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Mein Freund Ambrosius (2)

Von tastifix Freitag 24.01.2025, 07:07

Wie Ihr ja schon wisst, haben Amselmann Ambrosius und ich einen besonderen Draht zueinander. Unser tägliches Treffen vor der Terrassentür oder auch im Garten genießen er und ich von ganzem Herzen. Ambrosius vielleicht noch ein wenig mehr, denn er sahnt jedesmal tüchtig ab. Noch lieber als Kuchenkrümel mag er gebröseltes Graubrot. Er stopft sich den Schnabel dermaßen voll, dass ich dann leider auf sein Dankeschön-Piep verzichten muss. Aber sein Blick verrät mir genug. Den Sicherheitsabstand von einem Meter hält er schon längst nicht mehr ein, sondern hüpft mir bis zu einem halben Meter Nähe entgegen und mustert mich minutenlang.

weinige Tage darauf geschieht etwas, was ich wohl nicht mehr vergessen werde, auch noch nie erlebt habe. Wir sitzen mit Freunden und Töchterschar auf der Terrasse. Zwei Meter entfernt hockt Ambrosius im Gras und beobachtet uns.
„Hallo, Ambrosius!"
Fix spendiere ich ihm ein paar Krümel. Ungeniert kommt Ambrosius noch näher und schnappt sich die Leckerei. Es schmeckt anscheinend vorzüglich, denn er macht keine Anstalten, danaxh seines Weges zu fliegen. Stattdessen hüpft er an den Stühlen vorbei auf die Terrassentür zu. Still sitzt er dort und guckt nur.

„Mama, sieh` mal, der Vogel ... !", sagt meine Älteste.
„Ach ja, darf ich vorstellen? Das ist Ambrosius. Der besucht mich jeden Tag!"
„Wie süüß, Mama!"
Kurz darauf:
„Mama, der ist aber vorwitzig ... "
Mit einem Kofnicken deutet sie zur geöffneten Tür. Wie auf Kommando folgen alle ihrem Blick. Ich stehe auf, gehe langsam aufs Haus zu und bleibe wie angewurzelt stehen. Auf den Fliesen in der Küche sitzt tief geduckt mein neugieriger Ambrosius und steht eindeutig unter Schock. In seinen Augen lese ich reine Panik. Ganz langsam und mit extrem ruhigen Bewegungen nähere ich mich ihm bis auf einen Meter. Wir blicken einander an, wohl mehrere Sekunden lang.

Es ist völlig still. Die Gesellscharft auf der Terrasse hält wie auch ich den Atem an.
´Im Moment ist Ambrosius nicht mehr allein für sich verantwortlich. Er ist in meinem Haus und ich habe jetzt, wenn möglich, zu verhindern, dass er Schaden nimmt!´
Noch immer bewegt Ambrosius sich nicht von der Stelle.
„Eine einzige falsche, vielleicht dann zu schnelle Bewegung und er rast vielleicht gegen einen der Schränke ... "
Welche Folgen dies dann für ihn nach sich ziehen könnte, will ich lieber nicht weiter überdenken.
Weiterhin noch sehen wir uns nur an. Irgendwie habe ich das Gefühl, dass seine Furcht allmählich nachlässt.
´Bilde ich es mir nur ein oder ist es tatsächlich so, dass er Vertrauen zu mir hat und einfach weiß, dass ich ihm nie etwas Böses antun würde?´
Auf einmal duckt er sich nicht länger, sondern sitzt aufrecht dort, guckt mich wieder etwas fröhlicher an, breitet die Flügel aus und flattert zwitschernd zurück in den Garten. Mir kommt es vor, als sei alles nur ein Traum gewesen.
´Den sehe ich heute nicht wieder!´, denke ich noch.

Eine halbe Stunde später jedoch ist Ambrosius fröhlich piepend zurück und hüpft munter durchs Gras, als ob nie etwas Aufregendes gewesen sei.

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