Teppichfransen (9)

Hundekinder wissen sich bestens auch allein zu beschäftigen. Meines klaute mit Vorliebe Socken (waren in allen Ecken und erst vor allem unter den Betten zu finden). Auch Schuhe gaben ein prima Spielzeug ab. Nur, mehr als verstecken oder sie genießerisch als Beißring zu missbrauchen, ging nicht. Denn selbst für Knödelchens Patschpfoten waren die mindestens drei Nummern zu riesig. Außerdem: Was sollte Baby denn mit Frauchens Stöckelschuhen??

Viel erfolgversprechender war da das Teppichfransen-rauszieh-Spiel. Die Regeln waren simpel: Knödelchen legte sich gemütlich ans Teppichende, lugte vorsichtshalber noch herum, ob wohl babySchimpfe zu erwarten wäre, aber augenblicklich wohl niemand in der Nähe. Munter nahm er die erste Franse ins Maul und zupfte prüfend an ihr, ob sich damit etwas anstellen ließ. Toll, das Ding wurde ja länger! Ob die zweite genauso mitspielen würde? Auch sie gab dem Zerren nach. Aufgekratzt setzte Hund seine ganze Kraft ein. So klein er ja noch war, so stark jedoch schon. Mit seinen scharfen Milchzähnchen trennte er daraufhin sorgfältig eine Franse nach der anderen ab. Stolz wie Oskar: Was war er doch tüchtig! Ob sein menschliches Restrudel genauso darüber denken und seine Freude teilen würde? Zu seinem Pech teilte ich sie auf meine Weise! Als ich entsetzt die Bescherung entdeckte, erntete er tatsächlich etwas Schimpfe.