Mit Seidenberg durch die Linienstrasse
Heute, am 28.05.2015, war für uns FAler wieder ein Lerntag - ein Ausflug mit unserem Seidenberg/Eberhard in die Geschichte unserer Stadt. Und zwar in die knapp 2 km lange Linienstrasse im Ortsteil Mitte im ehemaligen Scheunenviertel auch Spandauer Vorstadt genannt. 1705 als Circumvallationslinie (daher ihr Name, der besteht seit 1821) für die spätere Zollmauer angelegt. Ernst Kossak schrieb einst 1851: es gibt nichts den Menschen Verstimmenderes als eine große lange und - arme Strasse. Eine solche ist im 19. Jahrhundert die Linienstrasse.
Treffpunkt war die Volksbühne am Rosa-Luxemburg-Platz.
Schriftsteller Julius von Voß (z.B. Stralower Fischzug) war hier zu Hause genau wie die Widerstandskämpferin gegen das NS Regime Margarete Kaufmann (Nr. 154a). Sozialreformerin und Schriftstellerin Lina Morgenstern (Pfennigverein für arme Schulkinder) hatte hier ihre Suppenküche. Die Linienstrasse kommt in A. Döblins: Berlin Alexanderplatz vor, in Brachvogels: Wilhelm Friedemann, in Fritz Mauthners: der neue Ahasver, wie auch bei Fontane in: der Stechlin.
Das israelitische Krankenheim, 1884 errichtet nach dem Vorbild italienischer Renaissancepalazzi als Privatfrauenklinik, der von C.Holzmeister expressionistisch geprägte Saalbau der katholische Pfarrkirche St. Albert von 1932 ( unter der roten Armee als Pferdestall genutzt) mit Holzkreuz, welches für den Film der Rebell als Kulisse diente, das königliche Leihamt von 1847, einziges erhaltene königliche Leihamt Berlins, 1784 gegründet in Ziegelarchitektur, war direkt an der Akzisemauer gelegen, die Stettiner Feuerwache, die älteste im Dienst befindliche Feuerwache im deutschsprachigem Raum seit 1851 der Gewerbehof Nr. 155 mit Schornstein und Kesselhaus und die Volkshochschule Berlin-Mitte heute Sitz vom Kleinen Theater Berlin-Mitte3 sowie der Alte Garnisonsfriedhof , eines der ältesten Begräbnisstätten Berlins um 1706 gegründet.
Viele Zeugnisse der Eisengusskunst aus der 1. Hälfte des 19. Jahrhunderts sieht man hier (Brauchitsch). Aber auch Markantes aus der Sepulkralarchitektur der Romantik (Friedrich de la Motte Fouqué), Neugotik (Tabernakel, Fiale bei D.F.G. Teichert) und Jugendstil (trauernde Gestalt Grabstätte Malcomess) findet man. Schinkel gestaltete das Grab von C.F. von Holtzendorff . Hier liegen viele Persönlichkeiten der Preußischen Militärgeschichte (von Lützow, er hat das einzige noch umzäunte Grab), Knesebeck, Tippelskirch nur um einige zu nennen), Franz von Barfuß hat das älteste erhaltene Grab (1796) und Tippelskirch das einigste Zinkgussgrabmal (1840), stehen unter Denkmalschutz.
Wir beschauten alles was sich uns bot mit Neugier und Wissensdrang. Eberhard versuchte alle uns auf der Seele liegenden Fragen zu beantworten.
Ausklingen ließen wir den Tag im Rosmarin in der Oranienburger Strasse, um dann anschließen gesättigt unsere Heimfahrten anzutreten.
Autor
Gundimint (Gudrun)
28.05.2015
Hier geht es zu den Fotos von Gundimint und Mallorca
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