Hin und her

Artikel Zeit Magazin Nr. 39 Lexikon der Liebe
Hin und her

Ruppert* : Vor einem Monat hat Patricia ihre Sachen abgeholt ; drei Koffer und ein paar Taschen. Alles passte in einen Kleinwagen. Wir hatten uns im Frühjahr 2016 durch Tinder kennen gelernt. Pat wohnte in Wien. Ich lebe in einem Haus auf dem Land, in der Steiermark. Ich war von Anfang an ehrlich, dass ich hier nicht wegkann, ich bin selbständig, vermiete eine Ferienwohnung und einen Büroplatz. Pat meinte immer, sie könne sich viel vorstellen, aber konkret wurde sie nicht. Die Österreicher und der Konjunktiv, das ist so eine Sache.
Vier Jahre haben wir uns jede Woche gesehen. Sie kam raus zu mir, denn ich habe einen großen Hund, den sie sofort in ihr Herz schloss, aber mit einem Hund kann man nicht gut reisen. Ich wollte nie eine Wochenendbeziehung und sie wahrscheinlich nie weg aus Wien, wo ihre Arbeit, ihre Freunde waren. Oft gab es deswegen Meinungsverschiedenheiten.
Während des ersten Lockdowns 2020 schlossen wir uns von Mitte März bis Ende April zu einer Lockdown-Wohngemeinschaft zusammen. Sie brachte noch eine Freundin und deren Tochter mit.
Die Ferienwohnung war auch belegt, und so waren hier fünf Frauen und ich. Es kam zu Konflikten. Zumindest beim Abendessen wollte ich auch mal Ruhe. Mir war vieles zu eng. Pat kümmerte sich viel um die Kleine, und ich kämpfte um ihre Aufmerksamkeit und Anerkennung. Nach einem Sommer, der gemeinsam nicht gelingen wollte, schickte ich sie erst weg und holte sie dann wieder zurück. Bis sie dann entschied, endgültig zu gehen.
Jetzt ist sie nicht mehr da. und ich merke, wie sie mir an allen Ecken und Enden fehlt. In einer Blumenwiese sieht man die einzelnen blühenden Blumen oft nicht. Inzwischen hat sie einen neuen Mann in ihrem Leben, ist frisch verliebt. Ich bin jetzt unendlich traurig. Ich sehne mich nach ihr. Es ist Liebe auf den letzten Blick.