Hommage an Walter Plathe

Gestern Abend konnte ich einen besonderen Fernsehabend erleben. Da wurde mir fast 2 Stunden lang der ehemalige DDR Schauspieler Walter Plathe mit all seinen fantastischen Fähigkeiten präsentiert. Ich erfuhr etwas über sein Leben mit seiner Mutter im Ostteil der Berliner Ackerstraße und konnte dabei feststellen wie ähnlich wir beide uns sind.
So etwas hatte ich in meinem ganzen Leben noch nicht erlebt. In dieser kurzen Zeit hatte ich das Gefühl meinen Bruder gefunden zu haben. Einen Bruder, den ich nie hatte aber immer gerne gehabt hätte. Ich konnte feststellen, dass er mir charakterlich so nahe steht das es mir fast das Herz zerriss.
Der Kulminationspunkt zwischen uns beiden sind unsere Mütter. Leider war meine das genaue Gegenteil von seiner. Und so bin ich davon überzeugt, dass er ein ganz anderer Mensch hätte werden müssen, wäre er damals bei „meiner Mutter“ aufgewachsen.
Er ist ein großartiger Rezitator und deswegen das von ihm gestern vorgetragene Gedicht von Kurt Tucholsky – Mutterns Hände –.
Hast uns Stulln jeschnitten
un Kaffe jekocht
un de Töppe rübajeschohm -
un jewischt und jenäht
un jemacht und jedreht...
alles mit deine Hände.

Hast de Milch zujedeckt,
uns Bobongs zujesteckt
un Zeitungen ausjetragn -
hast die Hemden jezählt
und Kartoffeln jeschält...
alles mit deine Hände.
Hast uns manches Mal
bei jroßem Schkandal
auch'n Katzenkopp jejeben.
Hast uns hochjebracht.
Wir wahn Sticker acht
sechse sind noch am Leben...
alles mit deine Hände.

Heiß warn se un kalt
Nu sind se alt
nu bist du bald am Ende.
Da stehn wa nu hier,
und denn komm wir bei dir
und streicheln deine Hände.

Für die Leute, denen das berlinerische nicht so ins Ohr geht.

Hast uns Brote geschnitten
und Kaffee gekocht
und die Töpfe rübergeschoben -
und gewischt und genäht
und gemacht und gedreht...
alles mit deinen Händen.

Hast die Milch zugedeckt,
uns Bonbons zugesteckt
und Zeitungen ausgetragen
hast die Hemden gezählt
und Kartoffeln geschält...
alles mit deinen Händen.

Hast uns manches Mal
bei großem Skandal
auch einen Klaps gegeben.
Hast uns hochgebracht.
Wir waren acht
sechse sind noch am Leben...
alles mit deinen Händen.

Heiß waren sie und kalt
Nun sind sie alt
nun bist du bald am Ende.
Da stehen wir nun hier,
und dann kommen wir zu dir
und streicheln deine Hände.