Hans und seine Stadt
Folge 13
Wir erinnern uns: Der Klassenlehrer von Hans erteilte ihm einige Stockschläge, weil er sich mit Steppenfloh gerauft hatte. Hans war aber eigentlich unschuldig, er hatte sich ja nur verteidigt. Das alles für ein paar Pfennige. Was kauften sich die Kinder davon?
Ein Bonbon kostete 1 Pfennig, unverpackt. Diese wurden von der Hand des Verkäufers in die oft schmutzige Hand des Kindes gezählt. Ein Tütchen gab es erst ab 15 oder 20 Pfennig. Oft klebten die Bonbons aneinander. In Papier gewickelte kosteten mindestens 2 Pfennig. Rahmbonbons gab es für 5 Pfennig nur 2 Stück. Dieser Kauf wollte überlegt sein. Die Mädchen hatten eine andere Masche. (Haben sie ja heute noch.) Sie kauften Salmiakpastillen. Dann wurde mit der Zunge ein Handrücken befeuchtet und die Pastillen in einer Sternform darauf geklebt. In Abständen leckten sie daran bis alle weg waren. Eine Besonderheit war das Esspapier. Das waren dünne Scheiben aus Oblate, in der Größe von etwa Din A 5. Einen Preis kann Hans nicht nennen, er hat sie nie gekauft. Die Spitze der Freude war für die kleinen Radschläger der Besitz einer Tüte mit "Geschrepptes". Die großen Cafes und Konditoreien in der Altstadt sammelten täglich die Bruchstücke von Torten und Gebäck die beim Schneiden und Umlagern anfielen. Diese Stücke und Stückchen nannten sie Geschnetzeltes. In Tüten verpackt wurden sie nach Augenmaß für 10 oder 20 Pfennig verkauft. Diese Ware war zum Verzehr gut geeignet, sogar durch ihre Vielfältigkeit lecker. Oft wurde noch überschüssiges Gebäck dazu verkleinert und in die Tüten gepackt.
Zeitungen und Zeitschriften gab es nicht an diesen Büdchen. Es war damals noch nicht möglich diese morgens mit den neuen Tageszeitungen zu beliefern. Man konnte aber diese Zeitungen im ambulanten Straßenverkauf erwerben.

Die großen Gaststätten wurden regelmäßig von fliegenden Händlern besucht. Einer hatte einen verkaufsträchtigen Trick. Er legte auf jeden Tisch eine Zeitung, so dass der Gast die Schlagzeilen lesen konnte. Nach einer Zeit sammelte er die Zeitungen wieder ein. Mancher fand die Schlagzeilen interessant und kaufte.
Ein kleiner Unfall brachte vor kurzem Hans seine Kindheit nahe. Ein Bekannter hatte einen Kiosk gepachtet. In diesem verunglückte er eines morgens und rief Hans um Hilfe. Vor Ort bestellte Hans einen Krankenwagen. In den wenigen Minuten lernte Hans alle (fast alle) Preise auswendig. Der Verkauf sollte ja weiter laufen. Nach 2 Tagen konnte aber dessen Ehefrau weiter machen. Bei der ersten Besichtigung fand Hans 4 Kartons. Man glaubt es nicht, darin war Esspapier. Die Ware war frisch und in Ordnung. So verkaufte es Hans. Den ersten Kindern bot er dieses an, keiner kannte es. Das sprach sich sofort herum. In wenigen Stunden war alles verkauft. 2 Blätter für 5 Pfennig. (Der Euro war noch nicht da.) Den Preis hatte Hans erfunden, der Pächter war zufrieden. Der wusste gar nicht was er damit anfangen sollte. Es schmeckte aber nicht besser als vor 70 Jahren.
Hier geht es zur 14. Folge
Artikel Teilen
Artikel kommentieren