortung und Zuneigung zu seinem neuen Freund konnte er selbst ohne jeden Druck durch Eltern oder mich seine eigene Angst überwinden.
Abends telefonierte er mit seiner Mutter, er sagte, Kasimir hätte nicht geweint und es ist so schön hier mit den vielen Tieren. Er hatte während dieser Tage kein einziges Mal Heimweh, war voller Tatendrank, voller Neugier und putzmunter. Auch seine Mutter war so froh und stolz daüber, welch einen großen Entwicklungsschritt ihr Sohn in dieser Zeit gemacht hat.
@roshni