Besichtigung des Lapidariums Dresden
16 Mitglieder der Regionalgruppe Dresden besuchten am 17. April 2019 das Depot für Architektur- Fragmente in der Ruine der Zionskirche. Wir wurden 13:30 Uhr von Herrn Hübner, Amt für Kultur und Denkmalschutz, empfangen.
Als erstes berichtete Herr Hübner, wann und wie es zur Entstehung der Zionskirche kam. Sie wurde mit Geldern aus der Stiftung des Maschinenbau-Fabrikanten Johannes Hampel erbaut. Den Auftrag erhielt das Dresdener Architekturbüro Schilling & Graebner, das viele Bauten in und um Dresden projektiert hat. Sie wurde im Stil der Reform-Architektur errichtet und 1912 geweiht.
Historisches Foto von der Zionskirche
Um das zu sehen, gingen wir auf das Außengelände zur Straßenkreuzung, wo sich diagonal der Haupteingang befand. Viele Dinge waren damals revolutionär, wie die fächerförmig angeordneten Sitzplätze und die erste Orgel Sachsens mit rein elektrischer Traktur der Firma Jehmlich. Bei der Bombardierung Dresdens im Februar 1945 brannte die Zionskirche größtenteils nieder.
Herr Hübner zeigt ein Foto der zerstörten Kirche
Die Kreuzigungsgruppe an der Außenfassade und die Umfassungsmauern sind noch erhalten. Die Kanzel befindet sich heute in der Kreuzkirche. Um die Bedeutung der Kirche damals und heute zu verstehen, wurden mehrere lehrreiche Tafeln an der Fassade angebracht.
Kreuzigungsgruppe an der Außenfassade
Tafeln an der Fassade
Lapidarium, von lateinisch lapis = Stein abgeleitet, ist eine Sammlung von Steinwerken. In Dresden sind darüber hinaus auch Objekte aus Bronze, Eisen, Holz sowie Keramik gelagert. Möglichst viele der eingelagerten Teile sollen an den Originalgebäuden oder an geeigneten, öffentlich zugänglichen Orten wieder eingebaut oder aufgestellt werden.
Vielfältigkeit der gelagerten Objekte
Nach den Zerstörungen des 2. Weltkrieges fing die Bergung von Fragmenten unter Leitung des Baumeisters Herbert Steinert an. Die Aufzeichnungen seines Bauzeichners Gerhard Ebeling sind heute noch eine wichtige Quelle für Denkmalschützer und Stadtplaner.
Nach der statischen Sicherung und dem Bau des mit Kunststoff beschichteten Blechdaches wurden alle Außenlager aufgelöst und in die Zionskirche eingeräumt. Ca. 8000 Fragmente sind z. Z. hier eingelagert und erfasst.
Einige Objekte, die in einem sehr schlechten Zustand waren, dienten als Vorlage für Kopien. Es sind aber auch Fragmente aus jüngerer Zeit eingelagert, also Teile von Gebäuden der DDR-Architektur oder Personen-Denkmäler, die aus stadtplanerischen Gründen abgerissen wurden.
Herr Hübner erklärte uns erst die Objekte im Außengelände, wo solche Teile gelagert werden, die wegen der Größe nicht in Regalen gelagert werden können. Besonders beeindruckend war eine ehemals vergoldete Skulptur vom Mozartbrunnen. Hier war die starke Beschädigung durch die Bombardierung im Krieg sichtbar.
Bronzeskulptur vom Mozartbrunnen
Dann gingen wir in die Kirche. An einigen Bruchstücken waren Fotos zur Herkunft angebracht, wie Rathaus, Sophienkirche, Kathedrale, Zwinger usw. Nach dem Rundgang durch die Hochregale stiegen wir die Treppen zur Orgelempore hinauf. Hier sind vor allem die Teile aus Metall, z. B. Zäune und Geländer gelagert.
Am Schluss sahen wir im Hof noch die Baracke, die eine Studentengemeinde aus Schweden gespendet hatte. Das Stifterehepaar wurde unter dem überdachten Seitengang beigesetzt. Damit wurde auch die zweite Bedingung des Testamentes erfüllt: Unter dem Dach der Kirche, aber nicht in ihr! Denn das war nur der Königsfamilie vorbehalten.
Wir bedankten uns bei Herrn Hübner für die interessante Führung. Wir haben einen Teil Dresdens gesehen, der kaum bekannt ist. Wer das Lapidarium auch besichtigen möchte, nutzt den jährlichen „Tag des offenen Denkmals“ oder meldet ab sechs Personen eine Führung an.
Bericht: Brigitte (pentina)
Fotos: Angelika (GeliZ), Karin (schlecki), Wolfgang (erzer),
Collagen: Karin (schlecki)
Zusammenstellung: Angelika (GeliZ)
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