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The Eagle has landed.

Von Feierabend-Mitglied 19.01.2025, 10:33

Unser Flirt im Capucine war dank Ray Charles’ Dauerberieselung voll in Fahrt. Melittas Augen sprachen Bände. Da war viel von Erotik zu lesen. Die Chemie stimmte – es kribbelte gewaltig. Ich war wohl mehr von Hormonen als von Vernunft gesteuert. Melitta war besonnener als ich. Mit einem tiefgründigen Lächeln sagte sie: „Lassen wir die Ouvertüre ausklingen und setzen das Konzert am nächsten Sonntag fort.“ Ein zarter Kuss krönte diesen Abend.

Sieben Tage fieberte ich diesem Rendezvous entgegen. Und träumte von einer Frau, wie sie mir zeitlebens nicht untergekommen war. Das Capucine war fast voll. Vom Fernseher über der Bar dröhnte amerikanisches Kauderwelsch. Reporter und Dolmetscher überboten sich mit aktuellen Berichten. Was war los? Ich hätte es wissen können – heute Nacht sollte, wenn alles gut geht, Apollo 11 am Mond landen.

Und dann kam sie. Ich wollte locker bleiben, aber als Melitta in einer Strickkleid-Nylons-High-Heels-Kombi vor mir stand, wurde ich euphorisch. Ein Hauch von Rouge, rosa Lippen, violetter Lidschatten – einfach grandios! Während Mario genussvoll mit der Zunge schnalzte, hauchte sie mir ein „Servus Ferry” ins Ohr. Es klang so unschuldig, als sei ihr nicht bewusst, was sie mit ihrem Auftritt gerade ausgelöst hatte.
Einen Moment lang ruhte mein Blick auf ihren Nylons. Sie stützte sich an mir ab, schwang sich auf den Barhocker und schlug die Beine übereinander. Ich schloss die Augen und genoss den Duft ihres Parfums. Sie tippte mich an: "Hey Ferry, hat's dir die Rede verschlagen?“
Ich besann mich: „Ja, passiert mir selten. Du siehst echt super aus! Willst du mich verhexen?“ Melitta senkte den Blick: „Nur für dich, du Schmeichler.“

Oh Mann, dachte ich, und bestellte Cuba-Libre, so wie immer. Wir schauten uns tief in die Augen und hatten den gleichen Gedanken - wollten die Arme um den Hals des Anderen schlingen. Es gelang nicht, weil die Barhocker zu sehr wackelten. Die Gaffer wurden mir zu viel und ich fragte: „Wollen wir woanders hingehen?“ Melitta meinte, das wäre eine gute Idee und bat Mario uns ein Taxi zu bestellen. Ich fragte: „Wohin?“ Sie grinste: ‚Ins Hexenhäuschen.‘
Humor hat sie auch, dachte ich.

Das Haus stand in der Linzergasse. „Altbau, dritter Stock”, sagte sie, wie zur Entschuldigung. Graziös stieg sie Stufe für Stufe nach oben. Meine Nase war nur Zentimeter von ihrem Hinterteil entfernt. Dass sich ein Strickkleid darüber spannte, war unerheblich. In meiner Fantasie lief ein Film ab. Ich konnte fast hören, wie die Sicherungen in meinem Hirn heraussprangen. Nichts war inszeniert, alles durfte geschehen. Wir vergaßen die Welt. Welch beispielloses Gefühl, auf einem flauschigen Flokati aus einem Liebesrausch zu erwachen. Ist das wahr, bin das wirklich ich? Es war kein Traum. Melitta war zur Femme fatal geworden und hatte dafür gesorgt, dass ich mit geschlossenen Augen die Sterne sah.
Aus dem Radio krächzte eine Stimme: „The Eagle has landed.“

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