Disse Gör un disse Smaak Teil 1 Übersetzung

DIESER GERUCH UND DIESER GESCHMACK!

Gediegen ist das. Da hast du auf einmal einen Geruch in der Nase oder probierst etwas, und deine Zunge sagt dir: Dieser Geruch oder jener Geschmack ist ganz alt. Den kennst du doch. Aber woher? Und auf einmal fällt dir das ein: Bei unserem Kaufmann gab das ein Dösjen Käse als Probe. Zu Hause musste erst die Nase herhalten und die sagt mir schon im Voraus: Hast du schon mal gekannt. Und meine Zunge redet das gleiche Lied. Jetzt habe ich es auch, das ist doch… Ich sehe mich als kleines Schulmädchen in der Schule sitzen. Dünne, lange Zöpfe hängen mir über die Schultern. Die Schleife habe ich längst in den Tornister geknuddelt. Die Schürze ist schon lange nicht mehr sauber. Zweites Schuljahr ist es. Sieh, da sitzt ja auch Renate, meine liebste Freundin. Mit der soll ich nicht umgehen. Ihre Familie sind Flüchtlinge. Renate kennt Wörter, die habe ich sonst noch nie gehört. Meine Eltern waren entgeistert, als ich damit nach Hause kam. Ich fand das prima. Renate war ebenso unbedacht wie ich. Wie gern saßen wir im höchsten Birnbaum!
Noch ein Häppjen Käse.
Ach du liebe Zeit, jetzt sehe ich auch „Tante Klinkenberg“, unsere Lehrerin. Wir sollten Fräulein Klinkenberg und Sie zu ihr sagen. Aber das wollte nicht in unsere kleinen Köpfe. Und jetzt denke ich an Reiner. Keiner wollte was mit ihm zu tun haben. Er hatte einen verkrüppelten Arm und lief schief. Das kam von einer Kinderlähmung. Aber sein Kopf war heile geblieben. Er konnte rechnen, wie sonst keiner. Und wenn er durfte, half er gern. Bei mir durfte er immer. Ich hatte mit Zahlen nicht viel im Sinn.

Ach ja – und dann der Eine, der mir hoch im Kopfe saß. Ich sehe mich an seiner Hand laufen bei einem Ausflug. Oh, wie mochte ich ihn gern leiden! Dieter Wildhagen hieß er. Er hatte dunkelbraune Augen und pechschwarzes Haar. Er ärgerte sich über seine Kameraden, die ihn auslachten, weil er mit einem Mädchen ging.
Und jetzt muss ich nachdenken, wie das weiterging…