Verändert

Verunsichert stand er hoch über dem Geschehen unter ihm. Es wimmelte in der großen Halle von Leben, einem ihm gänzlich fremnden. Alles verwirrte ihn, die Sprache der Leute kannte er nicht. Genauso wenig, wie sie die seinige hätten verstehen können.

Ihm blieb nur, den Trubel zu ertragen. Oft streiften ihn aus gebührendem Abstand neugierige, aber auch irritierte Blicke, denn er fiel durch sein ungewöhnliches Äußeres, aber noch mehr wegen der starren Miene auf.
"Er wirkt so anders!", sagten sie. "Woher er wohl kommt? Bestimmt von weither!"
"Und doch ist er gekleidet wie wir ..."
"Weshalb rteagiert er nicht? Ob er uns absichtlich ignoriert?"
Manchen wurde es gruselig zumute.
"Mit ihm stimmt etwas nicht!", befürchteten sie.
Auch weiterhin rührte sich der Mann nicht. Seine Miene verriet keine Regung.

Ja, es stimmte: Er stammte von sehr weit her.Seine Heimat, die Welt, wie seine Rasse sie gekannt hatte, existierte bereits seit Jahrhunderttausenden nicht mehr. Menschen der Neuzeit hatten ein Abbild jenes damaligen Menschentyps geschaffen, es nach heutiger Mode gekleidet und dort oben hingestellt, um die Reaktionen der Leute zu testen. Auf ihn, einen Menschen der Urzeit, den Neanderthaler.

Es schien so, als ob die klar ersichtliche Ähnlichkeit zwischen dem Steinzeitmenschen und dem modernen Menschen denn doch sehr nachdenklich werden ließ. Die Gedanken der Museumsbesucher reisten zurück in jene für sie unerreichbare Urwelt.
"Sie waren Menschen wie wir. Die Evolution hat uns, ihre Nachfahren, zu dem gemacht, was wir jetzt sind, wozu wir nun fähig sind! Doch sind wir untrennbar miteinander verbunden!"