Hans und seine Stadt
Folge 10
Als Hans noch ein Hänschen war, ging er mit Vater und Mutter meist samstags "in die Stadt". Es wurde eingekauft, für Hänschen eine neue Hose, Vater bekam neue Schuhe und für Mutter war eine neue Bluse fällig.
Oder die Eltern schauten nach größeren Dingen, etwa ein neuer Gasherd oder einen Teppich. Anschließend ging man am frühen Abend zu einem Dämmerschoppen. Ziel war stets eine große, volkstümliche Gaststätte. Davon gab es in den 30er Jahren bedeutend mehr als heute. Die Gaststätten waren immer gut besetzt. Man kam sich auch an den Tischen mit Fremden näher. Wo Platz war, setzte man sich dazu und war bald im Gespräch.
Hänschen konnte schon lesen und nahm sich die Speisekarte vor. Eigentlich waren sie alle gleich. Erwachsene tranken Bier, fast alle das beliebte Altbier. Für die Pänz (Kinder) gab es noch keine fertigen Getränke in Flaschen. Cola, Wasser, Limonade, in der heutigen Art waren unbekannt oder zu teuer. Meist unter dem Namen Quatsch gab es ein Glas Wasser mit Zitrone. Der Fruchtsaft war gepresst, oft mit Schale und Kernen. Für pressen sagte man auch quetschen, daher der Name. Ein solches Glas kostete 15 Pfennig. Für ein Glas Altbier wurden 35 Pfennig berechnet. Der Kellner bekam von der Rechnung 10% für die Bedienung.
Zum Essen wählte Hänschen Bauernwurst mit Kartoffelsalat. Das gab es überall, teilweise sehr gut. Mit Mostert schmeckten die Würste immer gut.
Nun hat Hans mit seiner Erzählung den Punkt erreicht, den er angesteuert hat. Nämlich den original Düsseldorfer Mostert. Dieser war weit bekannt und beliebt. Im Gegensatz zu Senf wurde der Mostert aus Most, also unvergährter Traubensaft, hergestellt. Zum Senf verarbeitete man nur Essig. Dieser Mostert steht heute noch in kleinen Töpfchen neben Salz und Pfeffer auf den Tischen. Er ist auch in der Altstadt und auf dem Karlplatz käuflich.
In vielen Lokalen zwischen Köln und Niederrhein steht auch "ne halve Hahn" auf der Speisekarte. Halbe Grillhähnchen als rustikale Beilage zum Bier gab es nicht. Mit der Bestellung "halve Hahn" konnte man Fremde narren. Das Bild zeigt das Original, Bier, Röggelchen und Mainzer Käse mit Kümmel. Nur in Düsseldorf gab es dazu den beliebten Mostert. Wo anders eben Senf.
Den Mostert erfunden hat der Kastellan des Schlosses, ein Herr Esser. Das Bild zeigt den ehemaligen Marktplatz am Schlossturm wo der Mostert erfunden wurde. Gepackte Gemüsekörbe sind auf dem Bild zu erkennen. Die Gemüsefrauen fragten: "braucht er nix för in de Zupp, Madam?"
Der Schwiegersohn des Erfinders, der Herr A. B. Bergrath, gründete 1726 die Mostertfabrik. Er vertrieb sein Erzeugnis in blaugrauen Steintöpfchen. So ist es noch heute zu erhalten. Überall in der Fremde wurde man auf diesen Mostert aus Düsseldorf angesprochen. Vor allem aber die Jungen, wie damals Hans, fragte man:" Kannst du auch Radschlagen?" Man wusste genau, ein echter Düsseldorfer Junge musste Rad schlagen können. So war es auch. Die Düsseldorfer Jungen waren überall bekannt dafür das Rad zu schlagen. Aber auch die Mädchen
konnten es. - Wie kam es dazu? Das wird uns Hans das nächste Mal erzählen.
Die ehemalige Kunstgewerbe Schule, heute ein Teil der Stadtverwaltung.
Dort wirkte der Herr Esser.
Die Rad schlagende Jugend am Schlossturm.
Hier geht es zur 11. Folge
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