Single Weihnachten Part 2
Von
billyblue
Samstag 21.12.2024, 18:03
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billyblue
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Das Essen sollte natürlich zur Geltung kommen, also die beste Tischdecke heraussuchen und mit den dazu passenden Servietten dekorieren. Irgendwas fehlte noch, klar die Kerzen. Also diese auch noch dazu stellen und entzünden. Paul musste sich selbst loben, so festlich hatte es schon lange nicht mehr bei ihm ausgesehen. Er entkorkte eine Flasche Rotwein und schüttete den Inhalt in eine Karaffe. Mit Alkoholika war er ja bestens versorgt. Der Wein braucht ja eine gewisse Zeit um sein Boquete zu entfalten. Es war alles bereit, der Tisch festlich gedeckt, das Essen fertig, der Wein dekantiert, ein großes Rotweinglas wartete darauf gefüllt zu werden, aber halt, der „Baum“ fehlte noch. Paul stellte ihn auf den kleinen Tisch, so dass er ihn dauernd im Blick haben konnte. Darunter drapierte er alle Schachteln, sowohl das Smartphone als auch die Leeren. Noch ein prüfender Blick, ja so konnte es gehen.
Jetzt kam er zum Clou des heutigen Abends. Er nahm den großen Spiegel der Garderobe von der Wand und stellte ihn auf den Stuhl gegenüber seines Sitzplatzes. Es war alles gerichtet, sein Gast konnte kommen. Ihn hatte schon sehr lange niemand mehr besucht, besonders nicht zu Weihnachten. Zu dieser Zeit hatte er schon seit Jahren immer allein in seinem Zimmer gehockt, meist zu viel getrunken. Einsamkeit macht eben durstig. Mittlerweile war das Hähnchen gar. Er tranchierte es und trug es an den Tisch und setzte sich an die festliche Tafel. Sein Gast saß ihm auch schon gegenüber. Komisch, er hatte gar nicht gemerkt, dass dieser eingetreten war. Wahrscheinlich hatte der die Tür aufgelassen. Still, ohne etwas zu sagen, hatte er sich gemeinsam mit Paul gesetzt. Er hätte sein Zwillingsbruder sein können, so ähnlich sahen sie sich. Jede kleine Falte in seinem Gesicht hatte sein Gegenüber auch an der gleichen Stelle. Er schien Hellseher zu sein, selbst die Kleidung war identisch. Sie füllten sich gleichzeitig die Teller und aßen mit Genuss. Paul füllte beide Gläser, und sie prosteten sich zu. Eine einzige Sache störte ihn, es kam kein Gespräch zu Stande kam. Sein Gast schien Probleme mit den Stimmbändern zu haben, vielleicht war er stumm. Eigentlich störte das keinen von beiden. Allein, dass eine andere Person da war, erfüllte Paul mit großer innerer Wärme. Einsamkeit kann wirklich grausam sein. Heute war zum Glück alles anders. Das Essen hatte sehr gut geschmeckt, der Wein hatte ein volles Aroma entfaltet. So könnte es immer sein, er war voll und ganz zufrieden. Für einen Augenblick blieben sie noch sitzen, schauten sich in die Augen, was für ein schönes Weihnachtsfest. Da sonst niemand zum Abräumen des Geschirrs da war, stand Paul auf um es selbst zu machen, seinem Gast konnte er es ja nicht zumuten. Beim Gang in die Küche, streifte er den Stuhl seines Gastes. Plötzlich war sein Zwillingbruder weg, er verschwand wie er gekommen war, still und unauffällig. Komisch, eine Hähnchenhälfte war noch vorhanden obwohl doch Zwei gegessen wurden. An die wunderbare Hähnchenvermehrung konnte er nicht glauben. So etwas ähnliches sollte es aber vor 2.000 Jahren gegeben haben und noch vieles mehr.
Jetzt ging es an die Bescherung. Paul war schon ganz gespannt, was der Weihnachtsmann ihm unter seinen Baum gelegt hatte. Er schüttelte die Päckchen und bei einem hörte er ein Klappern, dieses öffnete er als erstes. Es konnte ihm gar nicht schnell genug gehen mit dem Entfernen der Verpackung, so gespannt war er. Er stieß einen Schrei der Überraschung aus, ein Smartphone. Dieses hatte er sich schon die ganze Zeit gewünscht. Der Weihnachtsmann meinte es wirklich gut mit ihm. Die restlichen Geschenke würde er später öffnen. Was sollte er jetzt machen nachdem sein Gast gegangen war? Vielleicht online ins Forum gehen? Er startete seinen Pc. Viel Hoffnung auf Gesellschaft hatte er nicht, wer ist denn Weihnachten online? Da sitzt man doch im Kreise seiner Familie zusammen. Erstaunt nahm er wahr, dass über 20 Chatpartner vorhanden waren. Er wurde mit einem Hallo begrüßt, noch einer, der nicht alleine in seiner Wohnung sitzen wollte. Es entwickelte sich ein abwechslungsreicher Chat. Man prostete sich zu und es wurde sich über Gott und die Welt unterhalten. Heute kam Paul die Unterhaltung viel intensiver vor als sonst. Irgendwann musste dann aber mal Schluss sein. Gegen 2 Uhr waren auch die Letzten müde und beschwipst. Man verabschiedete sich, nicht ohne sich Fröhliche Weihnachten zu wünschen. Paul fuhr den Pc herunter Nach einer Katzenwäsche lag er glücklich und restlos zufrieden im Bett. Er war mit sich selbst einig, so ein schönes Fest hatte er schon seit Jahren nicht mehr gehabt.
Fröhliche Weihnachten an alle, die es hören wollen oder nicht.