Was es bedeutet, Politik zu machen.
Von
Grunewaldturm
Samstag 12.10.2024, 10:25
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Grunewaldturm
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Schon mehr als 20 Jahre bevor ich Mitglied der SPD wurde, besaß ich das Buch Zivilcourage von John F. Kennedy und lernte daraus, welchen unterschiedlichen Faktoren Politiker ausgesetzt werden und wie schwierig es ist, ihre persönlichen Wertvorstellungen in konstruktiver Politik umzusetzen. Als Mitglied meiner Partei wurde mir klar, dass ich nicht jene charakterlichen Eigenschaften besitze, um den Anforderungen an einen Politiker gerecht zu werden.
Nur, wer den Menschen sagt, was sie hören wollen, bekommt ihre Stimme. Nur wer ausreichend Stimmen bekommt, die Möglichkeit, seine eigenen Wertvorstellungen umzusetzen.
Jene, die sich nicht bemüßigt fühlen, sich politisch zu bilden und deswegen zu Vorurteilen neigen, halten diese Menschen für Lügner und fühlen sich von der Politik belogen.
Die mit einer dezidierten politischen Ansicht haben die Fähigkeit, Politiker bei ihren Reden und Handlungen korrekt zu beurteilen. Sie können zum Beispiel erkennen, welche Person ein Schaumschläger und wer ein Macher ist.
Mich haben in meiner langen Zeit der Politikbeobachtung viele Personen begleitet, die mich beeinflussten und von deren Verhalten ich lernen konnte.
Es waren nicht nur SPD-Mitglieder, die ihre Kraft und ihr Können für unser Volk einbrachten, die mich beeindruckten. Es waren auch viele Protagonisten aus anderen Parteien unserer politischen Landschaft, die in mir einen bleibenden Eindruck hinterlassen haben.
Es würde zu weit führen, sie alle aufzuzählen, deswegen begnüge ich mich mit denen, die bei mir den höchsten Rang besitzen.
Da wäre zuerst Kurt Schumacher, Annemarie Renger und natürlich Willy Brandt, den ich persönlich kennenlernen und oft Gespräche mit ihm führen durfte, als er noch regierender Bürgermeister von Berlin war.
Diese drei Personen haben meine politische Entwicklung maßgeblich beeinflusst. Kurt Schumacher, der nach dem Zweiten Weltkrieg eine führende Rolle in der SPD spielte, stand für einen entschiedenen Antikommunismus und für die Wiederherstellung der deutschen Souveränität. Seine starke Persönlichkeit und sein Engagement für die sozialdemokratischen Werte haben mir gezeigt, wie wichtig es ist, für seine Überzeugungen einzustehen und sich gegen totalitäre Systeme zu wenden.
Annemarie Renger, eine der ersten Frauen in führenden Positionen der SPD, hat durch ihr Wirken für die Gleichberechtigung der Geschlechter und ihre Arbeit in der Kommunalpolitik verdeutlicht, wie Politik das tägliche Leben der Menschen verbessern kann. Ihre Haltung und ihr Einsatz haben mir die Bedeutung der sozialen Gerechtigkeit und die Notwendigkeit einer aktiven Beteiligung von Frauen in der Politik vor Augen geführt.
Willy Brandt, der als Bundeskanzler der sozialliberalen Koalition in den 1970er Jahren bekannt wurde, hat mit seiner Ostpolitik und seinem Engagement für die Menschenrechte und die Entspannung im Kalten Krieg gezeigt, wie Politik dazu beitragen kann, internationale Konflikte zu überwinden und uns dem Frieden näherzubringen.
Helmut Schmidt diente von 1974 bis 1982 als Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Schon als Hamburger Innensenator bewies er 1962 bei der Sturmflut seine herausragenden Führungsqualitäten. In seiner Amtszeit als Bundeskanzler wurde er bis an die Grenzen seiner Belastbarkeit mit Problemen überhäuft, sodass er fast daran zerbrochen wäre.
Regine Hildebrand, SPD, war eine Politikerin der Nachwendezeit, bekannt für ihre Arbeit in verschiedenen politischen Positionen, aber vor allem für ihre unbedingte Standfestigkeit, wenn es um ihre politischen Überzeugungen, und ihren Einsatz für die Sache ging.
Walter Scheel war ein Politiker der FDP. Er diente von 1974 bis 1979 als Bundespräsident und brachte unserem Land, mit seiner menschenfreundlichen Art viel Sympathie in der Welt ein.
Herbert Wehner, ein führender Politiker der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands, war bekannt für seine pragmatische und manchmal kompromisslose Herangehensweise an politische Fragen. Er gilt als einer der Architekten der Ostpolitik unter Bundeskanzler Willy Brandt, der darauf abzielte, die Beziehungen zwischen der Bundesrepublik Deutschland und den osteuropäischen Staaten zu verbessern. Allerdings wurde Wehner auch für seine autoritäre Führungsweise und seine Bereitschaft, politische Gegner mit harten Bandagen zu bekämpfen, kritisiert. Ein negatives Beispiel für sein Verhalten sind die sogenannten "Wehner-Doktrin", die vorsahen, die SPD-Fraktion im Bundestag zu disziplinieren und abweichende Meinungen zu unterdrücken. Dies wurde als Einschränkung der innerparteilichen Demokratie beanstandet.
Hans-Dietrich Genscher, der langjährige Außenminister der Bundesrepublik Deutschland und Vorsitzender der FDP, war bekannt für seine diplomatischen Fähigkeiten und sein Engagement für die deutsche Wiedervereinigung. Dennoch wurde Genscher auch für seine Rolle in der sogenannten "Flick-Affäre" kritisiert, einem Korruptionsskandal, der in den 1980er Jahren die deutsche Politik erschütterte. Obwohl Genscher selbst nicht direkt in illegale Handlungen verwickelt war, wurde er dafür angegriffen, dass er zu lange zögerte, sich von den Beteiligten zu distanzieren und die notwendigen Konsequenzen zu ziehen. Dies schadete seinem Ruf und dem Ansehen der FDP.
Beide Politiker haben trotz ihrer negativen Beispiele bedeutende Beiträge zur deutschen Politik geleistet, aber ihre Handlungen dienen auch als Mahnung, wie man sich in der Politik nicht verhalten sollte.
Cem Özdemir und Kevin Kühnert sind zwei Politiker, die in Deutschland für ihre Integrität und ihren engagierten Einsatz in der Politik bekannt sind. Cem Özdemir, der Landwirtschaftsminister der Grünen, hat sich durch seine langjährige politische Karriere und sein Engagement für Umwelt- und Menschenrechte einen Namen gemacht. Kevin Kühnert, der bis vor kurzem als Parteisekretär der SPD fungierte, hat sich durch seine progressiven Ansichten und seine Arbeit für soziale Gerechtigkeit und Generationengerechtigkeit profiliert.
Beide Politiker genießen in der Öffentlichkeit einen hohen Grad an Vertrauen und Respekt, was auf ihre transparente und authentische Art der Politikführung zurückzuführen ist. Ihre Fähigkeit, sich für ihre Überzeugungen einzusetzen und gleichzeitig einen Dialog mit der Bevölkerung zu führen, hat ihnen eine breite Anhängerschaft verschafft.
Für mich verdienen sie die größte Hochachtung unseres Volkes.
Wenn mehr Politiker die Integrität und den Charakter von Cem Özdemir und Kevin Kühnert hätten, könnte dies dazu beitragen, das Vertrauen der Bürger in die Politik zu stärken und das Gefühl, von der Politik belogen zu werden, zu reduzieren.
Damit möchte ich deutlich machen, wer heute in der Politik für mich die Qualifikationen besitzt, um für uns in verantwortlicher Position eine Regierung zu führen.
Ich betone, dass die Beteiligung und das Verhalten von Menschen in der Regierung sekundär sind, solange die Bürger des Landes sich nicht ihrer eigenen Verantwortung bewusst und stattdessen mit Vorurteilen belastet sind, anstatt sich politisch zu bilden um am Prozess zur Erhaltung der Demokratie teilnehmen zu können.
Ich akzeptiere das Recht der Bürger, sich zu beschweren und zu behaupten, angelogen zu werden, wenn das den Tatsachen entspricht. Sehe es aber als Schande und Verantwortungslosigkeit an, wenn es unbewiesene Behauptungen sind.