Nie mehr einsam
Von tastifix Samstag 28.12.2024, 14:33 – geändert Samstag 28.12.2024, 18:08
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Von tastifix Samstag 28.12.2024, 14:33 – geändert Samstag 28.12.2024, 18:08
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Hase Hoppel war noch sehr jung, erlebte seinen ersten Winter und der wollte und wollte nicht enden.
„Warum ist`s denn immer noch so kalt?“
Ihn fröstelte es. Mürrisch guckte Hoppel über die ausgedehnte Wiese und dann hinauf zu den Bäumen. Auf den Pflanzen am Boden und genauso über den Zweigen in der Höhe lag ein hauchdünner, im gleißenden Sonnenlicht weiß glitzernder Schleier.
„Richtiger Schnee ist das aber nicht!?"
Hoppel überlegte:
"Gestern hats geregnet und nachts wurde es bitter kalt. All die Wassertropfen sind zu Eis geworden."
Damit ihm die Pfoten nicht abfroren, sprang Hoppel in weiten Sprüngen kreuz und quer über die Wiese bis zu seinem Lieblingsbaum am Waldrand. Der ha--tte ihn während des heißen Sommers mit seiner prächtigen Laubkrone vor der sengenden Sonne geschützt. Um nach der anstrengenden Fitnessübung ein wenig zu verschnaufen, lehnte sich er sich gegen dessen Stamm.
„Selbst das Hopsen macht allein so gar keinen Spaß!“, seufzte er.
Plötzlich vernahm er eine zarte Stimme. Die klang so hell wie eine Mini-Glocke.
„Hallo, Du da unten!"
Hoppel horchte auf und schaute suchend umher. Aber er entdeckte niemanden.
´Habe ich mir bestimmt nur eingebildet!`
Da streifte sein Blick zufällig den Zweig direkt über ihm.
´Dort bewegt sich etwas!`
Aufgeregt trommelte Hoppel mit den Pfoten auf dem Boden herum.
„Halloo! Hier bin ich. Ich sitz' vorne an der Zweigspitze. - Siehst Du mich jetzt?“
Der Hase guckte genauer hin und erspähte ein winziges Etwas, das im sanften Wind ein wenig hin- und her schaukelte. Es war genauso weiß wie all das Weiß ringsherum.
"Überrascht, ja?"
"Wer bist Du? Etwa ein Eiskristall?“
„Erraten! Und Du ein Hase, stimmts?"
"Genau, ich wohne hier auf dieser Wiese! - Hast Du auch einen Namen?"
„Ich werd' Blinky gerufen."
„Und ich heiße Hoppel. -Was machst Du denn so den ganzen Tag, Blinky?“
„Leider eben nicht viel. Ein Raureifkristall zu sein ist langweilig!", jammerte Blinky los. "ich hocke immer hier an der selben Stelle und kann so gar nichts unternehmen ...“
„Hm!", machte Hoppel. „Hier unten ohne Spielkameraden herumzulaufen, ist genauso blöd!"
Blinky musterte Hoppel, Hoppel guckte ihn grübelnd an. Auf einmal fiel ihm etwas ein:
„Blinky, ich weiß was. Au ja, das wird spannend!"
„Was denn?"
„Wir wandern zusammen in die weite Welt hinaus!"
„Kannste vergessen, Hoppel. Ich kann hier doch nicht weg!"
„Das denkst aber nur Du!"
Der Hase strich nit dem Maul an der Zweigspitze entlang, im nächsten Moment saß das Eiskristall in Hoppels Fell und fror dort fest.
„Klirr! Endlich runter von dem doofen Ast!"
Nun überlegten die Beiden, wo die Reise hin gehen sollte. Jedenfalls nicht irgendwohin, wo es warm war, denn dann wäre Blinky sofort geschmolzen. Darum machten sie sich auf den Marsch ins Gebirge. Weil Blinky bislang nur die Wiese und die umstehenden Bäume gesehen hatte, fragte es während der stundenlangen Wanderung den Hasen regelrechte Löcher in den Bauch.
„Was ist das? Wozu ist das gut?"
Je höher sie kamen, umso wohler fühlte sich das Eiskristall und glitzerte darum umso strahlender. Hoppel erzählte dem staunenden Blinky von seinen Abenteuern als Hasenkind, als er noch bei seinen Eltern und Geschwistern gelebt hatte. Darunter war auch viel Lustiges und die Zwei kicherten laut.
Bald schlängelte sich der Weg steil am Berg entlang und es wurde noch kälter als unten auf Hoppels Wiese.
„Hoffentlich haben wir's bald geschafft!", stöhnte Hoppel.
Wieder machte der Weg eine Kurve, wurde breiter und breiter und dann standen sie auf einer weiten Lichtung. Überrascht und neugierig lugten sie umher. Mittig entdeckten sie einen kleinen See, in dem noch ein paar winzige Eisplatten schwammen.Weiter oben an den Hängen wuchsen Büsche und ein paar hohe Tannen.
„Hier gefällt's mir!", meinte Hoppel.
„Aber bald wird es Frühling und wärmer. Was wird dann aus mir?", fragte Blinky bange.
„Keine Angst!", lachte Hoppel. "Wir klettern noch ein wenig höher bis zu den Büschen. Dort liegt immer Schnee und wir finden bestimmt einen gemütlichen Platz für Dich."
Der Vorschlag gefiel Blinky. Doch dann klirrte es traurig:
„Ich werde mich wieder sehr einsam fühlen ohne Dich!"
Hoppel blickte Blinky lieb an.
„Nein, wirst Du nicht! Ich lass Dich doch nicht im Stich, sondern werd' Dich jeden Tag besuchen!"
Da strahlte das Eiskristall.
Auf Blinky wartete ein glückliches Dasein im ewigen Eis und Hoppel durfte sogar einen eigenen See sein Eigen nennen.
Und sie hatten sich! Denn sie waren Freunde geworden und würden nie mehr einsam sein.