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Günter Grass: Im Krebsgang


Am 7. Mai traf sich das Feierabend-Lese-Team. Diesmal tauschten Brigitte und Siegmar, Ingelinde und Arno sowie Heide und etwas verspätet auch Hagen ihre Gedanken zu Günter Grass Novelle Im Krebsgang aus. Grass wandelt hier auf dramatischen Geschichtspfaden, lässt seine Leser mit emotionaler Wucht den Untergang der Wilhelm Gustloff wenige Tage vor Kriegsende am 30. Januar 1945 miterleben. Rezensenten des Buches die Novelle erschien 2002 im Göttinger Steidl-Verlag - würdigen, dass der Nobelpreisträger Grass ein lange Zeit tabuisiertes Thema aufgreift: Das Leid der ostpreußischen Flüchtlinge am Ende des Zweiten Weltkrieges. Kommentator Dieter Wunderlich schreibt dazu 2004: Im Mittelpunkt (des Buches) steht die Versenkung der mit Tausenden von Mastrosen, Marinehelferinnen und Flüchtlingen überladenen Wilhelm Gustloff vor der Küste Pommerns. Günter Grass verknüpft das Schicksal von drei authentischen Personen mit dem Schicksal einer fiktiven Familie. Es handelt sich um den Nationalsozialisten Wilhelm Gustloff, seinen jüdischen Mörder David Frankfurter und den sowjetischen U-Boot-Kommandanten Alexander Marinesko, der die Wilhelm Gustloff torpedierte. Fiktiv sind Ursula Pokriefke, ihr Sohn Paul und dessen Sohn Konrad.

Ausgerechnet am 30. Januar 1945, als Wilhelm Gustloff seinen fünfzigsten Geburtstag gefeiert hätte, wird das nach ihm benannte Schiff versenkt. Unmittelbar vor dem Untergang hören die Menschen an Bord noch die Rundfunkübertragung zum zwölften Jahrestag der Machtergreifung Hitlers und in den letzten Stunden des Tages wird der Ich-Erzähler Paul Pokriefke von einer Überlebenden der Schiffskatastrophe geboren. Siebzehn Jahre alt sind David Frankfurter, als er Wilhelm Gustloff erschießt, Tulla Pokriefke beim Untergang der Wilhelm Gustloff und Konrad Pokriefke bei der Ermordnung von Wolfgang Stremplin. Ins Auge springend ist auch die Symmetrie der beiden Morde: 1936 stirbt der Nationalsozialist Wilhelm Gustloff durch vier Schüsse des Juden David Frankfurter; ebenfalls mit vier Schüssen tötet Konrad alias Wilhelm 1997 den vermeintlichen Juden David alias Wolfgang.

Während viele Rezensenten die Novelle bekrittelten, wertet Wunderlich das Grass-Buch als überaus fesselnd und gedanklich funkelnd.

Die Feierabend-Lesegruppe sah sich durch diese Novelle einheitlich bereichert, dem grausamen Kriegsgeschehen nähergerückt, ebenso der Sinnlosigkeit der Tat des U-Boot-Schützen und des Krieges überhaupt. cc Beeindruckend die bildhafte Sprache, die in unterschiedlicher Erzählebene daher kommt, die gekonnte Verknüpfung verschiedener Handlungsstränge. Ein Buch, das den Leser nachdenklich entlässt.

© nomoko

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