Unsere Berliner Wohngemeinschaft
Von Grunewaldturm Montag 16.12.2024, 09:31
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Es war damals eine Zeit, in der alles mehr oder weniger frei und locker zuging. Wir hatten etwas gegen den Vietnamkrieg, stimmten mit der außerparlamentarischen Opposition überein und lebten in Wohngemeinschaften.
Auch in unserer kleinen Altbauwohnung in der Cheruskerstraße Nummer 21 (Hinterhof, Parterre links, Wohnzimmer, Küche, Innentoilette und Abstellkammer) lebten wir zu viert in einer WG.
Ich kann schon sagen, dass es im Großen und Ganzen zwischen uns recht harmonisch und liebevoll zuging. Ich könnte, und ich werde sicher auch noch, von etlichen anderen Ereignissen in der Cheruskerstraße berichten.
Heute aber berichte ich erst einmal von etwas, das auf dem Insulaner direkt unter der Sternwarte stattgefunden hat.
Es war ein herrlicher Sommertag, wir vier lagen im Gras, ließen uns die Sonne auf den Bauch scheinen und ansonsten ließen wir den lieben Gott einen guten Mann sein.
Ich war gerade etwas weggedöst, als meine Freundin mit ängstlicher Stimme rief: »Achtung Manfred, da kommt eine Frau mit einem Schäferhund!«.
Ohne die Augen zu öffnen, fragte ich sie, ob sie befürchte, von der Dame gebissen zu werden?
Was meine Freundin mit einem genervten „sei nicht albern, tu lieber etwas“ quittierte.
Gelangweilt öffnete ich ein Auge und sah tatsächlich einen riesigen Schäferhund mit großen Sätzen auf uns loshetzen.
Vorsorglich griff ich zu meiner Disziplinierungskette und harrte der Dinge, die da kommen würden. Konrad, der dem Schäferhund am nächsten lag, schien sich überhaupt nicht um die nahende Gefahr zu kümmern. Er lag bäuchlings im Gras und zeigte keinerlei Anzeichen einer Erregung.
Ich muss gestehen, dass ich etwas überrascht war. Denn ich hätte von dem Kerl mehr Interesse für seine Umwelt erwartet.
Dem Schäferhund schien es ähnlich zu gehen, denn der wurde von Meter zu Meter langsamer und blieb schließlich stehen, als er noch 2 Meter von Konrad entfernt war.
Dann kippte er Zeitlupen ähnlich nach vorn und versuchte, Witterung aufzunehmen.
Was Konrad (unser deutscher Riese mit 6,5 Kilo Körpergewicht) dann schließlich zu einer überraschenden Aktion verleitete. Er sprang dem Schäferhund mit lautem Grunzen und ausgefahrenen Krallen direkt ins Gesicht.
Der, von diesem Angriff sichtlich erschreckt, zog den Schwanz ein und versteckte sich hinter dem Rock seines Frauchens.
Die beiden gingen dann wortlos an uns vorüber. Der Dame sahen wir aber deutlich an, dass sie von dem Verhalten ihres beeindruckenden Beschützers nicht gerade begeistert war.
Marianne lachte sich nach diesem Erlebnis, sichtlich befreit, ihre überstandene Angst von der Seele.
Übrigens, unser Pekinese Andy würdigte den Schäferhund keines Blickes …