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Hans und seine Stadt


Folge 21

pitter
Pitter der Sänger vom Rhein

Heute stellt uns Hans wieder 2 unterschiedliche Typen vor. Da wäre zuerst "Pitter der Sänger vom Rhein." Danach erzählt er uns von dem "Nüsser Belleke".
Pitter war vom Ansehen unauffällig. Normale Statur, gerade Haltung, der Zeit entsprechend gute Kleidung. Er war insgesamt sympathisch und konnte auch freundlich lächeln. Was ihn zum Sonderling machte, war sein Drang wo er gerade ging oder stand, mit lauter Tenorstimme ein kurzes Lied anzustimmen. Oft waren es nur ein oder zwei Sätze die er mit eigener Melodie über Straßen und Plätze schallen ließ. Auch kurze Passagen bekannter Lieder konnte man von ihm hören. Die Stimme wäre wohl ausbaufähig gewesen. Aber für ein Musikstudium fehlte es ihm nicht nur an Geld, vor allem aber eine angebrachte Intelligenz.

Hans lernte ihn noch in seiner Kindheit kennen. Er stand dort wo heute Karstadt ist. An dieser Stelle war bis zum Krieg die Tonhalle. Wahrscheinlich war er von diesem Musiktempel angeregt. Denn an der Ecke Schadowstraße - Jakobistraße hatte Hans ihn noch einige Male gesehen - oder besser gesagt gehört.

Von 1921 bis 1925 wurde das rechtsrheinische Düsseldorf durch französische Truppen besetzt. Deutschland war nach dem Versailler - Vertrag verpflichtet eine bestimmte Menge Kohlen als Reparationsleistungen an Frankreich zu liefern. Diese Truppen sollten die Einhaltung der Transporte sichern. Sie bezogen das Kasernengelände im Raum Rossstraße, Tannenstraße und Ulmenstraße. An der Rossstraße befand sich die Offiziersmesse. Für Nichtsoldaten: Eine solche Messe hatte nichts mit Religion zu tun. Man bezeichnete Räume die nur für Offiziere reserviert waren als Messe. Dieses Haus war nur mit einem Gitter von der Straße getrennt. Dort nahm unser Sänger Pitter Aufstellung und schallte melodisch den Satz: "Was wollt ihr Affen am R h e i n s t r o m hier?" Die Franzosen verstanden natürlich den Text nicht und spendeten ihm Beifall. Davon angeregt erschien er noch mehrmals. Doch dann verstand man, dass er sie Affen nannte, und nahm ihn fest. Doch man ließ ihn mit strengen Worten, dort nicht mehr zu erscheinen, wieder laufen. Pitter hatte auf doof und dumm gemacht.

Ansonsten waren die Besatzer weitaus strenger mit den Deutschen.

schlaget
Ich füge ein Bild bei, wohlbedacht keine NS-Embleme zu zeigen.

Für den nächsten Abschnitt lässt der Autor, also ich, seinen Hans schweigen und ersetzt den Namen mit "Ich". Denn ich habe lange überlegt, ob ich von dieser Sache schreibe.

Junge Düsseldorfer und Neubürger fragen mich schon mal wo denn das große Kreuz aus Stahl, welches noch auf alten Postkarten zu sehen ist, geblieben ist und welche Bedeutung es hatte. Ich erkläre es hier mit dem Hinweis, dass ich nicht die Absicht habe dem Nazireich einen Nachruf zu huldigen.

Wie schon geschrieben, besetzten die Franzosen Düsseldorf und Teile des Ruhrgebietes um die Kohlenzüge zu sichern. Weit vor den Nazis, nämlich 1923, sprengte eine Gruppe Vaterländer, unter Führung von Albert Leo Schlagether die Eisenbahnstrecke bei Angermund um die Kohlenzüge nach Frankreich zu stoppen. Man wurde seiner habhaft. Vor dem französischen Kriegsgericht wurde er zum Tode durch erschießen verurteilt. Das Urteil wurde am 26. Mai 1923 in einer Mulde auf der Golzheimer Heide vollstreckt. Die Golzheimer Heide erstreckte sich westlich und nördlich des Nordfriedhofes. Sein bescheidenes Grab wurde von nationalen Verbänden zu einer Kultstätte umgebaut und am 22. Mai 1931 eingeweiht. Dieses hohe, große Kreuz war das Bild das auf den Postkarten von Düsseldorf zu sehen war. Den Nazis war die Geschichte gerade recht. Sie verehrten Schlagether als Nationalheld. Mit dem Ende der Nazizeit verschwand auch diese Stätte mit samt Kreuz.

So nun soll uns Hans noch das "Nüsser Belleke" vorstellen. Sie trippelte durch die Straßen der Altstadt. Sie fiel jedem durch ihr eigenartiges Kostüm auf. Ein kokettes Röckchen von unbestimmbarer Farbe ging ihr gerade bis ans Knie. Ein ehemals grünliches Tuch mit wenigen übrig gebliebenen Fransen bedeckte ihre Schultern. Ihre Füße steckten in groben, schweren Schuhen. In der rechten Hand trug sie einen Korb worin sie Esswaren, abgelegte Kleider usw. sammelte. In der linken Hand hatte sie stets einen schwarzen Schirm mit einer auffallend großen Holzkrücke. Man fabelte von ihr, sie sei reich und hätte in Neuss mehrere Häuser. Sie war aber arm und verschenkte meist die besten Sachen. Mit der Uhrzeit fand sie sich nie zurecht. Jeden fragte sie: "Sag, wie viel Uhr es et? Ich moss noch nach Nüss." Oft fragte sie ob jemand ein Zimmer für sie hätte. Sie wolle nach Düsseldorf ziehen, um da ihre Renten zu verzehren. Wo sie am Ende blieb, ist unbekannt.

Hier geht es zur 22. Folge

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