Löbauer Kontraste
Bei schönem Herbstwetter trafen sich 10 Wanderfreunde in Dresden auf dem Bahnhof. Wir folgten der Einladung von Gunie (Gudrun), die in Bautzen in den Zug stieg, und fuhren nach Löbau.
Wir wollten in Löbau, einer kleinen, feinen Stadt in der Oberlausitz (gegründet um 1220), auf Entdeckungstour gehen.
Vom Bahnhof aus schlenderten wir durch die Stadt und kamen dabei an folgenden interessanten Bauwerken vorbei:
einer Kursächsischen Postdistanzsäule, die den Weg nach Bautzen, Görlitz und Zittau weist
einer Wetterstation, die uns sagt, dass wir bombiges Wetter haben werden
der mächtigen St. Nicolai Kirche (erste urkundliche Erwähnung 1293) mit ihrem 83,5 m hohem Turm
Dann waren wir am Altmarkt, einem wichtigen mittelalterlichen Handelsplatz, der von barocken Bürgerhäusern umsäumt ist.
Am barocken Rathaus von 1714 befindet sich am Rathausturm eine besondere Uhr – eine Mondphasenuhr, geschaffen 1992 vom Sohländer Horst Büschel. Die Gesichtsmaske, Judute genannt, öffnet jeder viertel Stunde ihren Mund. Sie stellt die städtische Gerichtsbarkeit dar. Darunter befindet sich eine weitere Sonnenuhr.
Das Medaillon mit dem goldenen Segelschiff am Stadthaus (1767) zeugt von einem intensiven Außen- und Überseehandel mit Löbauer Leinwand.
Weiter geht es vorbei an der katholischen Pfarrkirche Mariä Namen zu unserem eigentlich ersten Ziel.
Unser erstes Ziel: das HAUS SCHMINKE eines der weltweit vier wichtigsten Wohnhäuser der klassischen Moderne. Die anderen drei sind: das Haus Tugendhat im tschechischen Brno von Ludwig Mies van der Rohe 1931, die Villa Savoye in Poissy bei Paris von Le Corbusier 1929 und das Haus Fallingwater (Kaufman Residence) in Pennsylvania von Frank Lloyd Wright 1939.
Der Nudelfabrikant (Ankernudeln) Fritz Schminke und seine Gattin Charlotte erteilten 1930 dem Architekten Hans Scharoun den Auftrag für die Planung ihres künftigen Eigenheims. Ihre Vorgaben waren knapp und pragmatisch: „Ein modernes Haus für zwei Eltern, vier Kinder und gelegentlich ein bis zwei Gäste.“ Die Bewirtschaftung musste leicht von der Hand gehen.
Die interessante Führung durch Frau Stark brachte uns die einzigartige Architektur des Nudeldampfers, wie das Haus liebevoll im Volksmund genannt wurde und wird, seine Entstehung, viele große und kleine Details sowie architektonische Lösungen und Hintergrundinformationen nahe.
Sie lies uns eintauchen in das Leben der Familie Schminke in diesem Haus und fast körperlich dessen Heiterkeit empfinden. Wir danken ganz herzlich.
Mehr Informationen findet ihr: MDR.de Mediathek – Das Traumschiff der Oberlausitz – Haus Schminke Löbau
Oben angekommen, wollten wir den König-Friedrich-August-Turm besichtigen und besteigen.
Er ist der einzige noch erhaltene gusseiserne Aussichtsturm in Europa und wahrscheinlich der älteste gusseiserne Turm überhaupt.
Zu verdanken haben wir dieses Bauwerk dem Löbauer Bäckermeister Friedrich August Bretschneider und seiner Initiative, der nach Verhandlungen mit der Stadt im Jahre 1854 den Bau des Turmes in eigener Regie realisieren lies.
Filigran reckt sich der achteckige Turm über 4 Stockwerke 28 m hoch in den Himmel, ein fast netzhaft durchsichtiges Gebilde.
Ziemlich abgekämpft mussten die abgebauten Kalorien erst mal bei leckerem Essen wieder aufgefüllt werden.
Danach ging es über eine Wendeltreppe mit 120 Stufen und 3 Galerien hinauf auf die Aussichtsplattform in 24 m Höhe. Dunst beeinträchtigte leider die Fernsicht und so konnten wir viele der aufgelisteten Berge nur erahnen u. a. den Jeschken.
Auf dem Rückweg warfen wir noch einen Blick auf und in den Berg-Gasthof Honigbrunnen erbaut 1897. Seinen Namen verdankt er einer Legende wonach sich in der Nähe eine Quelle mit Wasser so süß wie Honig befunden haben soll. Die großzügige Außenterrasse des Berggasthofes, wird auch als „der Balkon Loebaus“ bezeichnet.
Wir bedanken uns bei Gudrun für den informativen Bericht.
Fotos: Wolfgang (erzer)
Fotos, Bildbearbeitung und Zusammenstellung: Angelika (GeliZ)
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