Frühling an der Costa Blanca

In die Zeit unseres Besuches in El Vergel (Nähe Denia, in der Marina Alta) fiel ein Feiertag, der nur in der Stadt Valencia und den umliegenden Orten der Costa Blanca, als solcher begangen wird.
Der Tag des heiligen Joseph. Jedes Jahr, am 19. März, wird das Ende der Winterzeit gefeiert und man begrüßt den Frühling mit einem großen Volksfest.(Fallas, sprich: fayas). Eine Mischung aus Karneval, Silvester, Frühlingsfest und Blumenkorso. Da sind auch öfter enorm ohrenbetäubende Kanonenschüsse (mascleta) zu hören. Messungen ergaben schon Lautstärken von bis zu 117 Dezibel!

Den ganzen Tag sind tausende Bürger auf den Straßen und Plätzen. Es sind zahlreiche Trachtengruppen und Musikkapellen unterwegs. Besonders die jungen Frauen tragen aufwendige und sehr kostenintensive Bekleidung. Bis zu mehreren tausend Euro können für eine solche Tracht notwendig werden. Getrennt nach Erwachsenen und Kindern erfolgt am Vortag eine Bewertung der Trachtenvereine.
Entstanden ist dieser Brauch, weil es im 18. Jahrhundert Sitte war, dass Zimmerleute am Ende der kalten Jahreszeit ihre nicht mehr benötigten Holzgestelle für die Lampen und Kerzen verbrannt haben. Dieser Termin wurde nach und nach auf den Tag des heiligen Josef gelegt. In Spanien gilt dieser als Schutzpatron der Zimmerleute.

Ein ganzes Jahr lang sind Künstler und Handwerker damit beschäftigt, die verschiedensten Plastiken (fallas, sprich: fayas) herzustellen. Sie arbeiten im Auftrag von Bürgervereinen (Comisiones falleras). Ehrgeiz und Bürgerstolz tun ihr Bestes, um Jahr für Jahr immer besser und intensiver zu gestalten. Inhaltlich zeigen diese farbigen, satirisch - ironischen Darstellungen, Kritik und frechen Spott an der örtlichen Verwaltung, oder auch an einzelnen Persönlichkeiten der Kommune. Früher wurden diese Darstellungen von der Obrigkeit misstrauisch beobachtet. Heute sind die oft haushohen Fallas ein von der Stadtverwaltung gefördertes Spektakel, ein Fest für die Einwohner und im Ausland bisher wenig bekannt, also absolut kein Touristennepp. Besucher, welche größere Menschenmassen, sowie Lärm meiden wollen, sollten allerdings schleunigst das Weite suchen.

Gleich neben den großen Fallas für Erwachsene gibt es immer auch eine Figurengruppe mit Märchenmotiven für die Kinder. Diese Figurengruppen stehen ein paar Tage zum Anschauen und sind umringt von lächelnden Spaniern.
Das Ende dieser Kunstwerke aus Holz, Plaste und Pappmaché kommt dann in der Nacht zum 20. März. Sie werden unter ohrenbetäubender Knallerei um Mitternacht abgebrannt! Vorher entfernt man jeder Fallas eine ausgewählte Figur (ninot = Puppe) und bewahrt sie für die Zukunft auf. Damit die nahe gelegenen Häuser und Bäume (oft nur wenige Meter) nicht Schaden erleiden, spritzt die Feuerwehr alles Umliegende pitschnass.

Ein buntes Treiben beherrscht die Stadt Denia. Festlich gestimmte Menschen und in Seide und Brokat gehüllt die Trachtenvereine. Spanische Klänge von den Musikkapellen aus den umliegenden Ortschaften. Zum Teufel mit dem Winter! (der aus unserer Sicht an der Costa Blanca gar keiner ist)

Um Mitternacht brennen die Fallas lichterloh.
Am Rathaus kann man anschließend, zu nächtlicher Stunde, Gebäck und heiße Schokolade auf Kosten der Kommune genießen.
Am frühen Morgen beginnt dann die Arbeit der Stadtreinigung und es zieht ein Jahr Ruhe ein – bis zum nächsten Fest.