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Als Bondi noch nach Salz, Bier und Freiheit roch

Von Kookaburra vorgestern, 12:39 – geändert vorgestern, 13:27



Bondi Beach war nicht einfach nur ein Strand, Bondi war ein Zustand 😎. Der Name stammte vom Aboriginal-Wort Boondi und bedeutete „Wasser, das über Felsen bricht“ – was sehr poetisch klang 😂. Lange bevor Selfie-Sticks, Flat Whites und spirituelle Sonnenaufgänge existierten, lebten dort die Gadigal, nutzten das Meer zum Fischen und hatten garantiert nie jemanden, der fragte, ob man kurz aus dem Bild gehen könne .

Im 19. Jahrhundert kamen die Engländer, sahen den Strand und beschlossen sofort, dass der Spaß streng überwacht werden muss. Tagsüber schwimmen war verboten, viel zu ausgelassen, vermutlich sittenwidrig. Wer trotzdem ins Wasser wollte, musste wollene Ganzkörper-Badeanzüge tragen 🌊, die Menschen wie nasse Schafe aussehen ließen

Anfang des 20. Jahrhunderts tauchte langsam der gesunde Menschenverstand auf. Baden wurde erlaubt, der erste Surf-Life-Saving-Club entstand, und die rot-gelben Flaggen wurden eingeführt 🏄‍♂️ – als freundlicher Hinweis, den Touristen bis heute mit bewundernswerter Konsequenz ignorierten. Das Meer übernahm dann zuverlässig die Erziehungsarbeit.

Ich weiss das alles so genau, weil ich Anfang der 70er Jahre selbst in Bondi wohnte, direkt am Strand 🌊. Ja, direkt dort, als das noch möglich war, ohne eine Niere zu verkaufen. Bondi war damals deutlich gemütlicher, fast schon dörflich. Es gab genau zwei Pubs, das Astra Hotel und das Bondi Hotel , und das reichte völlig. Man ging in einen hinein, kam irgendwann wieder heraus und ging in den Anderen. Einkaufen war überschaubar, mit zwei Fischgeschäften, in denen der Fisch frischer war als manche heutige Beziehung , einem Schlachter, der Fleisch verkaufte und keine Vorträge hielt, zwei Surf Shops, ein paar Delis, einem Vegie Shop und eine Zeitungsladen, in dem Nachrichten noch raschelten .

Bewohnt wurde Bondi damals vor allem von jungen Leuten. Jung, pleite, sonnengebräunt und fest davon überzeugt, dass sich alles irgendwie regeln würde ️😄. Viele waren Maoris aus dem Kiwi-Land 🇿, entspannt, freundlich, meistens barfuß, oft mit Gitarre und fast immer bessere Surfer als alle anderen. Dazu kamen jede Menge Pommy Bastards aus bloody England 🇧😂, bei der Ankunft kreidebleich und nach sieben Minuten am Strand knallrot 🦞. Sie liebten das Wetter, verstanden es aber nicht, redeten ständig darüber und verbrannten mit beeindruckender Zuverlässigkeit.


Und irgendwo dazwischen gab es noch fünf oder sechs Deutsche 🇪😏. Mehr nicht. Eine überschaubare Minderheit. Man erkannte uns sofort: pünktlich, leicht kritisch beim Bier 🤨 und innerlich irritiert darüber, dass an der Beach alles funktionierte, obwohl niemand einen Plan zu haben schien. Ordnung wurde gelegentlich erwähnt, dann aber freundlich ignoriert.

Bondi war damals kein Lifestyle-Konzept, keine Marke und kein Instagram-Hintergrund. Es war einfach ein Strand mit Menschen, Wellen, Bier und Alltag 🍻. Heute ist Bondi ein Laufsteg mit Meerblick, damals war es ein Dorf mit Brandung. Und wenn man genau hinhörte, lachte das Meer schon damals leise mit – vermutlich über uns alle 🌊

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