Die "Trelleburg" und die grünen Plastebeutel
Ein Feierabendtreff in Südschweden
Es wurde eine herzliche Begegnung am Fährhafen von Trelleborg, der Schweden auf dem Seeweg mit Sassnitz auf der Insel Rügen verbindet. Am Kai im Hintergrund die großen Fährschiffe von “Scandlines“ und “Ferries“. Wir kommen fünfzehn Minuten zu spät zum telefonisch vereinbarten Treff, weil wir zuerst fälschlicherweise in den Fährhafen hineingefahren sind. Jetzt sind wir am richtigen Ort. Erika, die wir nur von Bildern her kennen, winkt uns zu, weil sie unser Auto erkannt hat. Nur der noch intensive Regen stört. So muss die Begrüßung unter dem Regenschirm stattfinden. Sie lacht, weil sie das gleiche Auto fährt, einen Golf, auch noch im selben Farbton. Im Cafe tauschen wir uns aus. Erika sieht viel jünger aus, als sie tatsächlich ist. Noch in Dresden wohnend, ging sie oft in die “Sächsische Schweiz“ klettern. Sie ist ein sportlicher Typ, seit Jahren Mitglied in der Regionalgruppe Dresden.
Seit einigen Jahrzehnten lebt und arbeitet sie im Süden Schwedens. Sie wohnt in der Universitätsstadt Lund, nahe Malmö und besitzt ein Büro in Trelleborg. Da übersetzt sie vom Deutschen ins Schwedische und umgekehrt. Für Interessenten unterbreitet sie auch touristische Angebote. Ausserdem vertritt sie einen deutschen Spielwarenhersteller in Schweden. Ich glaube, bei uns würde das, neudeutsch, “Ich AG“ heißen.
Da Erika gegen vierzehn Uhr einen ihrer Verleger aus Deutschland von der Fähre abholen will, schlägt sie vor, uns in der verbleibenden Zeit die “Trelleburg“ zu zeigen. Als wir zum Parkplatz gehen, stellen wir fest, das der Regenschirm nun nicht mehr benötigt wird. Um zwei, drei Ecken fahren wir ihrem Auto nach und biegen in einen Hof der Trelleborger Fussgängerzone ein. Hier im Hintergebäude hat Erika in der ersten Etage ihr Büro.
Anschliessend sind wir zu Fuss in Trelleborg unterwegs. Vorbei an einer interessanten Plastik, einer Frauengruppe unter einem Schutzschild von vielen Regenschirmen. Da das Wetter inzwischen trocken ist und die Sonne sich wieder durchsetzt, übernimmt Wasser aus der Mitte der Gruppe die Illusion das es regnet. Über die Schirme der Figuren rinnt Wasser und tropft ringsherum zu Boden.
Die “Trelleburg“ war einstmals eine kreisrunde Befestigungsanlage der Wikinger, die im 5. Jahrhundert errichtet wurde. Ein Erdwall mit Holz bewehrt. Und weil das Original längst das Zeitliche gesegnet hat, wurde ein Teil davon rekonstruiert und dem Besucher zugänglich gemacht. Übrigends, dies ist unsere zweite Begegnung mit der Geschichte der Wikinger, die Erste hatten wir vor gut einer Woche im Museum der dänischen Stadt Roskilde.
Auf dem Rückweg zum Auto geht Erika mit uns in eine Einkaufsgallerie. Hier betreten wir ein Geschäft, über dessen Eingang ein Schild auf grünem Grund die Aufschrift “System Bolaget“ steht. In diesen Geschäften überall im Lande findet der Verkauf von Alkohol statt. In Schweden ist das ein staatliches Monopol. Alkohol mit mehr als 3,5 Vol.% gibt es sonst nur in Gaststätten. Zu erheblichen Preisen versteht sich.. Die Käufer aus dem Staatshandel sind auf den Straßen leicht zu orden, verrät sie doch der dunkelgrüne Plastebeutel.
Da die Mutter noch bei Dresden wohnt, wird Erika sich als Tochter in naher Zukunft um sie kümmern müssen. Gelegenheit, bei der Regiogruppe Dresden vorbeizuschauen und mal mit wandern zu gehen. Wir bedanken uns für ihre Hilfe und verabschieden uns von Erika.
Unsere nächste Station, von nun an im Sonnenschein, soll am Nachmittag Malmö sein...
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