Ich bin Rambo Teil 4
Von
comanchemoon
Donnerstag 26.10.2023, 13:58
Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten
Von
comanchemoon
Donnerstag 26.10.2023, 13:58
Du möchtest die Antworten lesen und mitdiskutieren? Tritt erst der Gruppe bei. Gruppe beitreten
Ich erinnere mich, dass mich in meiner Welpenzeit Wäschestücke geradezu in Ekstase versetzten – gewaschene aber auch ungewaschene. Wo immer ich Wäsche erwischte, schleppte ich sie durch die Gegend.
Einmal erwischte ich eine Unterhose von Heinrich – ungewaschen natürlich. Die roch wunderbar – Hunde lieben Aas. Mit meiner Beute und flatternden Ohren rannte ich in den Garten, kletterte durch eine nur mir bekannte Lücke im Zaun und quirlte mit fröhlichem: „Wäff, wäff!“ über die Straße. Dort kam mir eine Mutter mit einem Mädchen entgegen, das hauptsächlich aus einer roten Baseballkappe zu bestehen schien. Außerdem aß das Kind ein Würstchen. Vielleicht konnte ich es zum Tausch überreden. Ich ließ mein Prunkstück vor die Füße des Mädchens fallen und hechelte es erwartungsvoll an.
Schon kam Heinrich angelaufen und wollte nach seiner Unterhose schnappen. Aber das Kind war schneller und hob in Windeseile das auf, was die Pelzlosen sonst dezent verborgen unter der Oberbekleidung trugen. Es drehte sich zu seiner Mutter um, schwenkte seinen Fund und sagte: „Sieh mal, was der Onkel verloren hat!“
Das nun folgende erinnerte an einen Slapstick aus einer Comedyserie, jedenfalls sagte Heinrich das später. Aus den unartikulierten Lauten konnte ich Wortfetzen wie „Polizei“, Entschuldigung“, „Hundebaby“, „Seltsame Vorlieben“ und „Nein, ich bin kein Triebtäter“ aufschnappen.
Schließlich quetschte mich Heinrich trotz entrüstetem Quieken und Zappeln unter seinen Arm und trug mich zurück ins Haus. Die Farbe seines Gesichts erinnerte dabei an überreife Himbeeren.
Meine pelzlose Familie sah sich nun veranlasst, den Zaun zu reparieren. Dabei übersahen sie aber das Drahtgebilde auf der anderen Seite des Gartens. Das ließ sich prima durchbeißen und dann konnte ich ungehindert in einem fremden Garten herumstromern. Anschließend zog ich irgendetwas vor dieses Loch, damit sie es nicht entdeckten und mir den Spaß verdarben. Eines Tages hatte der freundliche Nachbar das wohl doch gesehen, denn er sprach Heinrich an: „ Ich glaube, Ihr Hund geht ab und zu in meinem Garten spazieren!“
„Wie soll das denn möglich sein?“
Als Antwort auf die Borniertheit der Frage zeigte der Nachbar auf das Loch im Zaun und hielt den Blick dann auf Heinrich gerichtet, still und erwartungsvoll.
Der durchlief offensichtlich eine ganze Skala der Pein bevor er eilfertig säuselte: „Oh, das ist mir aber unangenehm. Selbstverständlich repariere ich das sofort.“
Der Nachbar war aber gar nicht so böse und lachte: „Ich habe das gar nicht so schnell bemerkt. Gewundert habe ich mich zunächst über die zertrampelten Erdbeerbeete. Weil es oft regnete, konnte ich die Spuren nicht genau erkennen und dachte immer nur ‚Donnerwetter, so große Kaninchen’. Einen Haufen hat er auch ab und zu mal gesetzt, was ich auf meine Katzen schob, obwohl mir die Größe schon ziemlich monströs vorkam. Aber ich dachte nicht weiter darüber nach, bis mein Freund von der anderen Seite mich fragte, ob ich wieder einen Hund hätte. So bin ich dann darauf gekommen.“
Also flickte Heinrich den Maschendrahtzaun mit Tims Hilfe und außerdem setzten sie noch einen zusätzlichen höheren Zaun auf dem Grundstück zum Vorgarten. Irgendwie hatten sie mitbekommen, dass ich auch bei jeder passenden Gelegenheit im Ort spazieren ging. Obwohl ich damals noch halbwüchsig war, hatten die Leute trotzdem Angst vor mir, was ich gar nicht verstehen konnte. Das Tor vom Hof zur Straße bekam übrigens auch einen Extrariegel, weil Mona Marie bemerkt hatte, dass ich den Knauf ins Maul nahm und mit einer Rechtsdrehung das Tor öffnen konnte. Gemeinheit!