Hans und seine Stadt
Folge 25
Wie oft gehen wir an diesem Denkmal vorbei? Wie oft sprechen wir den Namen "Jan Wellem"? Was wissen wir von ihm?
Eigentlich wollte ich mit dieser Folge meine Serie beenden. Ich habe mich umstimmen lassen. Nicht nur die Bitte meiner Leser sorgte für eine Umkehr. Ich war entsetzt was echte Düsseldorfer von Jan Wellem und seinem Reiterstandbild wussten. In der Gaststätte Schlüssel in der Altstadt traf ich auf eine Gruppe Herren, die sich laut und ergreifend "echte Düsseldorfer" nannten. Dazu setzten sie noch das Prädikat "alte Altstädter" wie ein akademischer Titel hinzu. Ich zeigte am Nebentisch Interesse und gab mich als Tourist von Königswinter aus. Die vier Herren von der Altstadt steigerten sich in Wohlwollen. Meine Frage war, wer ist der Mann auf dem Pferd vor dem Rathaus? Natürlich Jan Wellem wurde ich belehrt. "Wer war denn Jan Wellem?" "Der war mal Kurfürst in Düsseldorf." Das ließ ich noch gelten. "Aber warum hat man ihm ein Denkmal gesetzt?" "Na, der war doch sehr beliebt." Da brach ich meine Fragestunde ab. Die edlen Herren "von der Altstadt" hätten wissen müssen, dass ihm das Standbild nicht gewidmet wurde. Er ließ es sich selbst errichten. Natürlich noch zu Lebzeiten. Das im Sockel gemeißelt war: "Posuit Grata Civitas" (Die dankbare Bürgerschaft) war den edlen Altstädtern so neu wie die Bilder vom Mars.
So lasse ich hier Hans von Jan Wellem erzählen.
Johann Wilhelm II wurde 1658 als erster Sohn des in Düsseldorf und Neuburg residierenden Pfalzgrafen Philipp Wilhelm geboren. Gestorben ist er 1716 in Düsseldorf.
Er war sehr volksnah. Auf seinen Reisen hörte er sich die Klagen von Bürgern und Bauern an. So wurde er bald liebevoll "Jan Wellem" genannt. Er ist in Düsseldorf aufgewachsen. Bei den Jesuitenpatres erhielt er eine strenge und gute Ausbildung. Er beherrschte Latein, Französisch, Italienisch und Spanisch. Durch seine Geschwister hatte er enge Verwandtschaft mit den wichtigsten deutschen und europäischen Fürstenhöfen. Die jüngeren Brüder wurden zu Bischöfen geweiht. Durch die ältere Schwester Eleonore Magdalena Theresia und seine erste Gemahlin Erbherzogin Maria Anne, eine Schwester von Kaiser Leopold II, war Jan Wellem mit dem Kaiser doppelt verschwägert. Seine erste Gemahlin starb 1698 in Wien
In der zweiten Ehe mit Anna Maria Luisa di Medici ließ er die Residenz Benrath zu einem Jagdschloss ausbauen.
Seine zweite Gattin war eine kluge, musikalisch begabte Gefährtin. Mit ihrer Mitgift half sie Jan Wellem oft aus der finanziellen Notlage. So konnte er 1696 ein Opernhaus auf der Mühlenstraße bauen. Seine Gemäldesammlung errang Weltruhm. Goethe, Schiller und Heine waren des Lobes voll.
Jan Wellem unterhielt Botschaften in Wien, Rom, Prag, Madrid, Paris und Brüssel. Er fühlte sich als europäischer Fürst. Seine Stadt Düsseldorf vergrößerte er fast auf das Dreifache. Da trat schon der Mietwucher auf. In einer Verordnung von 1706 ging er dagegen an.
Jan Wellem war allen schönen Künsten geneigt. Mit den Künstlern zechte er manche Nacht in dem Wirtshaus zur Canon trinkfest durch. Die wenigen Kneipen brauten alle ihr eigenes Bier. Auch Weinreben wurden gepflanzt. Doch der Ertrag war zu sauer. Da ließ man es sein. Karneval wurde auch gefeiert.
Nicht umsonst hatte er sich um die Errichtung seines Denkmals gesorgt, und nicht umsonst ist dieses Denkmal heute das Wahrzeichen der Altstadt. Es steht im gerechten Ausmaß auf dem rechten Platz: Im Herzen der Stadt!
In der Kirche St. Andreas hat der Kurfürst seine ewige Ruhe gefunden.
Nachzutragen ist noch, der Schöpfer des Reiterbildes war Gabriel de Grupello.
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