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Nur eine kleine Gabe

Von tastifix Montag 23.12.2024, 18:15 – geändert 29.12.2024, 06:21

Die Landschaft lag tief verschneit. Es war der Tag vor Heiligabend und in der kleinen Stadt hasteten die Menschen auf der Suche nach noch ausstehenden Geschenken durch die Einkaufszone. Nur Wenige wirkten fröhlich, die Meisten dagegen gestresst.
Vor dem letzten Haus, an das ein Feld grenzte, hockte ein alter Mann, vor der Kälte Schuctz suchend dicht an die Wand gekauert. Georg, der Bettler, sah in seinem notdürftig geflickten Mantel erbärmlich aus. Es war offensichtlicch, dass er von schwerer Krankheit gezeichnet war. Heftiger Husten schüttelte ihn, bei jeder Bewegung stöhnte er leise. Neben ihm lag sein wichtigster Besitz, ein Schlafsack und vor ihm ein verbeulter Filzhut, den er den Passanten entgegen hielt und dabei ein paar flehende Worte stammelte. Ab und an warf jemand ein paar Münzen hinein. Georg wusste sich nicht mehr daran zu erinnern, wie lange es her war, dass ihm ein belegtes Brötcchen oder auch ein Kaffee spendiert worden waren.

Ja, außer der einen warmen Mahlzeit in der Obdachlosenunterkunft vor zwei Tagen hatte er nichts mehr gegessen und fühlte sich zunehmend schwächer. Sich trotzdem wieder dorthin zu schleppen, um nicht etwa in der Kälte nächtigen zu müssen, wäre ihm zu schwer gefallen und zudem befürchtete er, dass ihm dort das Wenige, welches ihm noch geblieben war, vielleicht gar noch gestohlen werden würde. Apathisch beobachtete er die Menschen, die seine Not nicht kannten und sich dagegen jederzeit, wenn es ihnen danach war, in enem Cafe an Kuchen laben konnten.

Es wurde allmählich Abend, ständig kälter und er fror immer schlimmmer. Die Straßen hatten sich geleert und niemand war da, dem sonst hätte auffallen können, dass jenenr Bettler mehr und mehr in sich zusammensackte und sich anscheinend bereits fast aufgegeben hatte.
"Es geht mit mir zuende!", murmelte Georg wieder und wieder.
Stöhnend quälte er sich in den Schlafsack und steckte die rot gefrorenen Hände tief in die Mnteltaschen. Doch ließen ihn die Schmerzen nicht in einen barmherzigen Schlaf sinken. Halb vor sich hin dämmernd sah Georg hoch zum Sternenhimmel.Das mannigfache Leuchten dort oben gab ihm das Gefühl, vielleicht doch nicht ganz verlassen zu sein.

Plötzlich wachte er aus der Apathie auf. Dort oben war ein schwacher Schein zu sehen, der immer stärker leuchtete, zur Erde wanderte, als ein wundersames Licht die Schwärze der Dunkelheit verdrängte und alles in eine gleißende Helligkeit hüllte. Georg verdeckte die Augen mit den Händen, um sie vor ihr schützen, doch zog ihn jenes Licht magisch an. und er blinzelte ins Helle. In einem überirdischen Strahlenkranz stand vor ihm ein Engel und schaute ihn liebevoll an:
"Fürchte Dich nicht! Ich bringe Dir etwas, was Dich froh machen wird. Deine Schmerzen sollen Dich nicht länger plagen. Nimm diesen Stern, er leuchtet nur für Dich. Es ist das Licht der Liebe. Bewahre es in Deinem Herzen!"
Georg empfand ein Vertrauen wie schon sehr lange nicht mehr, das Licht wärmte ihn; er hörte auf zu frieren und fühlte sich geborgen. Fest hielt er jene kleine Gabe des Engels, die für ihn eine große Gnade bedeutete, mit den Händen umschlossen, machte ermmattet die Augen zu und schlummerte endlich ein. Der Himmelsbote war verschwunden, mit ihm das überirdische Licht, die Schwärze der Dunkelheit zurück.

Anderntags fanden Passanten den Bettler, in seinem Schlafsack liegend. Er war für immer gegangen, aber auf seinem ausgemergelten Gesicht lag ein frohes Lächeln.

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