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Der Tag, an dem Bondi nicht mehr nur Bondi war

Von Kookaburra gestern, 09:51 – geändert gestern, 19:48


Australien tickt mit einer einfachen Idee: Mach kein Drama. Steh auf, geh arbeiten, trink nach Feierabend ein paar Bier, beschwer dich über die Hitze und geh trotzdem an die Beach. Der „Aussie way of life“ ist kein politisches Programm, sondern eine Haltung. Man redet wenig über Herkunft, Religion oder Geschichte – man fragt eher, ob du surfst, grillst oder wenigstens so tust, als könntest du beides. Dann gehörst du dazu. Punkt.

Bondi Beach ist wie eine Postkarte dieses Lebensgefühls. Barfuß in den Supermarkt, Flat White in der Hand, Menschen aus aller Welt, die so tun, als wären sie schon immer in Bondi gewesen. Herkunft wird zur Fußnote, Akzent zum Smalltalk-Thema. Der Surf ist der große Gleichmacher. Man glaubte, das würde reichen.

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Der Terroranschlag vom 14. Dezember hat diese Annahme zerstört. Sechzehn Tote bei einem antisemitischen Angriff – ausgerechnet an einem Ort, der für Offenheit, Leichtigkeit und friedliches Nebeneinander stand. Bondi, das Sinnbild des entspannten Multikulturalismus, wurde zur Bühne für Hass. Für Australier war das ein Schock.

Australien versteht sich gern als gelungene Einwanderungsgesellschaft. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung hat familiäre Wurzeln im Ausland. Man ist stolz darauf – solange die Unterschiede nicht laut werden. Der unausgesprochene Gesellschaftsvertrag lautet: Leb, wie du willst, aber stör das Miteinander nicht. Politik, Religion und alte Konflikte sollen draußen bleiben.

Doch das funktioniert nur dort, wo Menschen sich tatsächlich begegnen. Während Viertel wie Bondi kulturell durchmischt sind, leben einige Stadtteile weitgehend nebeneinander statt miteinander. Besonders in den westlichen Vororten Sydneys konzentrieren sich Perspektivlosigkeit und das Gefühl, nie ganz dazuzugehören. Das ist kein neues Problem – aber eines, das lange unter australischer Gelassenheit begraben wurde.

Der Anschlag machte sichtbar, was viele nicht sehen wollten: Extremismus wächst nicht nur in Europa und Amerika, sondern auch mitten in der australischen Gesellschaft. Er entsteht dort, wo Zugehörigkeit versprochen, aber nicht eingelöst wird. Wo das Ideal des entspannten, erfolgreichen Australiers für manche unerreichbar bleibt.

Am Strand von Bondi liegen nun Blumen, handgeschriebene Zettel, Kerzen im Sand. Worte wie „Love“, „Peace“ und „Together“ stehen neben der Wut und der Angst. Australien trauert – und ringt mit sich selbst.

Der „Aussie way of life“ lebt von Harmonie. Nach Bondi stellt sich die Frage, ob das noch reicht.


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Hunderte von Menschen paddelten in Sydney, Australien, hinaus aufs Meer, um der Opfern zu gedenken, die beim Terroranschlag während einer Chanukka-Feier am Bondi Beach getötet wurden.

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