Neu hier? Lies hier über unser Motto gemeinsam statt einsam.
Mitglied werden einloggen




Passwort vergessen?

Für Gestaltung und Inhalt dieser Regionalseiten sind ausschließlich die jeweiligen Regionalbotschafter verantwortlich. Die von den Regionalbotschaftern eingegebenen und heraufgeladenen Inhalte unterliegen grundsätzlich weder einer Kontrolle durch Feierabend, noch nimmt Feierabend hierauf Einfluss. Hiervon ausgenommen sind werbliche Einblendungen und Beiträge die von Feierabend direkt eingestellt wurden und als solche gekennzeichnet sind.
14.07.16

Mit Eberhard zur Mottenburg.

Ja, die Motten. Meine ersten Erinnerungen sind: Meinen Vater im Morgengrauen zum Zug
bringen...weil er wieder einmal in die Klinik musste. In der der ersten Klasse saß ich
alleine auf der Schulbank, weil, was ich erst später erfuhr und begriff, die Eltern ihren Kindern
verboten hatten, mir zu nahe zu kommen. Mein Vater hatte aus dem Kessel von Demjansk 1942
die TB (freundlich: Motten) mitgebracht. Allerdings nicht die „offene“ LungenTB, sondern
die nichtansteckende Nieren/Drüsen TB. Aber auch das musste ich dann erst alles noch lernen.

Beelitz. So schön war das Krankenhaus auch, in dem mein Vater dann war, später abgebrochen für
einen häßlichen Neubau, mangels Kranker auch abgebrochen und heute Luxushotel.

Wie muss sich wohl ein Arbeiter gefühlt haben, dessen Familie „trockenwohnte“*
und der sich plötzlich in ein Schloß versetzt sah. Natürlich sagte ihm man nicht, dass diese
„Wohltat“ des Kaisers von ihm selbst über die Bismarcksche Sozialversicherung bezahlt worden
war und der 2. Willi an gesunden Soldaten für Deutschlands Zukunft auf dem Meer (Facebook: Meinten Sie „Mehr“?) interessiert war. Ob es schöner war, an der Werkbank als in Verdun
gesundheitlich ruiniert zu werden? Oder beides? Held der Arbeit, und/oder Kriegsheld?

Eberhard zeigt auf ein unscheinbares, aber sehr hübsches, Häuschen: Pförtnerhaus, Luxustoilette oder Kiosk? Alles falsch: Zugang und Entlüftung des Heizungstunnelsystems. Eberhard erläutert: Um die maximal sauberste Luft zu erhalten, wurde ein Fernheizungssystem installiert, das natürlich
Zugang und Belüftung benötigte. Jetzt sehen wir auf einmal überall die Häuschen...

Längs einer „Russenmauer“ geht es weiter. Es folgt eine restaurierte Zone. Eine Reha-Klinik.
Der Speisesaal ist besser als das Essen. Aber wir haben einen gemeinsamen Tisch und schöne
Gespräche. Ich fühle mich getrieben, Eberhard zu beichten, dass ich Thomas Manns „Zauberberg“
nie zu Ende gelesen habe. Beelitz, das Davos des kleinen Mannes. An der Front werden sie
dann doch gleich: Der reiche Hans Castorp verschwindet ebenso im Trommelfeuer der WKI Westfront, wie die Beelitzgeheilten.

Erinnerungstafeln an Prominente finden sich nicht. Adolf Hitler und Erich Honecker z.B. waren hier.

Wenn man das nicht, wie ich, über die Hälfte seines Lebens Live erlebt hat, kann man sich nicht vorstellen, was Liegekur bedeutet, wenn wir vor den Resten der Hallen stehen.
6 Stunden zu Liegen ist eine enorme Belastung...für Alle!

Durch die frühen Bauten im englischen Touch treffen wir auf den Chirurgie“neu“bau in expressionistischem Architekturstil (vergl. Bahnhof Wannsee z.B.). Mit OP Räumen in Gewächshausbauweise. Licht, Luft … Sonne.

Der Photograph ist phrustriert...überall Bauzäune. Nun gibt es zwar ein „rote Augen Löschprogramm“ aber noch keins für Bauzäune, Mist!

Entschädigung erfolgt durch den Baumkronenpfad. 20 m über den Beelitzer Alpen schreiten wir
dahin...Mallorca/Anne fällt vor Begeisterung über die vielen Baumarten („Was ist das denn jetzt?) fast
in Ohnmacht... Und am Horizont der Alexanderturm.

Unter und über die Trümmer des „Alpenhauses“ ist in dessen ehemaligem Dachgeschoss ein Wald
herangewachsen. Alpenhaus...in der flachen Berliner Landschaft waren die aus Baustellenaushub entstehenden Hügel natürlich so bemerkenswert das sie zu Alpen mutierten, das darin liegende Servicegebäude wurde folgerichtig „Alpenhaus“ benannt. Und sah den letzten deutschen Sieg im
im WKII über die Rote Armee.

Die 12. Armee „Wenck“ sollte den Berliner Kessel öffnen. General Wenck war aber einsichtig genug, das für Wahnsinn zu halten. Allerdings kämpfte seine Armee lange genug, um möglichst vielen
Flüchtlingen die Möglichkeit zu geben, die amerikanischen Linien zu erreichen

*Trockenwohnen: Um die Jahrhundertwende hatte Berlin bekanntermaßen eine Bauboom. Da Wohnungen, die fertiggestellt waren, mindestens 3 Monate zum Austrocknen benötigten, zogen Arbeiter zwangsweise in diesen dann billigen Wohnraum. Ein Traumnährboden für TB!

Hier könnt ihr euch Bilder ansehen von
Kraeuterfels
Gundimint

14.07.2016

Autor: Kraeuterfels

Blauer Strich

Artikel Teilen

 

Artikel bewerten
4 Sterne (7 Bewertungen)

Nutze die Sterne, um eine Bewertung abzugeben:


3 3 Artikel kommentieren
Regional > Berlin-Mitte > Wanderungen > 2016 - Wandern > Wanderung - Beelitzer Heilstätten