Kurzkrimi 3
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Feierabend-Mitglied
Freitag 03.01.2025, 11:58
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Der Kommissar setzte sich auf den Stuhl dem Delinquenten gegenüber an den Resopaltisch.
Fast gelangweilt sah er den jungen Mann an, der auf der anderen Seite saß. Dessen strähniges hellbraunes Haar stand wirr nach allen Seiten ab.
„Haben Sie gut geschlafen?“, fragte der Kommissar.
„Den Umständen entsprechend.“, knurrte der Delinquent.
„Na, dann können wir ja anfangen.“, sprach der Kommissar, „Man hat sie angehalten bei einer Verkehrskontrolle ohne Führerschein und ohne Fahrzeugpapiere. Also offensichtlich in einem gestohlenem Fahrzeug. Und während der Kontrolle ist Ihr Komplize mit dem geklauten Wagen abgehauen. Und zudem stritten Sie noch ab, gefahren zu sein. Außerdem hatten Sie 5,1 Promille Blutalkoholgehalt.“ Der Kommissar stutzte, blickte nochmal in die Papiere und sprach weiter: „Das ist ja wohl ein Tippfehler und muss 1,5 heißen. Das reicht dann doch aber.“
Während des gesamten Monologs des Kommissars schüttelte der Delinquent sachte den Kopf.
„Sie sind da offensichtlich anderer Ansicht“, sprach der Kommissar, „na, dann erzählen Sie mal.“
Der Delinquent beendete das Kopfschütteln, rückte sich auf dem Stuhl zurecht und begann: „Ihre Kollegen hielten uns an. Ein Beamter klopfte an die Seitenscheibe. Ich ließ sie herunter und er fragte nach dem Führerschein und den Fahrzeugpapieren. Nachdem ich ihm mitgeteilt hatte, dass ich beides nicht habe, riss er die Türe auf und sein Kollege zerrte mich mit roher Gewalt aus dem Wagen. An ihrem Fahrzeug ließen sie mich in das Gerät pusten und stellten fest, dass ich getrunken hatte. Hätten sie mich gefragt, hätte ich es ja auch gar nicht abgestritten. Schließlich kam ich ja von einer Geburtstagsparty.“
„Das ist doch keine Entschuldigung dafür, dass Sie betrunken Auto gefahren sind. Und dazu in einem geklauten Auto.“
„Es war ja das Auto von Henry, meinem Freund aus Brightham in England. Er kam grade von einer Städtereise aus Budapest und aus Prag und nahm mich mit. Und der ist auch gefahren. Ich war nur der Beifahrer. Als Ihre Kollegen mich mitnahmen, kriegte er es mit der Angst zu tun und ist davon gefahren.“
Es folgten einige stumme Augenblicke.
„Sie können nach Hause gehen“, sprach dann der Kriminalhauptkommissar.
Und er dachte: „Die Wachtmeister sind auch nicht mehr das, was sie mal waren.“