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Hans und seine Stadt


Folge 24


Wenn uns Hans von Heinrich Heine erzählt, soll es kein Schulunterricht sein. Meine Leser kennen natürlich alle Heinrich Heine. Ich werde versuchen einiges einzufügen, was nicht im Lexikon steht. Auch versuche ich herauszufinden, warum einer der größten Söhne Düsseldorfs, sosehr in die Vergessenheit gesenkt wurde. Mit den Nazis wurden ab 1933 die Werke von Heinrich Heine verboten. In der Schule lernten wir, er war ein Jude. Das reichte.

Ich hatte zwei Jahre einen Klassenlehrer der so von Hitler besessen war wie kein anderer. Er kannte nur auf der guten Seite den Nationalsozialismus und auf der negativen Seite das Weltjudentum. Er war ein "alter Kämpfer". So nannte man die Männer, die vor der Machtergreifung schon Parteimitglieder waren. Mit seinem Lehrberuf und seinem unübertroffenen Hitler-Wahn, war er für die Nazis Gold wert. Er wurde auch ein "Goldfasan". So nannten wir heimlich die politischen Leiter. An ihren braunen Uniformen aus besonders gutem Zwirn glänzten so viele Goldlitzen und Embleme, dass der Spitzname berechtigt war.

Von einer Dorfschule wurde er nach Düsseldorf versetzt, um besonders vielen Kindern den neuen Geist einzuimpfen. Damit hatte er alle Berechtigungen seinen eigenen Lehrplan zu gestalten. Jeder Schultag begann mit dem Hitlergruß und dem Lied: "Es zittern die morschen Knochen der Welt vor dem großen Krieg". Das schreibe ich alles vorweg , damit meine Leser das Folgende verstehen,

Er prügelte jede Woche die ganze Klasse durch um aus uns harte Kämpfer zu machen. Doch zwei Jungen wurden nie geschlagen. Es waren der Sohn des Pfarrers und der Sohn eines Lehrers an derselben Schule.

Während Hitler noch scheinheilig 1936 die Jugend der Welt zur friedlichen Olympiade nach Berlin rief, predigte unser Lehrer schon den großen Krieg zur Befreiung Deutschlands. Täglich begann er mindestens eine Stunde den Unterricht mit der Hetze auf alles Jüdische. Heinrich Heine war Halbjude. Sein Vater war ein jüdischer Kaufmann. Ich in meiner Dummheit zitierte von Heine den Satz: "Denk ich an Deutschland in der Nacht, bin ich um den Schlaf gebracht." Das brachte mir die stärksten Prügel meines Lebens ein. >Also wegen Heine<. Dieser erinnerte sich auch an seine erste Stockschläge und den Lehrer in seiner Schule. Aber das wird uns Hans noch erzählen. Jedoch mein Lehrer war bei Kriegsende unauffindbar verschwunden. So nun genug der Vorrede. Jetzt muss uns Hans erzählen.

Heinrich Heine und die Düsseldorfer.

Heine wurde am 13.12.1797 (nach eigenen Angaben 1799) in Düsseldorf, mitten in der Altstadt, auf der Bolkerstraße geboren. Er war das älteste von 4 Kindern. Sein Vater war ein wohlhabender Textilkaufmann. Das Haus Nr. 53 auf der Bolkerstraße trägt die Plakette als Heines Geburtshaus.

Ganz korrekt ist das nicht. Die Häuserzeile war damals anders. Heines Haus stand auf dem Hinterhof und ist nicht mehr vorhanden. Der Text auf der Plakette lautet:
Die Stadt Düsseldorf ist sehr schön. Und wenn man in der Ferne an sie denkt, und zufällig dort geboren ist, wird einem wunderlich zu Muthe. Ich bin dort geboren, und es ist mir, als müsste ich gleich nach Hause gehen. Heinrich Heine.
Das Haus macht keinen guten Eindruck. Die Stadt hat aber versprochen in Zukunft mehr Sorgfalt dort zu verwenden. Hans wird es wohl nicht mehr erleben!

Heinrich Christian Johann hieß er erst nach seiner christlichen Taufe. Bis 1825 trug er den Vornamen Harry. Bis 1815 besuchte er das Gymnasium. Es war die Franziskaner Klosterschule in der Ritterstraße. Mit einer Erzählung über seinen Großvater brachte er seine Mitschüler zu großem Gelächter welches in einem Tumult endete. Dabei wurde das Klassenmobilar in Mitleidenschaft gezogen. Der Lehrer ermittelte den Urheber und Heine erhielt die erste Tracht Prügel seines Lebens. Später erzählte er: "Ich habe sie nicht vergessen“. Auch den Namen des Lehrers vergaß er nicht: Es war der Pater Dickerscheidt.

Sonst war er ein ruhiger Knabe, oft von Kopfschmerzen geplagt. Nicht selten zog er sich in den Hofgarten zurück um zu lesen und zu reimen. Seine Mutter bangte schon früh mit Recht er könne mal ein Dichter werden. Beim Besuch einer Handelsschule lernte er Englisch, auch mit dem Jiddischen und mit Grundzügen des Hebräischen war er vertraut. Von 1818 bis 1819 hielt sich Heine in Hamburg auf. Dort begann er eine Lehre in der Bank seines Onkels Salomon. Mit dessen Hilfe eröffnete er1818 ein Manufakturfachgeschäft.

1819 begann er mit finanzieller Unterstützung des Onkels ein Jurastudium, das er 1825 mit Promotion abschloss. Er war nun Dr. jur. Heine wurde Mitglied im "Verein für Kultur und Wissenschaft der Juden." 1822 veröffentlichte er sein erstes Buch "Gedichte". 1824 besuchte Heine Goethe. In sechs Jahren nach seiner Promotion schaffte er es nicht, im Staatsdienst oder in einer Advokatur unterzukommen. 1827 unternahm Heine eine Reise nach London. Von der damals größten Stadt der Welt war er allerdings sehr enttäuscht. In ihm verfestigte sich das Bild vom Engländer als einen langweiligen, egoistischen Maschinenmenschen. Heine begrüßte die Julirevolution von 1830 und betonte die Bedeutung von Freiheit und Gleichheit. Durch kritische Worte kam er dabei in Gefahr, von der Zensur belangt zu werden.

Im Mai 1831 entschied sich Heine dann endgültig Deutschland zu verlassen. Er ging als Korrespondent der Augsburger "Allgemeinen Zeitung" nach Paris. Heine strebte danach, zwischen Deutschland und Frankreich zu vermitteln, indem er französische Kultur in Deutschland, deutsche Literatur in Frankreich bekannt machte. Mit den Bänden Reiseerzählungen, mit ihrem neuartigen Wechsel von witzig beschreibender Prosa und lyrischen Einlagen hatte er Erfolg, dass er fortan als freier Schriftsteller leben konnte. (1830).

1848 kam es bei Heine zu einem körperlichen Zusammenbruch. Es wird auf eine Muskelschwund Erkrankung zurückgeführt. Auch eine Nebenform der Syphilis wird nicht ausgeschlossen. Wegen der Schmerzen stand er unter Morphium und konnte sich kaum noch bewegen. Er verbrachte den Rest seines Lebens in Paris in der " Matratzengruft". Seinen beginnenden Ruhm in Frankreich konnte Heinrich Heine nur noch kurz wahrnehmen. Am 17.02.1856 starb er in Paris, wo er auf dem Friedhof Montmartre seine letzte Ruhe fand. Sein Grab wird von Düsseldorfern gepflegt.

Seine Anerkennung in seiner Heimatstadt fand er sehr spät. Erst nach der Studentenrevolte 1968 besann man sich seiner. Eine Universität und eine bedeutende Straße bekamen, aber recht zögerlich, seinen Namen.

heine3

Die Zeichnung zeigt Heine im Alter von 32 Jahren. Die handschriftliche Widmung ist in Sütterlin. Wer diese Schrift nicht mehr kennt, er schrieb: So sah ich aus, heute Morgen, den 6ten April 1829. H. Heine.


Das Heinedenkmal am Schwanenmarkt

Die Zerteilung des Monuments soll die Zerrissenheit der Stadtoberen bei der Würdigung des Namens dokumentieren.

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Hier geht es zur 25. Folge

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